Rainer Hank

Die Pionierinnen

Wie Journalistinnen nach 1945 unseren Blick auf die Welt veränderten
Cover: Die Pionierinnen
Penguin Verlag, München 2023
ISBN 9783328603054
Gebunden, 368 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Sie haben die Entwicklung der frisch gegründeten Bundesrepublik entscheidend mitgeprägt, und doch ist ihre Geschichte nie erzählt worden: die Journalistinnen der ersten Stunde, die dafür sorgten, dass sich in der jungen Demokratie Freiheit, Liberalität und Toleranz entwickelten. Ganz unterschiedlich überstanden sie den Krieg: im Exil, im Versteck, auf der Flucht oder, indem sie sich mit dem NS-Regime arrangierten. Hinterher berichteten sie über die Nürnberger Prozesse, schrieben über die erwachende Liebe der Deutschen zu ihren Autos und kämpften für die Gleichberechtigung in der Familie. Diese Journalistinnen verstanden es, das vermeintlich rein Private politisch zu machen. Mit Porträts von Clara Menck, Margret Boveri, Elisabeth Noelle-Neumann, Inge Deutschkron, Maria Frisé, Marion Dönhoff, Helene Rahms und anderen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.03.2024

Rezensentin Aurelie von Blazekovic erfährt einiges über Leben, Werk und Selbstverständnis der deutschen Journalistinnen der Nachkriegszeit, denen Rainer Hanks Buch gewidmet ist. Unter anderem geht es um Marion Gräfin Dönhoff und Margret Boveri, erfahren wir, viele Karrieren werden bis in die Nazizeit zurückverfolgt, wo einige Journalistinnen bei der Wochenzeitung "Das Reich" journalistische Erfahrungen gesammelt hatten. Auch Journalistinnen war es nach dem Krieg möglich, stellt Blazekovic dar, sich trotz faktischer Nähe zur Nazimacht auf eine vorgebliche Distanz zum System zu berufen und Karriere zu machen. Um sich im männlich geprägten Umfeld durchzusetzen war Resilienz notwendig, , so die Rezensentin, gelegentlich mokierten sich die erfolgreichen Journalistinnen auch über andere, vermeintlich duckmäuserische Frauen. Außerdem zeichnen sich viele der Journalismuspionierinnen, heißt es im Anschluss an Hank weiter, durch eine privilegierte Herkunft aus. Dass Hank gelegentlich abschätzig auf die angeblich zum Moralisierenden tendierenden, offensiv feministisch auftretenden Journalistinnen der Gegenwart blickt, gefällt Blazekovic weniger gut.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.11.2023

Rezensentin Anna von Münchhausen freut sich, mit Rainer Hanks Buch über prägende Journalistinnen der frühen Bundesrepublik Frauen kennenzulernen, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind: Nicht nur Publizistinnen wie Marion Gräfin Dönhoff "erschrieben sich eine generelle Öffnung der Verhältnisse", sondern zum Beispiel auch Maria Frisé, die in der FAZ ihre Interessen vertrat, dabei ständig von den männlichen Kollegen unterschätzt wurde und damit ihren "Relevanzgewinn im Windschatten" errang, erfahren wir. Auch Clara Menck als den Nationalsozialismus Überlebende, die den Finger in die Wunde der ignoranten Deutschen legte, wird näher beleuchtet. Zeit, diese spannenden Frauen wiederzuentdecken, schließt Münchhausen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.11.2023

Große Journalistinnen der frühen Bundesrepublik kann Rezensent Peter Hoeres in diesem Band von Rainer Hank kennenlernen: Bekannte Namen wie Marion Gräfin Dönhoff und Inge Deutschkron gesellen sich zu heute fast vergessenen wie Christa Meves oder Helene Rahms. Bis auf Alice Schwarzer, so Hoeres, haben diese Frauen gemeinsam, dass es ihnen nicht um eine wie auch immer geartete feministische Haltung und ums Frausein ging, sondern ums Schreiben, so konnten sie in der publizistischen Welt Fuß fassen, heißt es. Dass Hank etwa die linksliberale und sehr DDR-freundliche Positionierung Dönhoffs außen vor lässt und Elisabteh Noelle-Neumanns Karrierebeginn im NS einer zu scharfen Kritik unterzieht, ist für den Kritiker ärgerlich, nimmt ihm aber dennoch nicht den "Lesegenuss des Buches."