Tobias Rüther

Herrndorf

Eine Biografie
Cover: Herrndorf
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783737100823
Gebunden, 384 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Wolfgang Herrndorf hat mit seinem Roman "Tschick" weltweit Herzen erobert, sein früher Tod - die Krebsdiagnose, die Entscheidung, sich das Leben zu nehmen - berührt bis heute viele Menschen. Wer Wolfgang Herrndorf war, erzählt Tobias Rüther in dieser Biografie. Er folgt Herrndorf von der Kindheit in Norderstedt über das Kunststudium in Nürnberg bis nach Berlin - und in die letzten Jahre mit der Krankheit, in denen die Romane "Sand" und "Bilder deiner großen Liebe" entstanden und die Herrndorf in seinem Blog "Arbeit und Struktur" festgehalten hat, einer einzigartigen Chronik des Lebens und Schreibens. Basierend auf zahlreichen unveröffentlichten Dokumenten und Gesprächen mit Familie, Freunden und Weggefährten beleuchtet Rüther alle Facetten Herrndorfs, auch die bisher weniger bekannten: Er zeigt den Künstler, der Astrophysik und niederländische Malerei liebte, Fußball, Nabokov und Stendhal, den Akribiker, Romantiker und MacBook-Bewohner, den begabten Maler und "Titanic"-Illustrator. So entsteht das Porträt eines außergewöhnlichen Menschen, der trotz der kurzen Zeit, die ihm blieb, ein großes Werk schuf - und bis zuletzt sein Leben selbst bestimmte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.08.2023

Heiligenverehrung wittert Rezensent Paul Jandl zunächst in dieser Biografie, die ihm auch zu kleinteilig erscheint. Aber dann packt sie ihn doch, weil es Autor Tobias Rüther um etwas geht: Das Altmodische an Wolfgang Herrndorf zu erklären, oder vielmehr: seine Verehrung des Altmeisterlichen, dem er in Bildern und Büchern seine Reverenz erwies. Und so begleitet Jandl mitfühlend den Lebensweg dieses "trainingsjackentragenden Streuners der Romantik", der viel zu früh an einem Gehirntumor starb. Die Verzauberung, die Herrndorf in seinen Büchern suchte, überträgt sich auch mit dieser Biografie auf den Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.08.2023

Rezensentin Marie Schmidt zollt Tobias Rüther großen Respekt für das Taktgefühl, mit dem der Journalist und FAS-Kollege den verstorbenen Schriftsteller porträtiert - obwohl dieser sich in seinem Testament explizit gegen die "Verwertung" seines Nachlasses von Journalisten und Germanisten ausgesprochen hatte. Schmidt verzeiht diese Missachtung unter Absprache mit Herrndorfs Familie aber gerne, denn Rüther behandle das Material mit enormem Fingerspitzengefühl, nehme sich bis auf wenige, gut überlegte Thesen sehr zurück und beschreibe stattdessen einfach das Bild des Künstlers, wie Freunde und Familie es zeichnen: vom Aufwachsen in einer "statischen" Zeit in Norderstedt über das durchwachsene Studium an der Kunstakademie in Nürnberg in den achtziger Jahren bis zur Entwicklung zum Autor und seiner Krebsdiagnose, auf die der Erfolgsroman "Tschick" folgte. Dabei werde deutlich, wie Herrndorf sich an Vorbildern abarbeitete, wie er künstlerisch missverstanden wurde und wie er schon "sein eigener Germanist" war, wie Schmidt Rüther zitiert. Für die Kritikerin ein unverstellter Blick auf den Autor und ein "Muster an anteilnehmender Distanz".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.08.2023

Ein Künstler, dessen Nachname als "Markenzeichen" funktioniert, der hat es in die erhabenen Sphären der Kultur geschafft, hält Rezensent Florian Eichel angesichts der von Tobias Rüther verfassten Biografie Wolfgang Herrndorfs fest, bei der ebenfalls der Zuname als Titel reicht. Ausführlich erzählt Rüther aus dem Leben des "Tschick"-Autors, manchmal mit allem Detailreichtum etwas zu sehr als "Fan für Fans", findet Eichel, dennoch freut er sich über die kenntnisreichen Schilderungen über den Werdegang Herrndorfs vom legendären Forumsmitglied der "Höflichen Paparazzi" zum Bestseller-Schriftsteller. Besonders überzeugt ihn, wie der Verfasser die letzten Lebensjahre seines Protagonisten bis zu seinem Suizid, geprägt von Tumordiagnose und durchschlagendem Erfolg, präzise und behutsam nachvollzieht. Nicht nur dafür hat es sich gelohnt, dass die Erben Rüther als erstem Zugang zum Nachlass gewährt haben, resümiert der überzeugte Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 19.08.2023

Zehn Jahre nach dem tragischen Tod von Wolfgang Herrndorf hat der Journalist Tobias Rüther eine Biografie über den Schriftsteller veröffentlicht und Rezensent Marc Reichwein ist glücklich. Denn Rüther zeichnet Herrndorf nicht nur mit viel Einfühlungsvermögen, ohne ihn dabei je "hagiografisch" zu verklären, sondern er setzt Herrndorfs Entwicklung zum Schriftsteller in Bezug zu dessen gescheiterter Malerkarriere, erkennt der Kritiker. So liest er hier nach, wie der Schriftsteller, der aus einer leistungsorientierten Sportlerfamilie kam, in der Malerei an seinem Drang zur Perfektion scheiterte - und auch als Literat durch "Anzeichen einer Manie" auffiel: Bevor sein Debütroman "In Plüschgewittern" als Taschenbuchausgabe herauskam, soll Herrndorf ihn an mehr als 500 Stellen korrigiert haben, liest Reichwein. Nicht zuletzt preist er diese Biografie als "Ethnografie" der Schreibszene im Berliner der 2000er Jahre.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.08.2023

Für Rezensent Stephan Wackwitz liegt das Hauptverdienst von Tobias Rüthers Biografie über Wolfgang Herrndorf darin, dem Leser das "Doppelvirtuosentum" Herrndorfs als Maler und Schriftsteller mit "kultursoziologischer Präzision" vor Augen zu führen. Rüther befragt dazu alle wichtigen Zeitzeugen, arbeitet Herrndorfs Entwicklung, sein Arbeitsethos und seine Exzessivität gleichermaßen heraus, schreibt Wackwitz anerkennend.