Walther Hofer, Herbert R. Reginbogin

Hitler, der Westen und die Schweiz 1936- 1945

Cover: Hitler, der Westen und die Schweiz 1936- 1945
NZZ libro, Zürich 2001
ISBN 9783858238825
Gebunden, 686 Seiten, 52,00 EUR

Klappentext

Die Historiker Walther Hofer und Herbert R. Reginbogin zeigen in ihrem Buch, dass die Haltung der Schweiz im Zweiten Weltkrieg nur unter Berücksichtigung des historischen Umfeldes gerecht beurteilt werden kann. Walther Hofer zeigt im ersten Teil des Buches, dass dieses Umfeld in den Jahren 1936?1939 durch die Aggressivität der deutschen und die Passivität der westlichen Politik gekennzeichnet war. Der zweite Teil des Buches, verfasst von Herbert R. Reginbogin, behandelt die Auswirkungen der wirtschaftlichen und finanziellen Verflechtungen der Demokratien USA, England und der Schweiz mit der Nazidiktatur, also zwischen "Enemies and Friends" 1938?1945.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.03.2002

Mit Fachkompetenz, politischem Engagement und in einen gut lesbaren Stil ist diese "Abrechnung" mit der Appeasement-Politik Großbritanniens und Frankreichs verfasst, begeistert sich der Schweizer Historiker Urs Bitterli. Er betont, dass mit diesem Werk nicht der NS-Staat entlastet werden soll, vielmehr wolle der Berner Historiker Walther Hofer aufzeigen, wie sich das Appeasement der Westmächte auf die Schweiz ausgewirkt hatte. Das Buch ist zwar keine Revision der bisherigen Forschung, setzt aber "neue Akzente" und regt zum Nachdenken an, lobt Bitterli. Hofer habe die Quellensammlungen in Edgar Bonjours Neutralitätsgeschichte und Band XII der Documents Diplomatiques Suisses, Paul Widmers 'Schweizer Gesandtschaft in Berlin', weitere neue Fachliteratur und zahlreiche Schweizer Presseartikel und diplomatische Berichte aus den 1930er- und 40er Jahren durchforstet, informiert der Rezensent. Nur Hofers "stark personalisierende Geschichtsschreibung" wird kritisiert: Wie Hofer etwa mit Neville Chamberlain umgeht, dass scheint dem Rezensenten nicht angemessen. Wenn in Hofers Studie der Eindruck erweckt wird, die Schweizer hätten die "Weltlage insgesamt hellhöriger und zutreffender beurteilt" als der Rest der Welt, dann erhebt Bitterli nicht wirklich Einspruch, sondern warnt nur davor, in "Selbstgefälligkeit" zu verfallen. Auch gegen den Wunsch des Autors, mit seinem Werk der "Verunsicherung, die unser nationales Geschichtsbewusstsein in jüngster Zeit erfuhr", zu begegnen, hat der Rezensent nichts einzuwenden. Schließlich werde die Schweiz hier nicht von Schuld reingewaschen, behauptet Bitterli, sondern Hofer zeige überzeugend auf, "dass, wenn von einer politischen Schuld der Schweiz pauschal überhaupt gesprochen werden kann, diese Schuld eine Folge politischer Entwicklungen war, auf die das Land keinen Einfluss nehmen konnte". Na, dann ist ja wieder alles gut.