Petra Morsbach

Dichterliebe

Roman
Cover: Dichterliebe
Albrecht Knaus Verlag, München 2013
ISBN 9783813503722
Gebunden, 288 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Für Henry Steiger bedeutet die Wende 1989 nicht nur Befreiung. Der so eigensinnige wie angesehene DDR-Lyriker ist nun ein auf Stipendien angewiesener Hungerkünstler. Ein alter silberner Porsche ist das letzte Relikt der Hoffnung, den Ruhm in die neue Zeit retten zu können. In Wahrheit steckt Henry in einer Lebenskrise. Mit anderen Stipendiaten führt er in einer Künstlerenklave bei billigem Wein lächerliche Kämpfe um die wahre Kunst, buhlt um jeden Rock und trauert seinem alten Status hinterher. In "Dichterliebe" fragt Petra Morsbach ernst und ironisch zugleich nach dem Platz des Künstlers in der Gesellschaft. Dabei gelingt ihr ein überraschend klarer und humorvoller Blick zurück auf eine vermeintlich "gute alte Zeit", als die Welt, auch die der Literatur, noch in Ordnung schien.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.04.2014

Ein leichtes, kluges Buch über das Scheitern im Mittelmaß hat Angelika Overath gelesen. Die Geschichte des alternden Lyrikers Henry zwischen Gnadenstipendium, Rotwein und pragmatischer Freundin fängt Petra Morsbach laut Rezensentin mal sinnlich, mal mit Kühle und Witz, aber immer milieugenau ein und entkommt so manchem lauernden Klischee. Der larmoyante Henry wird Overath schließlich richtig sympathisch, auch weil die Autorin Sinn für Slapstick beweist und für pointengeladene Dialoge aus dem Künstlerdorf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.06.2013

Dem von ihr konstatierten Mangel an Rezensionen über Petra Morsbachs neuen Roman "Dichterliebe" setzt Felicitas von Lovenberg eine hymnische entgegen. Denn in ihren Augen ist Morsbach ein weiterer Künstlerroman gelungen, die diesmal Henry Steiger folgt - einem abgehalfterten DDR-Poeten, der zynisch, bitter und stets alkoholisiert über seine zerbrochene Ehe, seinen Psychiatrieaufenthalt, die Talent- und Erfolglosigkeit klagt und in einem norddeutschen Künstlergehöft Zuflucht findet. Ganz hingerissen liest Lovenberg, wie sich die Autorin in das literarisch bisher "wenig erforschte Zwischengebiet" der fortgeschrittenen neunziger Jahre begibt, in denen nach der Wende viele DDR-Künstler von Bedeutungsverlust, Armut und Verzweiflung heimgesucht wurden. Herausragend findet die Rezensentin auch die Rückblicke auf Steigers DDR-Vergangenheit und die von Morsbach eingestreuten Verse von bekannten Ost-Dichtern wie Volker Braun oder Wulf Kirsten, welche die Fallhöhe markieren. Ein grandioses Buch, das "subtil" und packend über Literatur, ihre Entstehung und Rezeption erzählt, lobt die Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.04.2013

Die Mischung geht nicht ganz auf, kritisiert Meike Fessmann den Versuch der Autorin, eine historische Dokumentation über das Leben als DDR-Lyriker nach dem Ende der DDR und eine Satire über das heutige Stipendiatenleben miteinander zu verzahnen. Petra Morsbachs sicherlich mit jeder Menge eigener Stipendiatinnenerfahrung geschriebener Roman bietet Fessmann allerdings ausreichend Witz und Tiefgang und pointenreiche Dialoge, um das Knirschen der Dramaturgie zu überhören. Und das Ansinnen der Autorin, keinen Schlüsselroman zu schreiben, laut Fessmann möglicherweise aussschlaggebend für die unrunden Momente des Buches, scheint ihr schließlich auch edel genug.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.02.2013

Den originellsten DDR-Roman der Saison hat ausgerechnet eine "Westschnepfe" geschrieben, so jedenfalls hätte es wohl Petra Morsbachs Protagonist formuliert, erklärt Alexander Cammann. In "Dichterliebe" erzählt die Autorin vom ehemals gefeierten Ost-Dichter Heinrich "Henry" Steiger, der mit seinem Bedeutungsverlust nach dem Mauerfall und mit der Einheit ganz allgemein nicht zurecht kommt, fasst der Rezensent zusammen. Er ist umgeben von "Ignoranten und Idioten", sein Verleger nervt ihn damit, dass er Prosa schreiben soll, Performance-Kunst kotzt ihn an und überhaupt: Ohne DDR ist alles doof. In einem ostfriesischen Künstlerhaus sitzt er ein Stipendium ab und quengelt über Vergangenheit und Gegenwart. Der Rezensent freut sich sehr über dieses Porträt einer "jammernden Ost-Intelligenzija". Morsbach vermeidet Klischees, sie geht ins schmerzhafte Detail und trotzdem gelingt ihr eine allgemeine Parabel auf die "irdische Lächerlichkeit künstlerischer Selbstüberhöhung", lobt Cammann begeistert.