Thomas Bernhard

Meine Preise

Eine Bilanz
Cover: Meine Preise
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518420553
Gebunden, 144 Seiten, 15,80 EUR

Klappentext

Nach Thomas Bernhard kann die Kunst der Übertreibung auch die Form der Untertreibung annehmen. Im Sinne einer solchen Untertreibung muss die Publikation von "Meine Preise" als Sensation gelten: Zum 20. Todestag im Februar 2009 wird diese Prosaarbeit erstmals veröffentlicht. Bernhard hat sie 1980 fertiggestellt, zu Lebzeiten aber nie publiziert. Der Text gliedert sich in neun Kapitel und einen Anhang. Zornig Rückschau haltend, zieht Bernhard darin eine Bilanz der ihm verliehenen Literaturpreise. Detailliert schildert der begnadete Komiker die Tragödien, zu denen sich die Überreichung seiner Literaturpreise jeweils entwickelte. Ob Bremer Literaturpreis, ob Staatspreis für Roman, ob Grillparzer-Preis, ob Georg-Büchner-Preis: Als Auslöser von Skandalen dienten sie dem Geehrten allemal. Für den Autor sind die mit den Preisen verbundenen Geldbeträge aber auch ein Anlass, sich in Abenteuer zu stürzen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.03.2009

Martin Meyer zeigt erfreut Thomas Bernhards bereits 1980 entstandenes Buch "Meine Preise" an, das nun mit einiger Verspätung erscheint. Der österreichische Schriftsteller lässt darin in einzelnen Kapiteln die Geschichte seiner ihm verliehenen Preise Revue passieren, erklärt der Rezensent, der gleichwohl darauf pocht, dass diese Episoden nicht rein autobiografisch zu lesen seien. Wie immer bei Bernhard geht es um die literarische Verarbeitung und die wird im notorisch zornigen "Bernhard-Sound" dargeboten, der sich abgelöst von ihrem Urheber verselbstständigt, meint Meyer. Interessant findet er auch die Entwicklung, die sich von der Entgegennahme des Grillparzer-Preises, bei dem die Frage des Anzugs für Bernhard im Mittelpunkt steht, bis zum Georg-Büchner-Preis abzeichnet, wo der Autor Büchners Aussagen in Beziehung zu den herrschenden Verhältnissen in der Bundesrepublik setzt. Liest man diese Preisverleihungen aber hintereinander, ergibt sich ein "Furioso wörterreicher Wiederholungen", die nicht zuletzt das "Komische ins Leben" zurückholen, so der Rezensent fasziniert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.02.2009

"Perfide Freude" hat dieses posthum aus dem Bernhard-Nachlass publizierte Buch bei Rezensent Adam Soboczynski hervorgerufen, der die darin versammelten Suaden Bernhards über seine Literaturpreise als "überaus kurzweiliges Einfühlungsdrama" gelesen hat. "Bernhard lesen heißt sich befreien vom Prozess der Zivilisation", jubelt der Rezensent mit etwas unübersichtlichem Überschwang angesichts dessen Ausfällen gegen Preise, die sie verleihenden Politiker und den österreichischen Staat. Nichtsdestotrotz meldet Soboczynski veritable Zweifel an, ob es sich bei diesem, vermutlich um 1980 herum verfassten Buch, wirklich um eine Entdeckung handelt und Bernhard das hier verhandelte nicht anderweitig virtuoser beschrieben hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.01.2009

Der Mann passt in die Welt, die er zu Lebzeiten in seinen immergleichen Satzketten angeprangert hat, stellt Rezensent Gustav Seibt mit der Genugtuung dessen fest, der dies immer schon ahnte. Als Corpus Delicti dient ihm das posthum erschienene Buch, das Thomas Bernhard über seine Literaturpreise verfasste und das Seibt "traurig-komisch" fand, weil Bernhard ihm darin wie einer erscheint, der "Staatsknete" ohne Gegenleistung schlicht deshalb wollte, damit sie kein anderer bekam. Das "Österreich-Geschimpfe" findet Seibt abgestanden, manchmal gar peinlich und vor Allgemeinheit "wummernd". Besonders staunt er über Bernhards nachgerade spießige Umsetzung des Preisgeldes in Materielles. Spießigkeit blickt ihm auch in Bernhards Lust am Beleidigen und Erniedrigen anderer entgegen, der er besonders im Rahmen von Preisverleihungen ausgiebig frönte und Seibts Eindruck zufolge fast enttäuscht war, wenn er einmal ebenbürtige Mitpreisträger beziehungsweise Preisverleiher hatte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.01.2009

"Köstlich, traurig und überwältigend" lasen sich für Rezensentin Ina Hartwig viele der in diesem Band versammelten Texte Thomas Bernhards über seine Preise. Auch handelt es sich ihrer Ansicht nach bei den Preisreden um "reine Literatur", und zwar insofern, als der Umstand der jeweiligen Preisverleihung ihrem Eindruck zufolge bloß als Anlass diente, "um ein Füllhorn von typischen Motiven, Emotionen und Anekdoten zu offerieren". Auch zeigt der Band ihr einen Thomas Bernhard, den sie so bisher nicht gekannt hat: "einen erschütternd unfähigen, einen durch öffentliche Rituale vollkommen gelähmten Menschen" nämlich. Manchmal sieht sie in den Texten eine Anekdote sich zur komplexen Erzählung ausweiten. Auch gesteht sie vielen Honoratioren und preisverleihenden Instanzen zu, mit Recht beleidigt gewesen zu sein. Manche Städteporträts findet sie dann aber doch von geradezu "vorzüglicher Ungerechtigkeit".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.01.2009

Ein "köstliches Lesevergnügen" gibt Rezensent Wolfgang Müller zu Protokoll, der Thomas Bernhards posthum erschienene Reflexionen über die Preise, die er bekam, auch als "großartiges, wunderbares Lehrbuch" für alle "ehrgeizigen Schriftsteller und Künstler" gelesen hat, die Wert auf ihren guten Ruf legen. Bernhards unverblümtes Bekenntnis zu seiner Freude über das Geld und die damit verbundene Aussicht auf Zu-Erwerbendes beglückt Müller ebenso wie die bösen Beschreibungen von diversen Personen rund um die Verleihungen und deren Umstände.