Robert von Rimscha

Die flexible Gesellschaft

Amerika als Modell für das 21. Jahrhundert
Cover: Die flexible Gesellschaft
Econ Verlag, München 2000
ISBN 9783430177689
Broschiert, 319 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Nichts fasziniert an der amerikanischen Gesellschaft mehr als ihre Fähigkeit, Gegensätze nicht nur zu ertragen, sondern erfolgreich zu nutzen. In Reportagen und Geschichten über einzelne Menschen beschreibt der Autor die widersprüchliche Realität Amerikas und erklärt, weshalb diese Gesellschaft dennoch zusammenhält. Amerika zeigt, dass eine flexible Republik, die auf Konflikt statt auf Konsens setzt, funktionieren kann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.03.2001

In einer Mehrfachrezension bespricht Sieglinde Geisel drei Bücher, die sich mit Amerika befassen. Dabei wird bereits in der Einleitung deutlich, dass sie keinen dieser Bände wirklich überzeugend findet. Stattdessen sehnt sie sich nach dem "ethnologischen Scharf- und dem philosophischen Weitblick" Alexis de Tocquevilles zurück, der 1831 - vom Fernsehen noch unbeeinflusst - die amerikanische Welt beschrieben hat.
1.) Claus Leggewie: "Amerikas Welt" (Hoffmann und Campe)
Obwohl sich Geisel von der Menge des hier vorgestellten Materials durchaus beeindruckt zeigt, so kann sie sich insgesamt nicht für dieses Buch begeistern. Sie moniert ein Übermaß an "redundant formulierten Plattitüden und Meinungen" und vermisst einen thematisch überzeugenden Zusammenhalt. Stattdessen "franse das Buch ins Allgemeine aus", besonders dort, wo Leggewie Themen wie den Kosovo-Konflikt, die amerikanische Vorstellung vom Nationalstaat oder "`Seattle` und die Folgen" aufgreift. Nach Geisels Ansicht berichtet Leggewie zu wenig von eigenen Erlebnissen und Erfahrungen, dafür aber umso mehr von dem, was er gelesen oder gehört hat. Lediglich die Passagen des Buchs, in denen der Autor auf das amerikanische Bildungssystem eingeht - Leggewie war, wie der Leser erfährt, drei Jahre als Professor in New York tätig - findet die Rezensentin überzeugend, zumal die hier geäußerten Ansichten ihrer Meinung nach für die europäische Bildungsdebatte hilfreich sein könnten.
2.) Robert von Rimscha: "Die flexible Gesellschaft" (Econ)
Dieses Buch kommt der Rezensentin in erster Linie wie ein "Nachschlagewerk in Sachen shocking America" vor, wobei sie inhaltlich allerdings nicht viel Neues diagnostiziert. "Trash-Talkshows und Todesstrafe, entrechtete Indianer und affirmative action" bis hin zu - wen wundert`s - Monica Lewinsky: Von Rimscha decke das ganze Spektrum ab. Dabei hat die Rezensentin durchaus überlegenswerte amerikanische Besonderheiten entdeckt, etwa dass sich Schüler ungestraft mit dem `deutschen Gruß` begrüßen dürfen. Doch die "große Interpretation" amerikanischer Verhältnisse vermisst die Rezensentin - ebenso wie in dem Buch von Claus Leggewie - auch hier. Nicht zuletzt stört sie sich an der flapsigen Reporter-Sprache von Rimschas, bei der sich der Leser "des Öfteren auf die Zähne beißen" müsse.
3.) Jürgen Gerhards (Hrsg.): "Die Vermessung kultureller Unterschiede" (Westdeutscher Verlag)
Geisel hat von diesen soziologischen Aufsätzen keine Überraschungen erwartet - schließlich werden hier vor allem Umfrageergebnisse vorgestellt. Dementsprechend gelangweilt zeigt sich die Rezensentin auch von der Lektüre, zumal es hier "nicht einmal Anekdoten oder wenigstens Beobachtungen" zu lesen gibt. Doch ein paar überraschende Resultate hat Geisel dann doch entdeckt, etwa was die Einstellung von Amerikanern und Deutschen zur Todesstrafe angeht. Denn in den sechziger Jahren, so Geisel, war das Verhältnis umgekehrt: Die Deutschen befürworteten zu 80 Prozent die Todesstrafe, während die Amerikaner sie damals mehrheitlich ablehnten. Interessant findet sie auch, dass in einem Beitrag über Familien ein Unterschied zwischen West- und Ostdeutschen gemacht wurde, wobei sich gezeigt habe, dass die Ostdeutschen mit ihrer Einstellung zur Vereinbarkeit von Mutterschaft und Berufstätigkeit größere Nähe zu den Amerikanern aufweisen als zu den Westdeutschen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2000

