Reinhart Meyer-Kalkus

Stimme und Sprechkünste im 20. Jahrhundert

Habil.
Cover: Stimme und Sprechkünste im 20. Jahrhundert
Akademie Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783050035963
Gebunden, 508 Seiten, 44,79 EUR

Klappentext

Entgegen den aktuellen kulturwissenschaftlichen Ansätzen, die sich einseitig am Phänomen der Schrift oder an Bild oder Bildmedien orientieren, ist das Buch von Reinhart Meyer-Kalkus ein Plädoyer zugunsten der klanglich-musikalischen Dimension der Sprache und der Sprechkünste. Es erschließt eine weitverzweigte Diskussion in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in Literatur- und Theaterwissenschaft, in Psychologie, Sprachwissenschaft und Ästhetik geführt und durch die neuen Medien Telefon, Schallplatte, Radio und Tonfilm stimuliert wurde.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.06.2002

Bei allem Kulturtechnizismus, der jede Kommunikation heutzutage in visuelle oder akustische Datenströme zu verwandeln weiß, ist die These dieses Buches "erfreulich" altmodisch, resümiert Harro Zimmermann. Meyer-Kalkus' These laute: unserer Ausdruckswahrnehmung sind enge anthropologische Grenzen gesteckt, unsere natürliche Kommunikationserwartung unterläuft die medial-digitale Manipulation. Mit anderen Worten: bei einer Stimme, einem Gesicht versuchen wir stets auf eine Gesamtpersönlichkeit zu schließen. Der Kern dieser These werde von Meyer-Kalkus durch Untersuchungen der Akustikforschung, der Philologie, der Schallexperten, der Radio- und Tonfilmpioniere "erstaunlich gelehrt", wie Zimmermann schreibt, untersucht und dargestellt, wobei sich der Autor auch den praktischen wie theoretischen Änderungen im Bereich der Sprechkünste zuwende. Die menschliche Stimme, die lebendige Stimme bleibt ein Faszinosum, schließt der Rezensent, das nach "physiognomischer Komplettierung" ruft und letztlich von der Vitalität der Stimme, der Sprache und der "Text-Kulturen" zeuge.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2001

Reinhart Meyer-Kalkus nimmt in seiner Untersuchung "Stimme und Sprechkünste im 20. Jahrhundert" ein Wissensgebiet unter die Lupe, das heute beinahe in Vergessenheit geraten ist, die Erforschung von Stimme und Sprechen. Ihm ist damit, so die Rezensentin Caroline Pross, eine "breit angelegte Studie" gelungen, die "die Einzelteile aus den unterschiedlichen Disziplinen zu einem schillernden Gesamtbild zusammensetzt". Pross folgt dem Autor bei dessen Rekonstruktion des Projekts der Stimmphysiognomie, das mit Beginn des zweiten Weltkrieges ein jähes Ende fand und nach 1945 nicht revitalisiert wurde, und zeichnet Experimente, Theorien und Spekulationen von Sprech- und Stimmforschern wie Karl Bühler, Ottmar Rutz, Roman Jakobson nach. Die Versuche der Stimmphysiognomen, von der Stimme eines Menschen auf dessen Wesen zu schließen, stoßen bei der Rezensentin auf einige Skepsis: "Ein Anknüpfen an die Gedanken der Stimmphysiognomiker ist wohl nur um den Preis einer konsequenten Historisierung der Mechanismen denkbar, die beim 'Vorgang des Stimmendeutens' im Spiel sind". Meyer-Kalkus Studie ist für Pross ein "wichtiger Schritt in diese Richtung".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.09.2001

Ein "umsichtiges Grundlagenwerk" habe Reinhart Meyer-Kalkus hier verfasst, dass weit mehr als die Linguistik des 20. Jahrhunderts berücksichtige und in bester Manier transdisziplinär angelegt sei, lobt der Rezensent mit dem Kürzel "lx." in seiner sehr knappen Besprechung den Autor. Die menschliche Stimme, berichtet der Rezensent, werde hier eingängig als Organ der Intimität, als vokaler Personalausweis und als unverwechselbare anatomische Besonderheit beschrieben.
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