Robert Asbacka

Das zerbrechliche Leben

Roman
Cover: Das zerbrechliche Leben
Carl Hanser Verlag, München 2010
ISBN 9783446234864
Gebunden, 320 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Übersetzt aus dem Schwedischen von Verena Reichel. Seit seine Frau Siri vor zwölf Jahren bei einem Schiffsunglück starb, stellen sich Thomasson viele Fragen. Wäre alles anders gekommen, wenn er sie damals nicht betrogen hätte? Oder er auf jenem Schiff nach Schweden mitgefahren wäre? Über seinen Schuldgefühlen hat er den Umgang mit anderen Menschen fast verlernt. Bis der Eigenbrötler eines Tages einem kleinen Jungen hilft, der von Gleichaltrigen schikaniert wird. Endlich tritt der alte Mann wieder in Kontakt mit der Welt und findet noch einmal ins Leben zurück. Ein Buch, das den großen existenziellen Fragen am Ende des Lebens nachspürt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2010

Ach wäre es doch einfach nur ein stilles Buch aus Schweden! Heinrich Detering wünscht sich, dieser Roman von Robert Asbacka bestünde nur aus seinen besten Momenten, wenn kein Beckett bemüht wird, die Lücke zwischen Leben und Tod auszumessen und dabei doch nur Kalenderweisheiten herauskommen, wenn die Herbheit und Lakonie des Stils nicht extra betont werden, sondern die psychologische Sensibilität des Autors und eine leise Dramatik anstrengungslos herrschen. Zum Glück kommt das vor in dieser Geschichte über die Begegnungen zweier alter Männer und ihrer (ziemlich konventionellen) Leidenschaften. Schade bloß, dass Detering es als "Unterlaufen" der eigentlichen "allzu klugen" Romankonstruktion empfindet.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.05.2010

Angesichts der Schicksalsschläge von Robert Asbackas greisem Protagonisten Thomasson - seine Frau kommt beim Untergang der "Estonia" um, seine Tochter ist an Krebs gestorben und das Geschäft der Eltern hat er verloren - wundert sich Christoph Haas über die grundsätzliche Ruhe und Gedämpftheit der Erzählweise des Autors. Die fällt ihm besonders im Vergleich mit Samuel Beckett ins Auge, von dem ein Zitat als Motto gewählt wurde, dessen Roman "Malone stirbt" zu der Lieblingslektüre Thomassons und seiner Frau gehörte und von dem sogar eine Theateraufführung im Roman stattfindet, wie wir erfahren. Also, ein "Formensprenger" sei der Autor keineswegs, dafür schreibe er aber handwerklich solide, lobt Haas. Das ist ihm, wie er betont, durchaus sympathisch und überzeugt ihn mit der aus dieser Geschichte sprechenden "Humanität", insgesamt aber mutet ihm das dann doch auch als ein klein wenig "bieder" an.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.04.2010

Dies sei einer der seltenen Fälle, schreibt Jochen Jung, die einem schon auf den ersten Seiten die Frage beantworten würden, warum man Romane lese. Hier werde die Geschichte eines Mannes erzählt, dessen Frau beim Untergang der Fähre "Estonia" 1994 ums Leben kam und der wenige Jahre zuvor bereits seine Tochter verloren hatte. Getragen werde man durch dieses Buch von einer überaus anziehenden Mischung aus Sehnsucht nach dem einfachen Leben und der Melancholie der Lebensklugen. Der Kritiker bedauert nur, dass dieses Buch nicht, wie im Original, einfach "Der Orgelbauer" heißt, sondern diesen altklugen Titel hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.03.2010

Uff, das klingt nach dunklen, schweren Gemütsbewegungen, was uns Andreas Breitenstein da über Robert Asbackas Roman mitteilt. Ein alter "Leidensmann" zieht Bilanz, memoriert und fantasiert eigenen Schmerz und eigene Schuld, und, in "grausigen Details", den Untergang der "Estonia", bei dem er seine Frau verlor. Zum Glück stößt Breitenstein in diesem Buch außer auf eine ungewöhnliche Warmherzigkeit auf eine zwischen Allegorie und Alltag tastende Sprache. Dieses Zögern, meint er, bewahrt den Text davor, ins Sentimentale zu kippen. Die Schwermut angesichts der hier angeschlagenen Themen Schicksal, Allgegenwart des Unglücks, Hinfälligkeit des Körpers und menschlicher Beziehungen nimmt das allerdings nicht von dem Rezensenten.