Regina Scheer

Wir sind die Liebermanns

Die Geschichte einer Familie
Cover: Wir sind die Liebermanns
Propyläen Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783549072882
Gebunden, 416 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Max Liebermann, der Meister des deutschen Impressionismus, gehört zu den großen Malern des 20. Jahrhunderts. Weltweit hoch geachtet und gerühmt, musste er in seinen letzten Lebensjahren - er starb 1935 - die Schmähungen der Nationalsozialisten erdulden. Mit ihm endete die 200-jährige Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie, die das Gesicht Preußens und Berlins mitgeprägt hat. Regina Scheers Erzählung beginnt im westpreußischen Städtchen Märkisch Friedland, von wo die Liebermanns Anfang des 19. Jahrhunderts nach Berlin aufbrachen. Dort machten sie sich als Kaufleute, Erfinder und Gelehrte rasch einen Namen. Neben vielen anderen gehörten der AEG-Gründer Emil Rathenau, der Außenminister Walther Rathenau, die Frauenrechtlerin Josephine Levy-Rathenau oder der Schöpfer der Weimarer Verfassung, Hugo Preuß, zur weitverzweigten Familie. Doch trotz aller glänzenden Erfolge und Ehrungen, trotz aller Emanzipationsbemühungen blieben sie als Juden Außenseiter, immer wieder verletzt durch Häme und Missgunst, am Ende verfolgt mit tödlichem Hass.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2006

Rezensent Harry Nutt ist beeindruckt von Regina Scheers "minutiös recherchierter" Biografie der berlinisch-jüdischen Familie Liebermann, zu deren berühmtesten Mitgliedern der Maler Max Liebermann und sein Cousin Walter Rathenau zählten. Scheer entfaltet darin seinen Informationen zufolge das Panoramabild einer "in mühsamen Schritten sich vollziehenden Emanzipation" einer jüdischen Kaufmannsfamilie, die sich ihrer Herkunft immer bewusst geblieben ist. Gleichzeitig rekonstruiere die Autorin auch 200 Jahre Berliner Geistes- und Industriegeschichte. Schließlich ließ sie für den Rezensenten auch noch einmal plastisch werden, wie sehr Nazizeit und Holocaust Spuren und Zusammenhänge heute zersprengt haben. Daher schätzt er Scheers Akribie umso mehr - auch für die Sinnlichkeit, mit der sie ihr "beeindruckendes Recherchematerial" über die Biografien der einzelnen Familienmitglieder in den "Epochenkontext" einzuflechten versteht. Allerdings ist es Nutt manchmal der Details und Fakten zuviel, die aus seiner Sicht sowohl Form als manchmal auch einen größeren inhaltlichen Bogen gelegentlich unziemlich überwuchern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.11.2006

Nicht so ganz zufrieden ist Rezensent Thomas Medicus mit Regina Scheers Biografie der großbürgerlichen Berliner Familie Liebermann. Dennoch hält er sie - mit Abstrichen - für lesenswert. Er würdigt die minutiösen Recherchen der Autorin, bemängelt aber zugleich den kaum vorhandenen interpretierenden Zugriff auf das ausgebreitete Material. Vor allem moniert Medicus, dass Scheer auf eine "überwiegend lokale Perspektive" setzt, die der historischen Bedeutung der Liebermanns nicht wirklich gerecht wird. Schließlich sieht er in den Liebermanns herausragende und einflussreiche Vertreter des jüdischen Großbürgertums, das im Kaiserreich eine bedeutende Rolle spielte. Instruktiver wäre es nach Ansicht von Medicus daher gewesen, hätte Scheer versucht, die Ereignisse der nationalen Geschichte am Werdegang der Familie aufzuzeigen und zu spiegeln. Lobend äußert er sich dagegen über die "lebendige Schilderung" von Straßen- und Stadtszenen eines untergegangenen Berlin.
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