Thilo Bode

Die Demokratie verrät ihre Kinder

Cover: Die Demokratie verrät ihre Kinder
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2003
ISBN 9783421056795
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Thilo Bode fordert eine revolutionäre Erneuerung unserer Demokratie. Er schlägt Alarm, weil die politisch Verantwortlichen nicht länger in der Lage sind, im Interesse des Gemeinwohls zu handeln. Nur eine unabhängige Bürgerbewegung kann den Stillstand lösen, weil das System von innen heraus nicht reformierbar ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.05.2003

"Heuchlerischer hätte der Titel kaum sein können", empört sich Rezensent Detlef Gürtler über Thilo Bodes "Die Demokratie verrät ihre Kinder". Denn nach Gürtlers Einschätzung ist es der langjährige Greenpeace-Manager selbst, der sich mit seinen Ausführungen als Propagandist eines technokratischen Ökofundamentalismus erweist und so die Demokratie verrät und das Völkerrecht gefährdet. Bodes Programm umreißt Gürtler folgendermaßen: bei einer Gefährdung des Klimas in einer Region oder einer Bedrohung der Artenvielfalt sollen nach Bode die souveränen Rechte von Staaten beschnitten werden. Notfalls wird einmarschiert. Eine "gruselige Ideologie" findet Gürtler. Da tun sich für ihn doch einige Parallelen zu George Bush auf, der von der Meinung der UNO bekanntlich nicht allzuviel hält.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.04.2003

Thilo Bodes "Die Demokratie verrät ihre Kinder" hat Rezensentin Katharina Rutschky nicht ganz zufrieden gestellt. Dem Buch merkt man ihres Erachtens an, dass es allzu schnell geschrieben wurde. Vor allem die zweite Hälfte ermüde durch Besserwisserei und Durchblickertum, weil der Autor zu allem und jedem noch seine Meinung loswerden müsse, kritisiert die Rezensentin. Bedauerlich findet sie vor allem, dass der langjährige Chef von Greenpeace nicht so ausführlich aus dem Nähkästchen plaudert, wie sie es sich - auch im Hinblick auf den politischen Nachwuchs - gewünscht hätte. Bodes Stärke sieht Rutschky in der Reflexion der Methoden und Ergebnisse, die Greenpeace zu verzeichnen hat. Im Unterschied zu Naomi Klein, die Rutschky ein wenig naiv findet, hält sie den Autor für aufgeklärt, was ihn älteren Lesern wert und teuer mache. So habe Bode zum Beispiel nichts gegen Konzerne, weil er in der Kooperation mit ihnen Chancen der Weltverbesserung erfahren hat, berichtet Rutschky. Alles in allem hat Bode nach Rutschkys Meinung jedoch eine Chance vergeben. "Wirklich schade", resümiert die Rezensentin, "dass Bode sein Buch so sehr aufs Predigen, viel weniger aufs Lehren und Unterrichten angelegt hat."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.03.2003

Wirklich zu meckern hat Mathias Greffrath an diesem Buch nur am Titel, den er viel zu pessimistisch findet. Insgesamt zeigt er sich in seiner eingehenden Besprechung des Buches, das eine Vision des "ökologischen und demokratischen Universalismus" entwickeln möchte, recht angetan. Thilo Bode, der bis 2001 Vorsitzender von Greenpeace war, mache unmissverständlich klar, dass Wählen allein für einen verantwortungsbewussten Bürger "nicht genug" sei, so Greffrath zustimmend. Allerdings bemühe Bode mit seinem Aufruf zum Handeln auch ein "bisschen Verführung", indem er mit den Erfolgen der NGOs gegen mächtige Konzerne das Glück eines "Davids", der sich gegen "Goliath" durchsetzt, beschwört, räumt der Rezensent ein. Der Rezensent findet insbesondere die "Fallstudien", in denen Bode politische Entscheidungsprozesse unter die Lupe nimmt, "gut informiert", wie er am Beispiel des Gesetzes zur Aufklärung der Verbraucher über in Lebensmitteln verwendete Chemikalien demonstriert. Insgesamt seien die Ausführungen nicht "ohne moralisches Pathos" vorgetragen, meint Greffrath, doch das findet er angesichts des Themas auch in Ordnung.