William Faulkner

Schall und Wahn

Roman. Deutsche Ausgabe
Cover: Schall und Wahn
Rowohlt Verlag, Reinbek 2014
ISBN 9783498021351
Gebunden, 384 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert. Faulkner schildert das Schicksal der Familie Compson über drei Jahrzehnte, beginnend mit dem kornblumenäugigen Benjy, Benjamin Compson, dem geistig behinderten Sohn des Hauses. Am 7. April 1928, Karsamstag, ist er 33 Jahre alt und beweint eine geknickte Narzisse wie den Jahre zurückliegenden Weggang seiner Schwester Caddy. Benjy kennt kein Gestern, Heute, Morgen, er ist, wenn man so will, auf ewig in der Gegenwart gefangen. Für den ältesten der drei Brüder, Quentin, ist 1910 der letzte Tag in Harvard angebrochen. Er prüft sein geistiges Erbe, ordnet den spärlichen Nachlass und findet kaum Gründe, die ihn noch ans Leben binden. Und so fällt schließlich Jason, dem jüngsten der drei Compson-Söhne, die Rolle des Familienvorstands zu eine Rolle, die er kaum ausfüllen kann. Die Osterglocken läuten das Schlusskapitel ein. Dilsey, die schwarze Hausangestellte, ist, neben Benjy, die heimliche Heldin, der Wärmepunkt dieses Buchs. Vergeblich versucht sie die auseinanderdriftenden Charaktere zusammenzuhalten. Allein Caddys 16-jährige Tochter wird, so scheint es, dem untergehenden Hause Compson mehr oder minder ungebrochen entkommen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.09.2014

Rezensent Friedhelm Rathjen singt eine Hymne auf die virtuose Übersetzung Frank Heiberts von William Faulkner 1929 erschienenem Roman "Schall und Wahn".  Als amerikanischen James Joyce bezeichnet der Kritiker Faulkner, der mit viel Mut, Experimentierfreude aber auch bewundernswerter Sicherheit mit Sprache, Perspektive, Innen- und Außenwelten zu spielen vermag. Und so liest Rathjen begeistert dieses brillante Familienporträt um den Untergang einer amerikanischen Südstaaten-Familie der Zwanziger Jahre. Der Rezensent lobt Faulkners Schilderungen archaischer Gewalt, "wuchtiger Sexualität" und in einem "Firnis aus Ehre und Bigotterie"  überzogener Boshaftigkeit und erlebt hier neben Inzest und Wahnvorstellungen eine menschliche Hölle. Ganz hingerissen vermerkt der Kritiker auch, wie es Faulkner gelingt, Ordnung in das erzählerische Chaos zu bringen. Nicht zuletzt würdigt Rathjen die Übersetzung als "Quantensprung", die Faulkner voll und ganz gerecht wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.08.2014

William Faulkners "Schall und Wahn", das "Monster", wie es Faulknerianer aufgrund seiner Komplexität liebevoll nennen, breitet den Niedergang der amerikanischen Südstaaten und einer Familie aus, berichtet Christopher Schmidt in einer umfangreichen Besprechung. Allgegenwärtig sind die rhythmisierenden Instanzen, so der Rezensent: überall ticken Uhren, hämmern Golfschläge, läuten Glocken, während die Taschenuhr, die Quentin von seinem Großvater geerbt hatte, stillsteht, und die Standuhr im Haus der Familie nur einen Zeiger hat, der zu grob für das fein gewordene Raster der Zeit ist, erklärt Schmidt, der Fluss, die "Übermetapher für das Vergehen der Zeit", fließt weiter, die Familie bleibt an Ort und Stelle. Der Verfall ist unvermeidlich, weiß der Rezensent, aus den Perspektiven der Familienmitglieder wird er geschildert, in einer stilistischen Vielfalt und Virtuosität, die Schmidt staunen macht. Das erste Kapitel, das aus der Sicht des geistesschwachen Benjy geschrieben ist, ist das schwierigste, warnt der Kritiker. Die Ebenen überlappen sich, weil Benjy, der jüngste Sohn, die Zeit nicht beherrschen kann, und im Wust der Eindrücke und Emotionen keinen anderen Halt findet, erklärt Schmidt. Es kann gut sein, dass man dieses Buch wirklich viermal lesen muss, wie Faulkner es jenen empfahl, die es nach der dritten Lektüre noch nicht verstanden hatte, verrät der Rezensent.
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