Susan Kreller

Salzruh

Roman
Cover: Salzruh
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783895610295
Gebunden, 272 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

In der Pension Bertoldi, einer heruntergekommenen Herberge in der Altmark, führen die Wirtin Oda Prager und das Zimmermädchen Maria Rosa ein strenges Regiment. Diejenigen, die ihrer Einladung gefolgt sind, müssen sich an den zugewiesenen Tischen einfinden und strikt an Regeln halten. Immerhin gibt es ab und zu ein Gläschen Sekt. Kaum eingetroffen, teilt man den Gästen ohne Begründung mit, dass sie zu ihrer Sicherheit nicht nach draußen gehen dürfen. So bleibt ihnen nichts als ein unbehagliches Miteinander und der Blick auf den dunklen Wald Salzruh. Dahinter winkt ein altes Schloss, einst ein beliebtes FDGB-Erholungsheim, und übt bis heute eine magische Anziehungskraft auf die Gäste aus. Wer wagt sich als Erstes hinaus? Der einstige Schuldirektor, dem die Wende zugesetzt hat, die hingebungsvolle Krankenschwester mit ihrem unermüdlich Ball spielenden Kind oder die dem Suff ergebene Kneipenwirtin? Das ältere Ehepaar, das eigentlich seine Goldene Hochzeit feiern wollte? Oder die beiden Verliebten, jung und schön, die bei den anderen Gästen für Irritationen sorgen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.01.2024

Rezensentin Anna Vollmer freut sich über das "gruselige Rätsel", das ihr Susann Krellers Roman aufgibt. Eine Schicksalsgemeinschaft in einer heruntergekommenen Pension, eine nicht näher erklärte "Schutzmittelsituation", das ist de Ausgangslage des Textes, so Vollmer. Für Suspense sorgt laut Vollmer der Umstand, dass Kreller nicht viel erklärt, sondern erzählt, wie die Eingesperrten, ein Chemiker, zwei Pärchen, ein Schuldirektor, eine Mutter mit ihrem Sohn und die Wirtin, sich von Konserven ernähren und langsam verwahrlosen. Kein Showdown, nichts. Oder doch? Vollmer ist sich nicht sicher, was vor sich geht, da Kreller immer wieder Zeitsprünge macht. Vieles bleibt vage, meint sie, aber die Spannung steigt, und die Leserin ahnt allerhand Abgründe. Die Sprache der "Schauergeschichte" gefällt Vollmer auch: kühl und klar, ein bisschen aus der Zeit gerutscht, aber passend.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.12.2023

Ein Gästehaus mitten im tiefen Wald, neun unbekannte Gäste, ein altes Schloss, ein heruntergekommener Wohnwagen, Stille, Schweigen, Herbstlaub, das nicht von den Bäumen fällt - klingt ganz nach einem Schauerroman. Und das ist es auch, erklärt Rezensentin Ute Wegmann.  Kreller versteht es wahrlich, jene spezielle Atmosphäre zu erzeugen, in der jedes noch so gewöhnliche Detail plötzlich seltsam und bedrohlich erscheint. Dabei ist die Ausgangssituation relativ simpel: Neun Gäste werden über Monate in einer Pension im Wald eingesperrt, denn draußen herrscht eine sogenannte "Schutzmittelsituation". Dass man sich fragt, welche konkrete Gefahr wohl mit einer solchen Schutzmittelsituation benannt ist, ist natürlich Kalkül, so Wegmann. Doch der Genrebegriff allein scheint der Komplexität von "Salzruh" ihrer Meinung nach nicht gerecht zu werden - "Schauerroman 2.0." nennt Wegmann den Roman, den sie als  "Psychogramm über Macht und Machtmissbrauch" liest. Fein ausgearbeitet, klug konstruiert und spannend vom ersten bis zum letzten Satz ist dieses Buch, das ihr zeigt, dass das eigentlich Schauerliche das ist, was in den Menschen in der Isolation hervortritt.