Pierre Bayard

Freispruch für den Hund der Baskervilles

Hier irrte Sherlock Holmes
Cover: Freispruch für den Hund der Baskervilles
Antje Kunstmann Verlag, München 2008
ISBN 9783888975295
Gebunden, 206 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Lis Künzli. Who dunnit? Die meisten Krimileser verlassen sich ganz auf den Autor, wenn es um die Aufklärung literarischer Morde geht. Falsch, sagt Pierre Bayard: Selbst Meisterdetektive wie Sherlock Holmes können irren, ohne dass der Autor es bemerkt. In Conan Doyles berühmtestem Buch "Der Hund der Baskervilles" deuten zahlreiche Indizien darauf hin, dass der Hund keineswegs der Mörder war. Anlass genug für eine furiose "Kriminalkritik". Denn viele in der Literatur erzählte Morde sind gar nicht von denjenigen begangen worden, denen sie zur Last gelegt werden.
In der Literatur wie im richtigen Leben entkommen die wirklichen Verbrecher nicht selten den Ermittlern, und zweitrangige Figuren werden angeklagt und verurteilt. Die Kriminalkritik, Verfechterin der Gerechtigkeit, bringt endlich die Wahrheit ans Licht und eröffnet ungeahnte Perspektiven. Ist Ödipus wirklich des Vatermords schuldig? Versteckt sich nicht selbst in "Hamlet" ein unbekannter Mörder? Wenn schon literarische Personen hinter dem Rücken des Autors ein Eigenleben entwickeln, können wir uns auch als Leser aktiver, lustvoller in literarische Texte einbringen. Die Zeit der passiven Lektüre ist vorbei!, ruft Pierre Bayard.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.03.2009

Angetan zeigt sich Rezensent Thomas Laux von Pierre Bayards Dekonstruktion von Conan Doyles Sherlock-Holmes-Roman "Der Hund der Baskervilles". Er attestiert dem französischen Literaturwissenschafter, mittels einer intensiven Lektüre eine ganze Reihe von Ungereimtheiten, Irrtümern und Fehlschlüssen des Meisterdetektivs belegen zu können und vor Augen zu führen, dass Stapleton kein Mörder ist. Laux sieht in Bayards Buch ein überzeugendes Beispiel des "hermeneutischen Dekonstruktivismus". Dabei gehe es dem Autor insbesondere darum "Distanz zum Objekt" zu gewinnen sowie um den "aktiven Einsatz der Phantasie statt einer Lähmung durch Ehrfurcht".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2008

Vergnügt berichtet Friedrich Ani von diesem Buch des Pariser Literaturprofessors und Psychoanalytikers Pierre Bayard, der dem Leser empfiehlt, die großen Werke der Kriminalliteratur noch einmal neu zu lesen: Vielleicht war der Mörder ja jemand ganz anderes? Bayard behandelt in seinem Buch vor allem den Arthur Conan Doyles Fall vom "Hund der Baskervilles", bei dem er neue Indizien gefunden haben will, die Sherlock Holmes und Dr. Watson übersehen haben. Denen wirft er eh vor, sich selbst zu überschätzen, wenn sie dem Leser nach ihrer angeblich "perfekten" Ermittlung den Mörder anbieten. Laut Ani vermutet Bayard zudem, dass Doyles mit der Zeit einen gewissen Hass auf seinen Detektiv entwickelt haben könnte, wodurch er die Kontrolle über seine eigene Geschichte verloren hat. Schließlich glaube Bayard, den eigentlichen Mörder gefunden zui haben - und wie der Rezensent verrät, meint er auf keinen Fall den Hund.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2008

Als Beweggrund für diese Art Buch, führt Elmar Schenkel den "Golem-Effekt" an, die Vorstellung, dass sich fiktive Figuren gegen ihren Schöpfer wenden können. So geschehen, erklärt Schenkel, bei Arthur Conan Doyle, der sich lieber als ernsthafter Autor verstanden wissen wollte, und seinem Helden Sherlock Holmes. Pierre Bayards Absicht sieht Schenkel darin, Holmes kriminalkritisch gegen Doyle in Schutz zu nehmen und zwar anhand von "Der Hund von Baskerville". Die Suche nach dem wahren, von Holmes also nicht erkannten Schuldigen treibt den Autor um, meint Schenkel und schaut ihm bei der minutiösen Revision von Motiven und Indizien gespannt über die Schulter. Das Ergebnis scheint den Rezensenten zu überzeugen, wenn er Bayards Rehabilitierung des mutmaßlichen Mörders, des Entomologen Stapleton, auch für allzu blauäugig hält. Einen Grund, den Krimi nicht mehr zu lesen, sieht Schenkel darin noch lange nicht.
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