Volker Gebhardt

Das Deutsche in der deutschen Kunst

Cover: Das Deutsche in der deutschen Kunst
DuMont Verlag, Köln 2004
ISBN 9783832159597
Gebunden, 556 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Ein Gang durch die Geschichte der deutschen Kunst. Die romanischen Kirchen, das bayerische Rokoko, die Malerei Dürers, Grünewalds, Caspar David Friedrichs und Max Beckmanns: in diesen Namen erkennen wir den Inbegriff deutscher Kunst. Doch die unheilvolle deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, die Vereinnahmung des "Deutschen" durch die Nationalsozialisten machen den vorurteilsfreien Blick auf die eigene Kunst unmöglich. Die Kunsthistoriker der Nachkriegszeit mieden die belastete Fragestellung. Erst nach 1989 veröffentlichten Robert Suckale sowie Heinrich Klotz und Martin Warnke wieder Überblicksbände und mit den Beiträgen von Hans Belting, Jean Clair und Werner Hofmann wurde eine Kontroverse entzündet.
Vor diesem veränderten Hintergrund wagt Volker Gebhardt eine erneute Annäherung aus der Sicht der jüngeren Generation. Sein analytischer Zugriff isoliert Einzelmotive, wie den "Deutschen Wald" oder die "Piet als Andachtsbild", und Stilkonstanten, wie Gotik oder Rokoko, von größter Aussagekraft und verfolgt deren Wandlung und Geschichte. Von spätgotischen Pflanzengewölben und dem undurchdringlichen Dickicht in den Bildern eines Albrecht Altdorfer, zum Missbrauch als Ausdruck arischen Deutschtums im Nationalsozialismus bis in die kritische Wiederaufnahme der Nachkriegszeit durch Joseph Beuys und Anselm Kiefer sieht Gebhardt etwa die Entwicklung des Themas "Wald" in der deutschen Kunst.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.11.2004

Der Titel dieses Bandes hat den Rezensenten Martin Warnke zunächst ganz außerordentlich skeptisch gestimmt - denn wozu eine solche Fragestellung heutzutage gut sein soll, das kann er sich nicht recht erklären. Das Buch selbst aber bespricht er dann ganz freundlich, denn es ist in erster Linie "eine flüssig und klug geschriebene Geschichte der Kunstentwicklung innerhalb jetziger und früherer deutscher Grenzen". Zwar ist die Erzählung der Entwicklungen nicht durchweg überzeugend gelungen - wettgemacht werde das eine oder andere überflüssige "Verrechnungsspiel" aber durch einen "genialen Kunstgriff" des Autors. Der informiere nämlich in Einschüben immer auch über die Rezeptionsgeschichte und lege damit etwas wie eine Kunstgeschichte vor, "die sich selbst durch Bewusstmachung ihrer Entstehungsbedingungen problematisiert". Da verschlägt es dann nicht so viel, dass Gebhardts Lieblingsbegriff der "Abstraktion" sehr vage bleibt und dass auch die transhistorische Verfolgung von Topoi wie "Der deutsche Wald" oder "Pietà" den Rezensenten nicht recht befriedigen kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2004

In keiner Weise überzeugt zeigt sich Rezensentin Valeska von Rosen von dieser Studie Volker Gebhardts, die sich auf die Frage nach dem Deutschen in der deutschen Kunst kapriziert. Dass diese Frage bei den jüngeren Standardwerke zur deutschen Kunstgeschichte keine Rolle spielte, räumt die Rezensentin bereitwillig ein, bestreitet aber zugleich, dass sie, wie Gebhardt unterstellt, einem internalisierten Denkverbot der Nachkriegsgeneration zum Opfer gefallen sei. Ohnehin hält sie den Erkenntniswert dieser Fragestellung für recht gering. Wie wenig sinnvoll die Frage nach dem Wesen der deutschen Kunst sei, erklärt Rosen, erweise sich an Gebhardts schlichten Antworten: Deutsch sind für ihn der deutsche Wald der Donauschule und ein paar formale Merkmale wie die Tendenz zur Abstraktion und Expression sowie die ausgeprägte Darstellung von Charakteren, informiert Rosen. Gebhardts Studie krankt ihrer Ansicht nach durchgehend an der "Substanzlosigkeit in der Analyse". Auch Gebhardts "Selbstsicherheit im Urteil" findet die Rezensentin "ermüdend". Und "besonders störend" fand sie, dass der Autor jene Parameter, mit denen er "so nonchalant" hantiere, nämlich Nation und Staat, Volk und Reich, gänzlich unreflektiert lässt.
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