Tom Kummer

Nina & Tom

Roman
Cover: Nina & Tom
Blumenbar Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783351050351
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

So jemanden wie Nina hat Tom noch nie gesehen: Sie sieht aus wie ein Knabe und hat diesen Gangsterblick, der keine Schwächen zulässt. Er selbst bastelt Feuerbomben und inszeniert Geschichten, die wie die Wahrheit klingen. In Barcelona lernen sie sich kennen, in Berlin experimentieren sie mit Sex, Pop und Drogen, und in L. A. gründen sie eine Familie. Nina & Tom sind das ungleiche Paar, das nur die Extreme kennt. Doch nun, nach dreißig gemeinsamen Jahren, ist Nina krank. Sie wird sterben. Und niemand kann sie davon abhalten, ihre letzten Tage in Freiheit zu verbringen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.04.2017

Schade, dass sich über Tom Kummers Schreibverfahren keine offene Diskussion führen lässt, bedauert Philipp Theisohn. Stattdessen weisen Kritiker mit reflexhaftem Enthüllungsgestus Plagiate nach, während der Verlag mit der Bedachtheit der Rechtsabteilung nichtssagende Phrasen drischt. Beides wird der radikalen Haltung des Autors nicht gerecht, der sich, das Wissen um seine Journalistische Vorgeschichte voraussetzend, ganz aufs Spiel setzt, meint der Rezensent. Wenn Kummer hier den Krebstod seiner Frau Nina verarbeitet, dann stößt auch seine dem Gonzo-Journalismus entlehnte Erzählhaltung an die Grenze echten menschlichen Schicksals, so Theisohn: "Nicht pietätlos. Herzzerreißend."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.04.2017

In Tom Kummers autobiografischem Roman "Nina und Tom" geht es mitunter ziemlich "drastisch" zu, warnt Rezensent Tobias Kniebe, der hier schon zu Beginn liest, wie der Autor seiner an Krebs sterbenden, "röchelnden" Frau aus Sehnsucht nach dem wilden Sex der Vergangenheit die Hand zwischen die Beine schiebt. Und doch ist der Kritiker beeindruckt von der bedingungslosen Offenheit, mit der Kummer den Sterbeprozess und alle Intimitäten des Familienlebens detailreich ausleuchtet. Wäre der Autor, der als Journalist für seine gefälschten Interviews berühmt wurde, ganz bei sich geblieben, hätte das einen grandiosen Roman ergeben, meint Kniebe. Leider neigt Kummer aber nicht nur dazu, die exzessive, party- und drogenreiche Liebesgeschichte des Paares zwischen Berlin und Barcelona "großkotzig" auf "Sid & Nancy"-Niveau aufzublasen, sondern klaut auch ganze Passagen aus Romanen von Frédéric Beigbeder, Richard Ford und anderen, klagt der Rezensent. Das ist bedauerlich, denn wunderbar "trocken" und "kohärent" kann Kummer auch selbst schreiben, wie Kniebe hier lernt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2017

Rezensent Jens Jessen ist ebenso überrascht wie beruhigt: Tom Kummer, berühmt für seine Fake-Interviews, hat einen Roman geschrieben und der ist richtig gut. Erzählt wird die autobiografisch gefärbte Geschichte von Tom und Nina, die sich in selbstzerstörerischem Liebestaumel in Barcelona begegnen, Partys und Drogen im Westberlin der achtziger Jahre exzessiv erleben und schließlich ein exzentrisches, aber ruhiges Familienleben in L.A. führen bis Nina nach einem monatelangen Kampf an Krebs stirbt. Wie Kummer die märchenhaft-romantischen Momente mit den bewegenden und grausamen Einzelheiten des Sterbeprozesses verknüpft, hat den Kritiker schwer beeindruckt. Dass Kummer zunächst als peniszentrierter, machohafter Vertreter einer "neuen deutschen Schwanz-Literatur" auftritt, kann der Rezensent schnell verzeihen: Kummer beweist Sinn für "abgründige" Ironie, ein "makelloses" Erzähltalent und Witz, lobt er.
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