Wigbert Benz

Paul Carell

Ribbentrops Pressechef Paul Karl Schmidt von und nach 1945
Cover: Paul Carell
Wissenschaftlicher Verlag Berlin (wvb), Berlin 2005
ISBN 9783865730688
Kartoniert, 112 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Paul Karl Schmidt alias Paul Carell hat mit seinen Bestsellern zum 2. Weltkrieg das Bild vom Krieg der Wehrmacht als sauberen, kameradschaftlichen und heldenhaften Kampf geprägt. Als politischer Journalist schrieb er u.a. in der ZEIT zu den Ursachen beider Weltkriege, im SPIEGEL zur Reichstagsbrandkontroverse, in der WELT zur Verteidigungsbereitschaft der Bundeswehr. Vor 1945 war er der jüngste Gesandte I. Klasse bzw. Ministerialdirigent im NS-Regime. Er leitete die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes und hatte wesentlichen Anteil an der Auslandspropaganda des Regimes. In diesem Zusammenhang machte er propagandistische Vorschläge zur Rechtfertigung der Deportation von Juden aus Budapest 1944. Der Autor analysiert das Wirken Schmidt-Carells von den 30ern bis in die 90er Jahre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.12.2005

Paul K. Schmidt zeichnet sich für Rezensent Matthias Arning gegenüber seinen Nazi-Kollegen durch eine "bemerkenswerte Kontinuität" nach 1945 aus. Insbesondere in seinem Buch "Unternehmen Babarossa", aber auch in seiner sonstigen publizistischen Tätigkeit unter dem Pseudonym Paul Carell habe er die Wehrmacht "verklärt" und ihre Verbrechen ausgeblendet. Wigbert Benz liefere nun eine hilfreiche biografische "Skizze" für diesen auch nach 1945 gewissermaßen weiterarbeitenden Pressechef des nationalsozialistischen Auswärtigen Amtes unter von Ribbentrop. Im Kern von Benz' Studie, so der Rezensent, stehe aus "guten Gründen" Schmidts propagandistische Beteiligung am Judenmord in Ungarn 1944. Paul K. Schmidt habe damals seine Kollegen in Ungarn gebeten, die geplante Judenermordung doch durch fingierte Sabotage- oder Umsturzpläne zu tarnen, wegen der "heftigen Reaktion im Auslande". Wenn der Autor solche Vorschläge Schmidts als "Holocaust PR" bezeichne, hält der Rezensent dies jedoch für eine "unglückliche", weil zu "flapsige" Formulierung, die darüber hinaus im Hinblick auf die Studie "unangemessen" wirke.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.10.2005

Jürgen Zarusky lobt in seiner knappen Besprechung dieses Buches über Paul Carell, der als Paul Karl Schmidt unter den Nazis Pressechef des Auswärtigen Amts war und nach dem Krieg als Sachbuchautor und Journalist eine zweite sehr erfolgreiche Karriere machte, als "aufschlussreichen Beitrag" zur "Erinnerungskultur" im Nachkriegsdeutschland. Den Werdegang Carells sieht der Rezensent anhand von "neuralgischen Punkten" anschaulich beschrieben, wenn er auch "bezweifelt", dass die missglückte redaktionelle Tätigkeit für den Spiegelredakteur Fritz Tobias während seiner "Reichstagsbrandserie" unbedingt dazugehört.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.2005

Nicht ganz zufrieden ist Rainer Blasius mit dieser Studie von Wigbert Benz, die dem Wirken von Ribbentrops Pressechef Paul Karl Schmidt nachgeht. Blasius berichtet über Schmidts Karriere in der Presse- und Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amts und über die von ihm betriebene Auslandspropaganda sowie seine Notizen für Außenamtsstaatssekretär Steengracht von Moyland, wie "äußere Anlässe und Begründungen" für Verfolgung und Deportation der Budapester Juden zu schaffen seien. Weiter berichtet er über Schmidts Karriere nach 1945, als dieser unter dem Pseudonym Paul Carell zahlreiche Artikel für "Zeit", "Spiegel", "Kristall" und "Welt" veröffentlichte und mit wehrmachtsverklärenden Büchern wie "Die Wüstenfüchse. Mit Rommel in Afrika", "Sie kommen! Die Invasion der Amerikaner und Briten in der Normandie 1944" und "Unternehmen Barbarossa. Der Marsch nach Russland" enorme Erfolge feierte. Benz trete plumpen Reinwaschungsversuchen entgegen und hebe hervor, dass Carells prägender Einfluss auf das Weltkriegs- und Wehrmachtsbild von ganzen Leser-Generationen weiterer Untersuchungen bedarf. Blasius moniert an der Studie, dass sie "eher im Stil einer Anklageschrift" daherkommt. Zudem hält er sie für "leicht" überfrachtet mit "Verschwörungstheorien bis hin zur Reichstagsbrand-Kontroverse".
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