Sergio Del Molino

Leeres Spanien

Reise in ein Land, das es nie gab
Cover: Leeres Spanien
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783803137210
Gebunden, 304 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Mehr als die Hälfte Spaniens ist leer: Die Bevölkerung verteilt sich zu etwa 75 % auf Madrid im Zentrum sowie die Küstenregionen. Der Rest ist Landschaft, mit sterbenden Dörfern und einer Bevölkerungsdichte, die in Europa nur von Lappland und Teilen Finnlands unterschritten wird. Sergio Del Molino hat die Geschichte dieses "leeren Spaniens" geschrieben: Er geht den Ursachen nach, wie der brutalen Industrialisierung unter Franco, und ebenso den Versuchen, die Landflucht aufzuhalten. Und er zeigt anschaulich, wie bedeutsam das "leere Spanien" in der kollektiven Bildwelt des Landes ist: im "Don Quijote" und bei Buñuel, in pädagogischen Missionen und Reiseberichten des 19. Jahrhunderts, als romantisierter oder dämonisierter Gegenpart der Stadt, die sich die Provinz immer neu erfindet - bis hin zu den Konflikten der Gegenwart. Del Molinos Buch hat in Spanien eine kaum vorstellbare Wirkung entfaltet, Parlamentsdebatten, Gegenbücher, sogar die Gründung einer Partei angeregt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.10.2022

Rezensent Stefan May lernt mit Sergio del Molinos Buch das ländliche Spanien kennen, eine weitgehend unbekannte, vernachlässigte Gegend, so May. Was der spanische Journalist auf seinen Reisen in das Landesinnere seiner Heimat entdeckt, was er über das Hinterland recherchiert und an Historischem und Soziokulturellem ans Licht bringt, erscheint May spannend. Del Molinos Erlebnisse in diesem "leeren Spanien", garniert mit Literatur zum Thema, können mitunter redundant erscheinen, überraschend sind sie im Ganzen aber dennoch, meint May.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.10.2022

Fünf Sechstel der gesamten Bevölkerung Spaniens leben in den großen Städten, der magere Rest auf dem Land - eine Folge des Runs auf die Städte seit den Fünfzigern. Seitdem zählt die spanische Provinz zu den am wenigsten besiedelten Regionen Europas. Welche weitreichenden - im übrigen auch kulturellen - Folgen dies für das Land hat, schlüsselt der Journalist Sergio del Molino in seinem Buch auf, mit dem er den Rezensenten Reiner Wandler vollkommen überzeugen kann: Im Grunde stehen sich in Spanien mit Land- und Stadtbevölkerung zwei lebensweltlich vollkommen unterschiedliche Länder gegenüber, lernt der Kritiker, der hier auch einiges erfährt über die gescheiterten Versprechen aller Regierungen, die ländlichen Regionen wieder aufzubauen. Umso gespannter beobachtet Wandler, wie die Landbevölkerung in den letzten Jahren politisch an Selbstbewusstsein gewonnen hat. Eindeutiges Fazit daher: Wer Spanien verstehen oder auch nur durchreisen will, erhält mit Sergio del Molinos Buch eine wichtige Handreichung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2022

Rezensent Paul Ingendaay ist gerührt von Sergio del Molinos im Original bereits 2016 erschienenem Sachbuch über die Extremadura. Was der Journalist auf seinen Streifzügen durch das "leere Spanien" entdeckt, wie er die äußere und die innere Geografie des ländlichen Spanien entblättert, scheint Ingendaay lesenswert und lehrreich, unterhaltsam auch, denn der Autor kann erzählen, findet er. Neben Erkenntnissen über Klischees und vererbte Mentalitäten erhält der Rezensent Einblick in den Alltag von Dorfschullehrern und das Schicksal verlassener Dörfer.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.10.2022

Die Debatte um Sergio Del Molinos Essay hat nach dessen Erscheinen 2016 hohe Wellen geschlagen und dem Autor zum Durchbruch verholfen, weiß Rezensent Holger Heimann. Er hat den Begriff "Leeres Spanien" geprägt. Das Thema der Urbanisierung und Landflucht betrifft den Autor auch persönlich; in seinem Buch fokussiert er sich besonders auf das entvölkerte Hinterland Madrids, das er allwöchentlich mit dem Zug durchquert. Heimann hat bei der Lektüre gelernt, dass die Verstädterung auf den Diktator Franco und dessen Industrialisierungsprogramm zurückgeht und kann Spanien nun besser verstehen. Der Autor überzeugt auch im persönlichen Gespräch und ist dem Rezensenten nicht nur deshalb eine Empfehlung wert.