Sylvia Wage

Grund

Roman
Cover: Grund
Eichborn Verlag, Köln 2021
ISBN 9783847900931
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Ein tiefer Brunnen im Keller des Elternhauses. Ein Brunnen, den die Erzählfigur dieser Geschichte, wie sie behauptet, im Alter von elf Jahren selbst gegraben hat. Ein Brunnen, in den sie als Teenager den Vater hinabstieß und jahrzehntelang gefangen hielt. Im Plauderton, mit Lakonie und Leichtigkeit wird diese Familiengeschichte erzählt, parallel zu den Geschehnissen im Haus. Vom herrschsüchtigen Vater, vom Trinken der Mutter, den Lebenswegen der Schwestern und dem eigenen. Aber können wir dem Erzählten überhaupt Glauben schenken?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.08.2021

Rezensentin Katharina Granzin findet "eindrücklich", wie Sylvia Wage in ihrem Roman das Thema Kindheitstraumata behandelt. Denn ob es wirklich hundertprozentig stimmt, was der erwachsene Protagonist hier erzählt, ob er wirklich als Teenager seinen Vater in ein Loch im Keller gestoßen und dort gefangen gehalten hat, weil dieser die Familie tyrannisierte, bleibt hier unklar, so Granzin, auch wenn der Erzählstrom sehr wuchtig und überzeugend daherkomme. Um unzuverlässiges Erzählen geht es dabei aber gar nicht, meint die Kritikerin, weil niemand getäuscht werden solle. Vielmehr sieht sie hier eine Umsetzung des alten Grimm'schen Verfahrens, familiäre Traumata qua Fantasie in eine "farbige Legende" zu verwandeln - was erstaunlicherweise auch heute noch funktioniere, schließt sie.