Ulli Lust

Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein

Graphic Novel
Cover: Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518468135
Kartoniert, 367 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Ulli Lust erzählt die heftige Geschichte einer ménage à trois, einer utopischen Liebe, die in Besitzanspruch und Gewalt umschlägt, eine Geschichte der sexuellen Obsession, der Geschlechterkonflikte und der Selbstbefreiung - ihre Geschichte. Sie erzählt in diesem autobiografischen Comic, wie sie als junge, lebensgierige Anarchistin im Wien der neunziger Jahre eine Zukunft als Künstlerin aufzubauen versucht - und von ihrer Liebe zu zwei Männern: dem zwanzig Jahre älteren "perfekten Gefährten" Georg, Schauspieler, und dem "perfekten Liebhaber", dem nigerianischen Lebemann Kimata. Dessen fehlende Aufenthaltsgenehmigung legt, trotz Ullis Bedenken, eine einzige Lösung nahe: Es muss geheiratet werden. Zugleich führt Kimatas Eifersucht immer öfter zu Gewaltausbrüchen, die zunehmend ihr Leben bedrohen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.01.2018

Christian Gasser scheint beeindruckt von der Offenheit, mit der Ulli Lust in ihrem Comic eine beinahe fatale autobiografisch inspirierte Ménage-à-trois rekapituliert. Direkt, skizzenhaft, dringlich und von ungeheurem Sog scheinen ihm die Zeichnungen im Band, mit denen die Autorin die Abgründe der Liebe und des Eros jenseits von Alters- und Kulturgrenzen erkundet. Die Themen Selbstbestimmung, Elternschaft, ethnische Vorurteile schlägt Lust laut Gasser an, ohne sich als Opfer zu zeichnen. Dass die Autorin sich auch zu ihren Fehlern, kulturellen Vorurteilen und Ambivalenzen bekennt, findet er bemerkenswert. Schade nur, meint er, dass die stereotype Inszenierung sexueller Ekstase im Band der Intensität des Ganzen eher abträglich ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.10.2017

Rezensent Thomas von Steinaecker zieht den Hut vor dem Mut der österreichischen Comiczeichnerin Ulli Lust, die auch in ihrer neuen Graphic Novel ohne Scheu aus ihrem Leben erzählt. Wie bereits der Vorgänger "Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens" entfalte auch dieser Fortsetzungsband eine enorme Sogkraft durch die Mischung aus detaillierten "Splash-Panels" und reduzierten "atmosphärischen" Bildern, in denen Lust in "schmerzvoller Genauigkeit" von ihrer Dreiecksbeziehung mit einem älteren Kleindarsteller und dem sexbesessenen Nigerianer Kimata erzählt, der sie eines Tages mit einem Messer bedroht, lobt Steinaecker. Trotz aller Poesie, mit der Ulli Lust die Liebesbeziehung zwischen Kimata und ihr illustriert, kann der Rezensent mit den Sexszenen allerdings nicht viel anfangen: zu platt, pornografisch und "fantasielos", findet er. Und wenn die Autorin Kimata schließlich zum gewalttätigen "Schwarzen mit dem großen Schwanz" reduziert, entdeckt der Kritiker dort, wo Lust sonst durch feinfühlige Analyse und Subtilität besticht, nur rassistische Stereotype.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.09.2017

Mit der Fortsetzung ihrer Comic-Autobiografie gehört Ulli Lust nun endgültig zur internationalen Spitzenklasse des Genres, verkündet Andreas Platthaus, annähernd vergleichbares kennt er bisher nur aus den USA. "Wie ich versuchte, ein Mensch zu sein" schließt stilistisch logischerweise stärker an den ersten Teil von Lusts Autobiografie an als an das zuletzt erschienene "Flughunde", der Comic ist ein "Selbstporträt mit bedingungslosem Mut zur Entblößung", in dem Lust von ihren Sex- und Liebesleben in Wien erzählt, so der Rezensent. Der Masochismus zahlt sich aus, findet Platthaus, Lusts neuer Comic sei geradezu "schockierend" intensiv.
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