Richard Powers

Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz

Roman
Cover: Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100590268
Gebunden, 461 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens. Richard Powers arbeitete als Programmierer in den Docks von Boston. Während der Nachtschicht las er Thomas Manns "Zauberberg". Als er im Museum die berühmte Fotografie des Kölner August Sanders von drei jungen Männer aus dem Jahr 1914 entdeckt, denkt er, dem Jahrhundert in die Augen zu schauen. Der Erzähler Richard Powers war geboren. Der Held in Powers Geschichte ist ebenso von Sanders Fotografie in Bann gezogen. Fieberhaft recherchiert er die Hintergründe der Bildes, bis die drei Bauern aus dem Westerwald ihre Lebensgeschichten erzählen: vom Verschwinden und vom Überleben im Ersten Weltkrieg, und von der fast unmöglichen Wende zum Glück, als sich der Weg des einen mit der Biografie von Henry Ford, dem großen Erfinder und Autobauer, kreuzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.2012

Rezensentin Anja Hirsch schätzt den Autor Richard Powers, der es sich sich und seinen Lesern nicht unbedingt leicht macht. Seine Romanen haben immer einen hohen Anspruch, nie erzählt Powers einfach nur eine Familiengeschichte, sondern verbindet sie mit Zeitdiagnosen und kühnen Erzählkonstruktionen. So auch in seinem frühen Roman "Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz" von 1985, dessen deutsche Übersetzung erst jetzt erschienen ist. Hier verbindet Powers Betrachtungen über das Bild von August Sander mit der Geschichte der Bauern, mit der familiären Spurensuche des Erzählers und Reflexionen über das Schreiben von Romanen. Hirsch findet das alles bewundernswert souverän konstruiert, aber sie macht auch keinen Hehl daraus, dass es nicht unbedingt packend erzählt ist. "Ein Sog", warnt sie vor, "entsteht spärlich und spät".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Schon in Richard Powers vor rund 25 Jahren erschienenem Debütroman, der um ein Foto von August Sander kreist und von den 1980er Jahre in die Zeit um den Ersten Weltkrieg führt, geht es im Kern um "Technik und Mensch", stellt Hans-Peter Kunisch klar. Ihn hat Powers Vexierspiel um "Geschichte, Schicksal und Identität", in der die drei Bauern auf dem Foto vom Tanzvergnügen direkt auf die Schlachtfelder des Krieges katapultiert werden, sehr beeindruckt. Am meisten fasziniert den Rezensenten, wie es dem amerikanischen Autor gelingt, historische Fakten mit einer mitunter träumerischen Fiktion zu verbinden. Dass er dabei manchmal wie vom Katheder herab klingt und die vielen Figuren und Erzählebenen zu "verschwimmen" drohen, findet Kunisch verzeihlich, weil er hier schon den späteren ausgereiften Schriftsteller Powers erkennen kann, der seinen "eigenen Weg geht", wie er anerkennend vermerkt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.10.2011

Bei Richard Powers' "Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz" handelt es sich um sein Romandebüt, wie Rezensent Michael Schmitt informiert. Es erscheint nun, mit einem Vierteljahrhundert Verspätung, erstmals in deutscher Sprache und ist für Schmitt vor allem deswegen von Interesse, weil es sich um den ersten literarischen Gehversuch des späteren Bestsellerautors handelt. Ausgehend von einer Fotografie August Sanders entwickle Powers hier eine Geschichte, die verschiedene klassische Themen der Moderne "weit ausgreifend auslotet": die Industrialisierung, die Selbstreflektivität der Künste, den Ersten Weltkrieg. Dieser thematischen Bandbreite aber auch der Konstruiertheit des Buches wegen hält der Rezensent es im Ganzen für einen ziemlichen intellektuellen Exzess; für das Ergebnis einer Überambitioniertheit, die Powers in seinen späteren Büchern zu bändigen gewusst habe. Fazit: "als Lektüre ebenso imponierend wie als Entwurf überanstrengt".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2011

Clemens Setz hat sich zunächst aus schreibtechnischer Neugier an diesen Debütroman seines Schriftstellerkollegen Richard Powers gemacht, und wie er bekundet, hat ihn die Lektüre anfangs arg strapaziert. In drei mühsam miteinander verbundenen Strängen versucht Powers darin, anhand von August Sanders berühmter Fotografie "Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz" nicht weniger als die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts zu erzählen. Viel Konstruktion und ebenso viel Behauptung hat Rezensent Setz dabei entdeckt, wenn er hier von einem Page-Turner spricht, dann von einem in umgekehrter Richtung, weil er immer wieder zurückblättern musste, um übersehenen Hinweisen nachzugehen. Aber dann. Dann hat ihn das Buch schließlich trotz aller anfänglichen Skepsis gepackt, dann schlug ihn Powers' "unwiderstehlicher Charme" in den Bann und er kam in Hinsicht auf "Tragik und Poesie" ganz auf seine Kosten. Nach beendeter Lektüre war Setz "beglückt und verzaubert".