Richard Millet

Der Stolz der Familie Pythre

Roman
Cover: Der Stolz der Familie Pythre
Alexander Fest Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783828601390
Gebunden, 362 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christiane Seiler. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs läßt sich Andre Pythre im hintersten Winkel Frankreichs nieder: auf dem Plateau de Millevaches, wo die Winter hart und schneidend sind und sich jeder aus dem Dorf gegen den Wind, die Kälte, den Stein und das Schweigen behaupten muss. Ein Roman über Sexualität und Tod und das Leben am Rande schwärzester Nacht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.08.2001

Martin Ebel ist sehr überzeugt von den erzählerischen Qualitäten Richard Millets. Ein "erschütterndes Denkmal" für die Bauern auf den Hochplateaus Zentralfrankreichs nennt er dessen Roman, in dem über und in allem der Gestank von Tod und Verwesung liege. Um die "erbärmliche Existenz" der Bauern zu schildern, stehen Millet, so der Rezensent, ein großer epischer Atem und eine einprägsame Sprache zur Verfügung. "In fast unendlichen Kadenzen, in einem sich einbrennenden Rhythmus" erhebe sich Millets Sprache ganz emphatisch, weit ausschwingend über die Täler des Elends. Allzu raunend gerät das allerdings dem Autor zuweilen, so Ebels - neben der Gefahr einer mystifizierten scheinarchaischen Sexualität - einziger Einwand.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.07.2001

Rezensentin Sacha Verna kann sich mit diesem Roman des französischen Schriftstellers überhaupt nicht anfreunden, auch wenn sie annimmt, dass die Fangemeinde begeistert sein wird. Die Familiensaga dreht sich um die ganz großen, archaischen Themen von "Tod, Sexualität und Zeit" und das scheint der Rezensentin in dieser Ballung einfach zu viel zu sein. Sie hätte sich etwas mehr "Leichtigkeit" gewünscht, wie sie bei der Lebensbeschreibung des letzten Sprössling der Familie mitunter aufscheint, doch insgesamt überwiege in diesem Roman die "Tragik" und der "Tiefsinn" und das geht Verna auf die Nerven. Sie tadelt das Buch als allzu "bemüht" und urteilt abschließend, dass der Autor ein ländliches "Epos" habe schreiben wollen, herausgekommen sei allerdings eine "provinzielle Litanei.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2001

Jochen Jung ist in seiner Kurzrezension voll des Lobes für Richard Millets Roman. Vor allem die klare und leuchtende Sprache trage zur Schönheit des Buches bei. Die schweifenden Sätze, in denen "etwas Fassbares drinsteht", haben es ihm angetan. Das Buch um das Geheimnis dieser Familie sei im Grunde eine "zeitgenössische Heiligenlegende". Jung verweist auch auf ein weiteres Buch Millets, das auf deutsch erschienen ist, "Die Schwestern Piale" und legt uns auch dieses ans Herz.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.04.2001

Der Kunst des Romans, meint Hanns Grössel in seiner einfühlsamen Besprechung, verhelfen Bücher wie dieses zu neuem Ansehen. Für sein Sujet - es geht um Menschen, die irgendwo "in einem unwirtlichen Landstrich" ums Überleben kämpfen - hat der Autor gleich ein ganzes Kollektiv zum Erzähler erhoben, aus dem die verschiedenen im Roman anzutreffenden Dorfgemeinschaften sprechen. Und vielleicht hängt es ja auch damit zusammen, mit dieser Vielfalt an Blickwinkeln, dass Grössel sagen kann, der Autor rühre an alle Sinne seiner Leser. Nicht "nur" mit der Umsicht, mit der Millet das Auftreten seiner Figuren vorbereitet und sie in ihr Milieu stellt, wie es hier heißt, mit einer dem Leser Raum zum Beobachten und Beurteilen gebenden Haltung und mit einer Sprache, die, so Grössel, kein sinnliches Detail auslasse und in weit ausgreifenden Sätzen den Pendelschlag der Zeit spürbar mache.
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