Wenig Kritik, aber jede Menge Inhaltsangabe bietet Peter Badenhop in einer Rezension, die zwei Bücher mit verschiedenen Ansichten über die Rolle der USA in der globalisierten Welt zusammenfasst.
1.) Robert von Rimscha: "Die flexible Gesellschaft" (Econ Verlag)
Warum wird Kalifornien besser als die Bundesrepublik damit fertig, dass dort "in weniger als 20 Jahren" Weiße in der Minderheit sein werden? Diese Frage habe, so Rezensent Peter Badenrup, den Journalisten Robert von Rimscha beschäftigt, und die Resultate dieser Beschäftigung hätten ergeben, dass "die einzig verbliebene Supermacht" ihre inneren Spannungen aushalte und sogar nutze. In "fünf Themenkreisen: Rasse, Religion, Ruhm, Reichtum und Recht" sieht der Rezesent nun diese Flexibilität beschrieben. Ob von Rimscha oder am Ende der Rezensent selbst die Alliteration für eine sozialwissenschaftliche Methode hält, bleibt dabei allerdings ungewiss.
2.) Chalmers Johnson: "Ein Imperium verfällt" (Karl Blessing Verlag)
Vor allem "die unschönen Seiten des amerikanischen Imperiums" wolle der Politikwissenschaftler Chalmers Johnson aufzeigen. Sein Buch findet Peter Badenrup deswegen polemisch. Aber statt Johnsons Thesen zu diskutieren, werden sie vom Rezensenten lediglich referiert. Die Globalisierung ist demnach für Johnson "eine emphatische Umschreibung für das, was im 19. Jahrhundert noch schlicht `Imperialismus`" geheißen habe. Den Rest der Welt, gibt Badenrup Johnsons Thesen wieder, würden die USA auf den "american way" einschwören, statt die Weltwirtschaft zu reformieren. Das amerikanische Imperium werde dadurch "unnötig und möglicherweise mit tödlichen Folgen" überdehnt, referiert der Rezensent weiter. Instinkt- und Skrupellosigkeit hätten auch die Sowjetunion untergehen lassen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.06.2000

Ein "anregendes Buch", lobt Dieter Buhl das Buch des Washingtoner Korrespondenten des Tagesspiegels. Zwar meint er, dass die Deutschen den USA keineswegs so ablehnend gegenüberstehen, wie Rimscha offenbar voraussetzt, aber diese Einstellung sei wohl der "traditionellen Arroganz der Amerika-Kenner" geschuldet. Buhl nimmt es nicht weiter übel. Rimscha belege seine Hauptthese, dass sich die amerikanische Gesellschaft durch Widersprüchlichkeit und Flexibilität auszeichne, mit vielen "eingängigen" Beispielen. Und wenn auch die Reportagen und Porträts keine ganz neuen Sujets behandeln, vermitteln sie nach Ansicht des Rezensenten doch "einen nachhaltigen Eindruck von jenem kleinteiligen, vielfarbigen, strapazierfähigen Quilt namens Amerika".