Rolf Bauerdick

Zigeuner

Begegnungen mit einem ungeliebten Volk
Cover: Zigeuner
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2013
ISBN 9783421045447
Gebunden, 352 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Zigeuner in Europa: über Kultur, Traditionen und politisch korrekte Klischees. Vorbehalte und Berührungsängste, die nicht zuletzt ein Erbe des Nationalsozialismus sind, verstellen in Deutschland den Blick auf das Thema Zigeuner. Rolf Bauerdick hat eigene Erfahrungen gemacht. Über zwanzig Jahre auf weit mehr als einhundert Reisen in zwölf Länder begegnete er Menschen, die sich mit selbstverständlicher Unbefangenheit als "Zigeuner" bezeichnen. Er war nicht als Ethnologe, Soziologe oder Menschenrechtler unterwegs, sondern als Berichterstatter und Fotograf. Als ein Besucher, ein Gast taucht er unvoreingenommen ein in die Kultur der größten europäischen Minderheit. Mit kritischem Wohlwollen schildert Bauerdick den Alltag der Zigeuner. Weder beschönigt er ihre massive Diskriminierung noch entbindet er sie von ihrer Eigenverantwortlichkeit. Er geht den Ursachen einer dramatischen Verelendung und der Zunahme ethnischer Konflikte auf den Grund, frei von dem Vorurteil, dass die einen immer Opfer, die anderen immer die Täter sind. Dabei stellt Rolf Bauerdick politisch korrekte Klischees in Frage und wendet sich massiv gegen die stereotype Verwendung des Begriffspaars Sinti und Roma. Schon der Titel seines Buches hat Brisanz. "Zigeuner" ist für ihn kein rassistisches Schimpfwort, keine diffamierende Fremdbezeichnung oder Täterkategorie - wie für Romani Rose, den Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, sondern eine für ein Großteil dieses Volkes identitätsstiftende Eigenbezeichnung. Viele seiner Begegnungen sprechen dafür.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.07.2013

Eigentlich ist Rolf Bauerdick einer der besten und bekanntesten Roma-Reporter, die es im deutschsprachigen Raum gibt, findet Norbert Mappes-Niediek. Anscheinend ist er in seiner langjährigen Beschäftigung mit den Roma nun an die Grenzen seiner Empathie gestoßen, berichtet der Rezensent. In seinem Buch "Zigeuner" rechnet Bauerdick zunächst mit den "blutleeren Theorien, der politisch korrekten Begriffshuberei und den moralisierenden Sprüchen" ab, die häufig mit der sozialen Realität nichts zu tun haben, da gibt Mappes-Niediek ihm noch gerne Recht. Um einiges problematischer wird das Buch, weil der Autor sich dazu verleiten lässt, unhinterfragt viele Klischees und Behauptungen zu übernehmen, die "über Slumbewohner und Armutszuwanderer" derzeit kursieren, erklärt der Rezensent. Seine Belege sind dann meist nur beispielhafte Anekdoten. Bauerdick kommt eben so weit, wie man kommt, wenn man die Schuld bei einer Gruppe sucht, anstatt beim System, meint Mappes-Niediek.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2013

Regina Mönch begrüßt Rolf Bauerdicks Buch "Zigeuner - Begegnungen mit einem ungeliebten Volk". Dass der Autor entgegen der Vorbehalte von Antiziganismusforschern und Verbandsfunktionären von "Zigeunern" spricht und diesen Begriff wie viele seiner Protagonisten für "ehrenwert" hält, erscheint ihr richtig. Sie unterstreicht Bauerdicks Respekt für die "Zigeuner" und sein Bemühen, dieses Volk nicht als ewiges Opfer von Armut und Rassismus zu betrachten. Sie attestiert dem Autor genau recherchierte, empathische und packend erzählte Schilderungen der Lebenswirklichkeit der Zigeuner. Und sie hebt hervor, dass der Autor auch vor den Schattenseiten - der Verwahrlosung, der Antriebslosigkeit, der Sucht, der Gewalt, den innerethnischen Abhängigkeiten - nicht die Augen verschließt und das soziale Elend der Zigeuner nicht nur auf Armut und Rassismus der Mehrheitsgesellschaft zurückführt. Das Fazit der Rezensentin: mutig, aufschlussreich, beeindruckend.
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