Ralph Hammerthaler

Der Sturz des Friedrich Voss

Roman
Cover: Der Sturz des Friedrich Voss
DuMont Verlag, Köln 2010
ISBN 9783832195403
Gebunden, 240 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Friedrich Voss ist ein begnadeter Chirurg. Mit dem Sozialismus hat er sich arrangiert - für ihn ist die DDR eine überschaubare Bühne für seine Selbstinszenierung. Aber der Direktor eines Krankenhauses an der Ostseeküste schafft sich mit seiner selbstherrlichen Art auch Feinde. Und bald fragen die Ersten, warum seinen Vorhaben nie ein Stein in den Weg gelegt wird. Was hat es mit dem Gerücht auf sich, er sei bei der Stasi? Dann ist die DDR am Ende, und mit ihrem Sturz stürzt auch Friedrich Voss. Er stellt sich als parteilos hin und wird als Wendehals beschimpft. Anonyme Anrufer terrorisieren ihn. Für eine gütliche Einigung ist er zu stolz ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2010

Anja Hirsch bewundert die Vielschichtigkeit von Ralph Hammerthalers Roman um einen Chefchirurgen in der DDR, der sich wegen Stasi-Vorwürfen nach der Wende das Leben nimmt. Aber ganz glücklich wird sie damit nicht. Der - westdeutsche, wie die Rezensentin anmerkt - Autor lässt die Geschichte des Friedrich Voss der Feder seines Sohnes Hermann entspringen, der neben Fiktionalem und Tagebuchnotizen auch die Erinnerungen andere Familienmitglieder festhält, wie wir erfahren. Damit werden auch teilweise sich widersprechende Informationen gegeben, "Täter-Opfer-Kategorien" greifen nicht mehr, und der Chirurg wird immer mehr zum "Gespenst der Geschichte", der sich dem sicheren Zugriff entzieht, so Hirsch durchaus gefesselt. Die "ehrenwerte" Schwebe, in der der Autor seine Geschichte hält, sieht sie aber gleichzeitig als "ästhetisches Problem" seines Romans. Die Leser werden von der gebotenen Fülle an Fakten, Einschätzungen und Erinnerungen erdrückt, klagt die Rezensentin. Die "ausgeprägte Mündlichkeit", die den Roman prägt, findet sie zwar sehr gelungen und sie trägt zur Lebendigkeit der Schilderungen bei, dafür scheinen der Rezensentin die Figuren aber mitunter geradezu "überaktiv", als müssten damit ein "Mangel der Darstellung" ausgleichen werden.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.05.2010

Als veritablen "Wende-Roman würdigt Rezensent Jörg Magenau Ralph Hammerthalers Roman um einen DDR-Chirurgen, der nach dem Mauerfall wegen Vorwürfen, er habe mit der Stasi zusammengearbeitet, seinen Job verliert und sich schließlich das Leben nimmt. Hier schreibt ein westdeutscher Autor über ein Leben in der DDR, und das ist auch ganz in Ordnung so, betont der Rezensent mit Hinweis auf "Recherche und Imagination" als literarisches Rüstzeug. Der Autor lässt seine Geschichte des Chirurgen Friedrich Voss von dessen Sohn Hermann erzählen, lässt aber auch andere Familienmitglieder zu Wort kommen. So entsteht ein überaus vielschichtiges Bild von Voss und seiner Familie, wobei es dem Leser überlassen bleibt, in dem Arzt einen Mitläufer, ein Wendeopfer oder einfach einen problematischen Charakter zu sehen, so Magenau sichtlich angetan. Der Rezensent merkt dem Autor seine Tätigkeit als Theaterautor an, denn er findet die Figuren sehr fesselnd, die Dialoge ausgesprochen "prägnant". Und darum nimmt Magenau auch Wendungen im Roman hin, die ansonsten als etwas "überkonstruiert" empfinden würde.
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