Thorsten Schmitz

Abraham zwischen den Welten

Ansichten aus Israel
Cover: Abraham zwischen den Welten
Picus Verlag, Wien 2000
ISBN 9783854527268
Gebunden, 132 Seiten, 13,29 EUR

Klappentext

Thorsten Schmitz nimmt den Leser mit in das Land, dessen Schönheit hinter den Tagesnachrichten allzusehr im Verborgenen bleibt und dessen Faszination in jener kulturellen Vielfalt besteht, die zugleich Ursache für lebensbestimmende Konflikte ist. Es ist eine Reise voll der Begegnungen: da gibt es den surfenden Rabbi, der einst am Strand von Malibu als Lifeguard Menschenleben gerettet hat, die vermutlich älteste Chefredakteurin der Welt, die die deutschsprachigen "Israel Nachrichten" produziert, oder Dana, die den Grand Prix d`Eurovision ins Heilige Land holte und früher einmal ein Mann war.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.08.2000

Ulrike Meyer-Timpe kommentiert drei Neuerscheinungen über die Stadt Jerusalem und das Land Israel, die mehr als ein üblicher Reiseführer zu sein behaupten.
1) Batya Gur: "In Jerusalem leben"
Die hierzulande als Krimiautorin bekannte Batya Gur gewährt in ihrem Buch Einblick in die Sicht linker israelischer Intellektueller - eine lohnende Lektüre, meint Ulrike Meyer-Timpe. Besonders das Verhältnis zu Jerusalem, das die im weltoffenen Tel Aviv aufgewachsene Autorin als nach wie vor als zwiespältig beschreibe, gebe Anlass zu verschiedenen Ortserkundungen wie des arabischen oder des orthodoxen Viertels und verschieden ausfallenden Befindlichkeitserklärungen. So empfinde Batya Gur die Kluft zu den orthodoxen Juden als noch größer als zu den arabischen Bewohnern der Stadt. Zwischen den Essays finden sich von der israelischen Autorin eingefügte literarische Texte von Landsleuten. Als Manko der deutschen Ausgabe betrachtet Meyer-Timpe das fehlende Inhaltsverzeichnis und die etwas beliebig wirkende und nachlässig betreute Auswahl der Schwarz-Weiß-Fotos.
2) Thorsten Schmitz: "Abraham zwischen den Welten - Ansichten aus Israel"
Nicht nur als Vorbereitung für einen Israel-Besuch empfiehlt Ulrike Meyer-Timpe die zu einem Buch zusammengefügten Reportagen von Thorsten Schmitz, Korrespondent der Süddeutschen Zeitung. Seine Geschichten orientieren sich an den Menschen seines Gastlandes, schreibt Meyer-Timpe, berichten von Jugendlichen, die sich aus dem orthodoxen Umfeld lösen wollen oder von Kindern amerikanischer Einwanderer, die nicht klarkommen. Ein Besuch bei Amos Oz fehlt ebenso wenig wie die Beschreibung der grellen Yuppie-Szene von Tel Aviv. Leider erfährt man von Meyer-Timpe nichts darüber, ob Schmitz für das Buch auch neue, bislang unveröffentlichte Texte geschrieben hat.
3) Holger Gumprecht: "Israel"
Dieses Buch beschreibt die Rezensentin als das konventionellste unter den drei Neuerscheinungen. Es beschreibt "Literarische Spaziergänge durch das Heilige Land", für die der Herausgeber allerdings gründlich recherchiert habe, lobt Meyer-Timpe. Fast die Hälfte dieser literarischen Porträts von Stadt und Land widmen sich Jerusalem, wohin es viele Schriftsteller - von Flaubert bis Melville, von Gogol bis Mark Twain - gezogen hat. Und nicht alle, so Meyer-Timpe, waren begeistert. Etwas oberflächlich kamen ihr die von Holger Gumprecht, dem Herausgeber selbst stammenden Ortsbeschreibungen vor, die gegenüber den literarischen Erkundungen offensichtlich qualitativ abfallen. Ein Buch zum Weiterlesen anderer Bücher, meint die Rezensentin.