Rebekka Endler

Das Patriarchat der Dinge

Warum die Welt Frauen nicht passt
Cover: Das Patriarchat der Dinge
DuMont Verlag, Köln 2021
ISBN 9783832181369
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Unsere Umwelt wurde von Männern für Männer gestaltet. In 'Das Patriarchat der Dinge' öffnet Rebekka Endler uns die Augen für das am Mann ausgerichtete Design, das uns überall umgibt. Und sie zeigt, welche mitunter lebensgefährlichen Folgen es für Frauen hat. Unsere westliche Medizin ist beispielsweise - mit Ausnahme der Gynäkologie - auf den Mann geeicht: von Diagnoseverfahren und medizinischen Geräten bis hin zur Dosierung von Medikamenten. Aber auch die Dummys für Crashtests haben den männlichen Körper zum Vorbild - und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten. Der öffentliche Raum ist ebenso für Männer gemacht: Architektur, Infrastruktur und Transport, sogar die Anzahl öffentlicher Toiletten oder die Einstellung der Temperatur in Gebäuden.Wer überlebt einen Herzinfarkt? Wer friert am Arbeitsplatz und für wen ist er gestaltet? Für wen sind technische Geräte leicht zu bedienen? Für wen ist das Internet? Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem neuen Licht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.04.2021

Rezensentin Julia Hubernagel muss bei der Lektüre von Rebekka Endlers Buch lachen, so "abstrus" sind hier manche Fakten, die zeigen, wie "männlich genormt" selbst die Gegenstände unserer Welt sind: So wurde Frauen etwa das Fahrradfahren lange Zeit verboten, weil der Sattel Wollust hervorrufe, und bei Autounfällen sterben mehr Frauen als Männer, weil Sicherheitsgurte und Airbags seit den 60er Jahren an einem männlichen Dummy getestet werden, erfährt die Rezensentin. Besonders wichtig (auch in Bezug auf Corona) findet sie Endlers Hinweis auf die nicht nur in Fragen des Geschlechts, sondern auch der Hautfarbe immer noch sehr einseitige Testung von Medikamenten. Wenn die Autorin allerdings neben höhenverstellbaren Tischen auch die Wichtigkeit von Kaffeeklatsch für ein frauenfreundliches Arbeitsumfeld hervorhebt, verrennt sie sich, kritisiert Hubernagel.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.04.2021

Rezensentin Anne Waak liest die drei feministischen Neuerscheinungen der Journalistin Rebekka Endler, der Soziologin Caroline Wiedemann und der indisch-britischen Schriftstellerin Priya Baseil im Vergleich. Alle drei Bücher beschäftigen sich mit Gleichberechtigung, fährt die Kritikerin fort, die jedes Buch guten Gewissens empfehlen kann. Endler lege anhand von Produktwelt und Medizin dar, dass der Mann als "Maß aller Dinge" und die Frau in der Regel als "Abweichung" gelte, erklärt Waak, die hier nicht nur interessante und erkenntnisreiche Einblicke erhält, sondern auch den zum "Lachen und Weinen" anregenden Biss der Autorin hervorhebt. Das Buch "Zart und frei", indem die Soziologin Wiedemann die Verbindungen von Kapitalismus und Patriarchat in Beziehungen, Liebe und Kleinfamilien analysiert überzeugt die Rezensentin trotz des mitunter aktivistischen Tons indes durch präzise Analyse. Sie erfährt anhand von Beispielen, wie Menschen versuchen, sich innerhalb ihrer Beziehungen vom Patriarchat zu lösen. "Im Wir und Jetzt" besticht laut Waak hingegen durch die Intimität, mit der Priya Basil von ihrer Mutter, die vom Vater vergewaltigt wurde, von ihrer Großmutter und von ihren Erfahrungen bei einem Vogue-Modeshooting erzählt. Überzeugende Schilderungen und Bilder der immer wieder durchlebten "Dilemmata" lassen die Kritikerin eine klare Leseempfehlung aussprechen.