Stefan Beuse

Meeres Stille

Roman
Cover: Meeres Stille
Piper Verlag, München 2003
ISBN 9783492045377
Gebunden, 185 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Ein entlegenes Ferienhaus im französischen Perigord: Dort will der erfolgreiche Journalist Viktor Callner mit seiner Familie Urlaub machen. Doch es liegt eine unerklärliche Beunruhigung über ihm und seiner Frau. Dann taucht ein Fremder auf und mit ihm eine lange verschwiegene Vergangenheit ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.03.2004

Der Rezensent Steffen Richter hat sich durch seelische Landschaften führen lassen, die erfüllt sind von bedrohlicher Stille, und er ist fasziniert: Ein Landhaus in Frankreich, dazu "alle Ingredienzen, die es zum Psychothriller braucht", und eine "Geschichte von Lüge, Scheitern und Schuld". Es gibt, schreibt er, in Beuses Roman drei einander kreuzende Texte, den von Frances, der Tochter einer früheren Pianistin und eines Feuilletonisten, der aber nicht ihr richtiger Vater ist, den eines "unergründlichen" Hausverwalters und den eigentlichen Erzählerbericht - sie ergeben kein einheitliches Bild und erzählen gerade deshalb umso besser von Figuren, die "aus der Normalität unsanft in Gefilde des Wahns und Albtraums gleiten". Was ist wirklich, was nicht? Es spielt letztlich keine Rolle, meint Richter, denn nicht die "feinsinnig" erzählten Ereignisse, sondern die Motive fügen sich zu einem dichtmaschigen Netz.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.01.2004

Ulrich Baron ist völlig genervt von diesem Roman, der durch verschiedene Stilelemente immer wieder Bedeutung und Komplexität suggeriere, aber doch eigentlich nur aus "hohl aneinander klappernden Figurenperspektiven", einer "hanebüchenen Handlung" und einem "Genre-Schwindel mit Gothic-novel-Elementen" bestehe. Trotzdem wartet der Rezensent bis zum Schluss auf einen dramaturgischen Haken, der die Schwächen des Romans als "literarisches Understatement" ausweisen könnte, doch dieser Überraschungsmoment tritt nicht ein - am Ende "ist alles tatsächlich so, wie es von Anfang an gewirkt hat - enttäuschend", klagt unser Rezensent. Besonders missfallen ihm die kursiven Einlassungen im Roman, die erzählerische Relevanz andeuten sollen, ohne dies Versprechen einhalten zu können.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2003

Gisa Funck ist von diesem Psychothriller von Stefan Beuse, in dem sich das Grauen aus der verdrängten Vergangenheit inmitten einer französischen Sommeridylle entfaltet, enttäuscht. In dem Roman, in dem die Familie Callner in ein Landhaus in Frankreich fährt und dort zunehmend durch unheimliche Begebenheiten verunsichert wird, hat sich der Autor von der "New-Age-Lehre" leiten lassen, die in den "Gedanken" die "wahren Täter" erkennt, bemerkt Funck, die außerdem an prominenter Stelle auch eine Kafka-Reminiszenz entdeckt hat. Sie attestiert Beuse durchaus das Talent, "kriminalistische Spannung" entstehen zu lassen, doch stört sie enorm, dass bei ihm die Geschehnisse allzu rasch in "parapsychologische Sphären" abheben. Außerdem gehen der Rezensentin offensichtlich die "bedeutungsschwangeren Ahnungen", die die übersinnlich veranlagte Tochter der Familie beständig äußert, auf die Nerven, und sie kritisiert die auffällige Verwendung von Thrillermotiven aus dem Film als gar zu stereotyp. Nein, "subtil" entfaltet sich das Grauen in diesem Roman nicht, schimpft die Rezensentin, der auch die Figuren und Dialoge sehr "leblos" und hölzern vorkommen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.10.2003

Thomas Kraft zeigt sich enttäuscht von Stefan Beuses neuestem Roman, der ähnlich wie die vorhergehenden mit Elementen des Psychothrillers spielt und im Grenzbereich zwischen Wahn und Wirklichkeit, Wahrnehmung und Einbildung, Bewusstem und Unbewusstem angesiedelt ist. Diesmal geht es um das Psychogramm einer Familie, die ihre dunklen Geheimnisse hat, so Kraft. Im ersten Drittel verstehe man nicht, worum es geht, meint er, was zu ertragen wäre, wenn Beuse nicht sprachlich so schlampig gearbeitet hätte. Kraft stört sich an einigen Formulierungen wie ein "Prasseln" im Basketballkorb, die zudem mit dem für Beuse typischen Pathos versehen seien und deshalb bei ihm besonders schlecht ankommen. Später gewinne der Roman an Fahrt, gibt Kraft zu, allerdings sei der Plot das einzige, was zum Weiterlesen animiere, den er deshalb auch nicht verrät.
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