Serge Daney

Von der Welt ins Bild

Augenzeugenberichte eines Cinephilen
Cover: Von der Welt ins Bild
Vorwerk 8 Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783930916269
Gebunden, 287 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christa Blümlinger, Dieter Hornig, Silivia Ronelt. Herausgegeben von Christa Blümlinger. Das vorliegende Buch versammelt Texte, die aus unterschiedlichen Perspektiven die Frage nach der Darstellung des Realen im Film und in den Medien aufgreifen. Daneys anspruchsvolle Filmkritik verbindet sich hier mit einer weit gespannten Medienkritik und einem luziden Verständnis für Populärkultur. Ob es um den Autorenfilm zwischen Dokumentarismus und Fiktion, um die (Re-) Präsentation des menschlichen Körpers in der Werbung oder um das Kino als Sonderfall des Bildes geht - Daney hat gleichermaßen die ästhetische, soziale und politische Dimension des Bildes im Blick. In seiner kritischen Analyse des Visuellen in Fernsehen, Werbung und neuen Medien liefert er erstaunliche Denkanstöße zur audiovisuellen Kultur des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.05.2001

Da schon das Kino selbst nicht mehr viel zu bieten hat, schreibt Peter Körte, kann man sich besser denjenigen zuwenden, die sich mit dem Medium viel beschäftigt haben. Zu ihnen zählt der Rezensent auch den französischen Filmkritiker Serge Daney (1944-1992), der lange Zeit für "Libération" arbeitete und die Filmzeitschrift "Trafic" gegründet hatte. Körte, der Daney für einen der größten und wichtigsten Kritiker hält, würdigt in seiner Besprechung denn auch weniger die beiden jüngst erschienenen Bücher Daneys als vielmehr den Autor selbst. Der Rezensent findet es bezeichnend, dass beide Bücher in kleinen Verlagen erschienen sind. Während Daney in Frankreich als eine Institution galt, informiert Körte, kursierten seine Schriften in Deutschland nur unter einer kleinen Schar von Spezialisten.
1) Serge Daney: "Von der Welt ins Bild"
Ein Manko hat Körte an der Textsammlung gefunden. Ihre Gliederung findet der Rezensent zwanghaft. Sie hätte vielmehr chronologisch angelegt werden müssen, meint er, ganz der Arbeitsweise von Daney entsprechend. Zu viel Erläuterung und Texte ohne Kontext, kritisiert Körte, freut sich aber, dass darunter die großen Essays Daneys über das Benetton-Baby, den Golfkrieg und die Nouvelle Vague enthalten sind.
2) Serge Daney: "Im Verborgenen"
Es gibt nicht mehr als ein Kapitel in diesem Buch, berichtet Körte. Ein Gespräch, das Daney ein paar Monate vor seinem Tod mit seinem Freund und einstigen Kollegen Serge Toubiana geführt hatte. Ein Buch, das sich seiner Lebendigkeit gerade durch seine Form gewiss ist, denkt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.03.2001

Das Buch hat dem Rezensenten die Unersetzlichkeit des Autors vor Augen geführt. Den herausragendsten Filmkritiker seiner Generation, einen Zeit-Diagnostiker und brillanten Essayisten nennt Rainer Gansera den Cinephilen Serge Daney und ist bemüht, uns die "querdenkerische Qualität" der hier versammelten Texte zu vermitteln. Im Wissen um die in der Liebe zum Kino verborgenen Möglichkeiten der Welterschließung habe Daney in und mit Bildern gedacht und formuliert und sich sowohl für Heidegger und Meister Eckhart wie auch für die trashigsten TV-Krimis begeistern können. Dass der Autor selbst angesichts der negativen Seiten des Mediums den "abwinkenden Kulturkritiker-Gestus" vermeidet, rechnet der Rezensent ihm hoch an: "Der archimedische Punkt seines Schreibens ist eine Kinoerfahrung, die nostalgisch anmutet, aber als kämpferische Utopie aufzufassen ist."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.12.2000

Fritz Göttler wagt die Prognose, dass sich diese Schriften als "ähnlich wichtig, bedeutsam, einzigartig" erweisen werden wie Godards Buch "Godard/Kritiker". Die Bedeutung Daneys für das Kino vergleicht der Rezensent sogar mit der Deleuzes für die Philosophie, allerdings räumt er ein, dass in Deutschland noch Nachholbedarf besteht, was Daney betrifft. Göttler erläutert, dass es sich hier nicht um chronologische Texte handelt, sondern um Beiträge aus Zeitschriften und Gespräche mit Daney, wobei der Rezensent einen Wechsel von "theoretischer Abstraktion zur Erinnerung" diagnostiziert. Ähnlichkeiten zwischen Daney und Godard macht Göttler vor allem in der Souveränität aus, mit der beide "Kino und Wirklichkeit, Reflexion und Gesellschaft zusammenbringen". Doch fehle Daney, wie Göttler mit Erleichterung anmerkt, der "traurige Zynismus" Godards. Insgesamt zeigt sich der Rezensent begeistert von diesem Buch, zumal es ansonsten viele Bücher zum Thema Film gebe, die sich auf reine Auflistungen beschränken, "aber wenig Kraft" entfalten. Daneys Schriften jedoch überzeugen Göttler durch seine Klarheit, seine direkte Ansprache und nicht zuletzt durch Spannung, etwa dort, wo der Autor die umstrittene Benetton-Werbung analysiert.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de