Teresa de la Parra

Tagebuch einer jungen Dame, die sich langweilt

Roman
Cover: Tagebuch einer jungen Dame, die sich langweilt
Manesse Verlag, Zürich 2008
ISBN 9783717521549
Gebunden, 768 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Petra Strien-Bourmer. Als Maria Eugenia nach mehreren Jahren in Europa in ihre Heimatstadt Caracas zurückkehrt, sieht sie sich im Haus ihrer sittenstrengen Großmutter unversehens aller gewohnten Freiheiten beraubt. Ein Leben in eintöniger Abgeschiedenheit ist indessen ihre Sache nicht, und so setzt sie auf ihre in Europa erworbene Bildung, ihre äußeren Reize und die aus Paris mitgebrachten Kleider, um aus der traditionsverhafteten Enge auszubrechen. Mit feinsinnigem Witz entwirft die Autorin ein Bild der gehobenen Gesellschaft von Caracas, die beharrlich an überholten Moralvorstellungen festhält. Unter dem amüsanten Plauderton zeichnet sich die Tragödie einer jungen Frau ab, über deren Leben der Familienrat entscheidet, ohne ihr ein Mitspracherecht einzuräumen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.07.2009

Uwe Stolzmann zeigt sich in seiner knappen Kritik von Teresa de la Parras Roman "Tagebuch einer jungen Dame, die sich langweilt" trotz einiger Einwände wohlwollend. Die kluge und freche Heldin Maria, die nach einer Zeit in Paris wieder nach Caracas zurückkehrt und dort an der Langeweile und den Konventionen leidet, hat große Ähnlichkeiten mit der 1889 als Diplomatentochter in Paris geborenen und 1936 in Madrid gestorbenen Autorin, verrät der Rezensent. Wenn sich das "Tagebuch" der Gelangweilten auch als anstrengendes Plappern und Jammern entpuppt, nimmt der Rezensent dennoch eine "gestalterische Kraft" in diesem Buch wahr. Zudem freut er sich an den bösartigen Kommentaren der Tagebuchschreiberin und lobt insgesamt die klare Figurenzeichnung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.06.2009

Diesen psychologischen Roman hat Hans-Martin Gauger mit Spannung gelesen. Die breit angelegte Geschichte eines Frauen- und Eheschicksals um 1900 in Caracas wartet laut Gauger mit einem Hauch von Madame Bovary auf. Dass Teresa de la Parra mit ihrem Mitleid für ihre Hauptfigur etwas übertreibt, kann er der Autorin verzeihen. Ebenso das formal Traditionelle des Romans. Und wenn es einmal doch sehr "verschwiemelt" zugeht und de la Parra den Abstieg der Figur "mythisch mystisch faselnd" illustriert, freut sich der gütige Rezensent eben an der "vorzüglichen" Übersetzung.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2008

Um die Spuren des Werkes von Teresa de la Parra in der lateinamerikanischen Literatur seit dem Tod der Autorin 1936 weiß Kristina Maidt-Zinke Bescheid. Der sehr verspätet erscheinende Roman, die autobiografisch grundierte und die Konventionen der postkolonialen Gesellschaft attackierende Geschichte der jungen Maria Eugenia ist für sie auch darum höchst reizvoll. Biografische Momente der Handlung und Figuren arbeitet die Rezensentin heraus und erkennt auch die Unterschiede zwischen der kosmopolitischen Autorin und der tragisch endenden Figur. Zu dem im Buch zum Tragen kommenden ästhetischen Programm gehören für Maidt-Zinke Ironie und Selbstironie ebenso wie eine hinter dem Plauderton und der Melodramatik versteckte "bissige Satire". Was die Autorin als Brief beziehungsweise Tagebuchnotate ihrer Figur dem Leser kredenzt, hat der Rezensentin seiner Langatmigkeit wegen manchmal Kraft gekostet. Der Lohn sind blitzende Einfälle, bildgewaltige Reiseschilderungen und Beschreibungen der venezolanischen Landschaft sowie pointenreiche Figurenzeichnungen. Überdies steigt aus all dem für die Rezensentin gut sichtbar ein Bild von den Spannungen zwischen Tradition und Moderne im Lateinamerika des frühen 20. Jahrhunderts.
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