Sigrid Nunez

Eine Feder auf dem Atem Gottes

Roman
Cover: Eine Feder auf dem Atem Gottes
Aufbau Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783351038762
Gebunden, 222 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Anette Grube. Eine junge Frau blickt zurück auf ihre Anfänge: den chinesisch-panamaischen Vater und die deutsche Mutter, die sich im Nachkriegsdeutschland begegnen und zusammen nach New York City gehen. In den fünfziger und sechziger Jahren dort aufwachsend, flüchtet sie sich in Träume, die von den Geschichten ihrer Eltern inspiriert sind, und dann in die Welt des Balletts. Eine sehnsüchtige Mutter mit Heimweh nach ihren Wurzeln, ein stiller Vater, den sie kaum kennt, das Tanzen und die Erfahrung einer ersten Affäre mit Vadim, einem Russen aus Odessa: Das sind die Elemente, die das Leben der jungen Frau prägen. Ein Roman über Eltern und Kinder, Immigration und Liebe - und das Fremdsein in der eigenen Familie.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.09.2022

Äußerst heterogen wirkt das 1995 erschienene Debüt von Sigrid Nunez, das nun nachträglich, nach ihrem Erfolgsroman "Der Freund", ins Deutsche übersetzt wurde, auf Rezensent Dirk Knipphals, der das aber nicht schlecht findet. In vier "vollkommen unterschiedlichen" Teilen geht es um den Vater, die Mutter, den Ballettunterricht und den Liebhaber einer Erzählerin: als Tochter eines chinesisch-panamesischen Vaters und einer im Nazideutschland aufgewachsenen Mutter passt sie nicht ins gutbetuchte Klientel des Ballettunterrichts in New York, fasst Knipphals zusammen. Neben dem Klassenaspekt scheint er auch die Beschreibung der Chancen und körperlichen Qualen des Sports spannend zu finden, wie auch die Beziehung, die zwischen der Erzählerin und einem ex-sowjetischen Emigranten und einstigen Zuhälter entsteht. Für den Kritiker ein kleines Lehrstück darüber, wie verschieden die "Fäden" sein können, aus denen ein Leben gesponnen ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.08.2022

Rezensentin Cornelia Geißler versteht mit Sigrid Nunez' "Eine Feder auf dem Atem Gottes", wie die Schriftstellerin wurde, wer sie heute ist. Geboren wurde sie 1951 in New York als Tochter eines panamaisch-chinesischen Vaters und einer deutschen Mutter, die beide jeweils einen eigenen Teil in diesem vierteiligen Buch bekommen, während sich der dritte und vierte Teil mit der Weiblichkeit und Liebe von Nunez auseinandersetzen, erklärt Geißler. Den Erzählstil findet die Rezensentin suchend, empathisch und überraschend. Eine meisterhafte literarische Identitätssuche, resümiert sie, die eigentlich schon 1995 auf Deutsch erschienen ist, deren Zeit jedoch jetzt erst gekommen zu sein scheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 13.08.2022

Marielle Kreienborg liest die bereits 1995 erschienene autoiografische Spurensuche von Sigrid Nunez mit Interesse. Das wiederaufgelegte Buch, in dem die Autorin versucht, aus spärlichem Material das Bild ihre Vaters zu rekonstruieren, passt gut in die Debatten über Identität und Herkunft, findet sie. Das ausdruckslose Gesicht des chinesisch-panamaischen Vaters bleibt Kreienborg ebenso im Gedächtnis wie die episodischen Erzählpassagen, in denen die Autorin ihre Flucht aus den erstarrten Familienverhältnissen beschreibt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.08.2022

Rezensentin Sigrid Löffler hat diesen neu aufgelegten Roman von Sigrid Nunez gern gelesen. Die 1951 geborene New Yorker Autorin erzählt hier in vier Teilen von ihrem Vater, halb Chinese, halb Latino, der nur sprach, wenn er chinesische Bekannte traf, von ihrer Mutter, einer schönen deutschen "Dramaqueen", die aufgrund ihres Heimwehs Amerika zu hassen begann, von Vadim, Nunez' russischem Liebhaber, der sich nach Integration sehnte und vom Ballett, der Sprache ohne Worte, die sich als Irrweg für die Autorin herausstellte, erklärt Löffler. Ob man dieses Buch als Roman bezeichnen kann, darüber lässt sich der Rezensentin zufolge streiten, doch nicht über die Originalität dieser elegant erzählenden Autorin. Das Buch ist ein "literarisches Kleinod", schließt Löffler.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.07.2022

Rezensentin Manuela Reichart begibt sich mit Sigrid Nunez auf "literarische Spurensuche" in diesem Roman der amerikanischen Autorin. Nunez erzählt hier von ihren frühkindlichen Erinnerungen an ihren abwesenden chinesisch-panamaischen Vater und ihre ständig an Heimweh leidende deutsche Mutter.  Deren Beziehung war eher aus der  Not und einer ungewollten Schwangerschaft geboren, die Kälte und Distanz der Eltern prägte Nunez' Leben, erfahren wir. Reichart liest hier, wie Nunez aus diesem Rückblick auf ihre Liebe zum Ballett, ihren Bildungsweg und ihr gestörtes Verhältnis zu Männern schließt. Ein gefühlskluges, detailreiches Buch, das die Enttäuschungen eines Lebens aufzeigt, schließt die Rezensentin.