Silvia Bovenschen

Wer weiß was

Eine deutliche Mordgeschichte
Cover: Wer weiß was
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100035158
Gebunden, 334 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Ein Mord? Professor Urlach liegt auf dem Klo der Universität? Er hat ein Messer im Rücken? Wer hat da ein Motiv? Wer war am Tatort? Sollten diese aufgescheuchten Akademiker das Fragen nicht der Polizei überlassen? Aber warum ist Hauptkommissar Merker so nervös? Stehen nicht alle im Flutlicht des Verdachts? Wird so eine nahe Leiche ihr Leben radikal verändern? Ihr Denken, ihr Fühlen? Und: Ist Molly träge? Krüss verrückt? Johanna nymphoman? Wird die Schriftstellerin Carola ihren braven Hochschullehrer mit dem freundlichen Lektor betrügen? Was hat das mit dem Mord zu tun? Und was sind das für merkwürdige Beobachter, die ihre eigenen Ziele verfolgen? Weiß Kurt das? Aber wer oder was ist Kurt?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.11.2009

Sylvia Bovenschen sei eine ausgzeichnete Autorin mit ihrer typischen Kombination aus Essay und Persönlichem, schickt Rezensentin Sylvia Staude vorweg, bevor sie Bovenschens Ausflug in die Kriminalliteratur als "matt" abschreibt. Denn eigentlich lese sich der Roman eher als Gesellschaftspanorama des Literaturbetriebs, über den Bovenschen mit leichter Ironie spottet. Auch breche allzu oft Bovenschens Nachdenken über Sprache durch, so dass der Text mit unzähligen Klammerkonstruktionen und Autorenkommentaren zurechtkommen muss. Der Figurendialog gerate darüber zur Marginalie, die Mordgeschichte zur einfachsten Geradlinigkeit: Ein Professor wird erstochen. Letztlich bekommt man bei der Lektüre eher den Eindruck, die Parodie eines Krimis zu lesen, resümiert Staude selbst anscheinend enttäuscht, das Buch nicht so recht mögen zu können. Für Bovenschens nächstes Buch schlägt sie ihr einen Gesellschaftsroman vor.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.10.2009

Rezensentin Jutta Person fühlt sich bestens unterhalten von diesem Romandebüt der Literaturwissenschaftlerin und Essayistin Silvia Bovenschen. Zwar fragt sie sich zwischendurch, ob sich die Autorin nicht manchmal desselben "Gefühlsterrorismus" bedient, den sie eigentlich so scharfsinnig dekonstruiert. Doch der Einwand bleibt kaum hängen. Dazu ist diese als Kriminalfall getarnte und "mit allen Schikanen ausgestattete Selbstreferenzmaschine" einfach zu unterhaltsam. Als Zutaten kommen noch ein paar Außerirdische und eine "perfekte Miss-Marple-Situation" im Rahmen einer ausgewachsenen "Campussatire" dazu. Das Ergebnis sei keine Karikatur, sondern eher von einem "Hyperrealismus" geprägt, findet die Rezensentin. Und das Buch liest sich ihrer Meinung nach schlichtweg "wunderbar".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2009

Kriminalroman nennt sich das neue Buch der Literaturwissenschaftlerin Silvia Bovenschen. Und in der Tat, meint Rezensent Friedmar Apel, gibt es klare Bezüge zum Genre, in der Agatha-Christie-Tradition. Was das Werk, bei dem ein Germanist (aber Linguist!) mit dem Messer im Rücken auf der Uni-Toilette endet, auch ist: ein Gesellschaftsroman. Eine Milieuzeichnung, die aber weder vor theoretischen wie allgemein menschlichen Überlegungen und Reflexionen noch vor dem Auftritt von Außerirdischen zurückschreckt. Und eine/n allwissende/n Ich-Erzähler/in hat, der oder die in der Klammer Beobachtungen anbringt, die Dinge zuspitzt und kommentiert. Sehr erfreut zeigt sich der Rezensent (selber Literaturprofessor) davon, dass Bovenschen keinerlei Berührungsängste hat und über eine Intelligenz verfügt, deren "heitere Leichtigkeit" Seltensheitwert habe in der deutschen Gegenwartsliteratur.
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