Will Self

Wie Tote leben

Roman
Cover: Wie Tote leben
Luchterhand Literaturverlag, München 2002
ISBN 9783630871141
Gebunden, 447 Seiten, 24,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Klaus Berr. Will Selfs schwarzer Roman ist eine Satire auf das Leben im allgemeinen und den Tod im besonderen und Lily Blooms innerer Monolog eine wütende, scharfsinnige Abrechnung mit dem zwanzigsten Jahrhundert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.07.2003

"Hier wird erst dann gelacht, wenn man gar nichts mehr zu lachen hat", fasst Rezensent Joachim Otte das poetische Programm des Romans, in dem Will Self eine tote Frau "von ihrem Leben, ihrem Tod und ihrem Leben nach dem Tod" erzählen lässt. In Ottes Augen hat Self den Zusammenhang von "Witz und Depression" auf "geradezu erschreckende Weise" verinnerlicht, so dass der schwarze Humor auch durch die Seiten dieses Buches "wie ein teeriger Styx" fließt. Das Ganze oszilliere wie immer bei Self "zwischen infantil und bitterböse", meint Otte, sei aber immer geistreich und "meist mit Oxford-Bildung unterfüttert", so dass er dem Autor vorbehaltlos attestieren mag, mit dem Roman einen veritablen "Beitrag zur Wissensbildung über die Profanität des Jenseits" geliefert zu haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.10.2002

"Nicht schön, aber lustig" meint Stephan Maus zunächst noch zurückhaltend, doch dann geht die Begeisterung mit ihm durch. Dieser Roman über die Untote Lily Bloom, die sich nach ihrem Ableben durch Lungenkrebs in einem Jenseits wiederfindet, das "so bürokratisch wie ein Einwohnermeldeamt" und zudem noch in eine graue Londoner Vorstadt verlegt ist, bringt den Rezensenten zum Schwärmen. In dem buchfüllenden Monolog der Protagonistin erkennt er Parallelen zu Joyces' Molly-Bloom-Monolog, doch hier ist, wie er meint, das Balladenhafte der Molly gänzlich in "bissigen rotzigen Punk" gewendet. Dass sich das Buch, bei aller umwerfenden Komik, nicht einfach nur als "flotte Satire über Gott und die Welt" entpuppt, sondern vielmehr als "pulsierendes Universum einer bewegenden menschlichen Komödie", rechnet Maus dem britischen Autor hoch an. Er ist hingerissen von dessen "genialisch überhitzten Dramaturgie", seinem sprachlichen Witz, und seinen "originellen Bildern", wobei ihn letztere sehr an Thomas Pynchon erinnern. Ein besonderes Lob erhält der "originelle Erzählrahmen", denn Lily sitzt während ihres Monologs in einem Wartezimmer, und wartet darauf, dass ihr "Antrag auf Wiedergeburt" positiv entschieden wird.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.08.2002

Eine Frau, die nach ihrem Dahinschneiden weiterlebt, und zwar genauso dröge wie zuvor - das Grundkonzept des Romans erscheint Angela Schader durchaus reizvoll. Nicht zufrieden ist sie allerdings damit, was der auf provokante Themen geeichte britische Autor Willi Self daraus gemacht hat. Leider, klagt die Rezensentin "überkleistert" Self eine gute Idee "mit wilden und nicht immer geglückten inhaltlichen und sprachlichen Arabesken und Tentakeln, in denen sich der Leser öfters ermüdet". Wo der Autor die Parallelen des Daseins von Toten und Lebenden, die immergleichen Verrichtungen des Alltags darstellen will, hätten "Wiederholung, Langeweile und Formlosigkeit" zwar durchaus ihre Berechtigung, gibt Schader zu. Insgesamt aber würden die zahlreichen "Sprachmacken" und etlichen "schwachsinnigen" Wortspiele dem Roman aber nicht gut tun. Da helfe auch der stellenweise aufblitzende Witz des Autors nichts mehr: die Rezensentin wünscht sich ein "Korsettchen", um die sprachlichen Entgleisungen "da und dort ein wenig in die Schranken zu verweisen".
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