Peter von Matt

Die tintenblauen Eidgenossen

Über die literarische und politische Schweiz
Cover: Die tintenblauen Eidgenossen
Carl Hanser Verlag, München 2001
ISBN 9783446200968
Gebunden, 319 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Eine kleine Literaturgeschichte der Schweiz: Mit dem Handwerkszeug des Literaturwissenschaftlers, dem politischen Bewußtsein des Citoyen und in eleganter Sprache schlägt Peter von Matt den Bogen von Wilhelm Tell bis Fritz Zorn, von Lavater bis Peter Bichsel und führt vor Augen, wie eng Literatur und Geschichte der Schweiz verbunden sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.06.2002

"Tintenblau vor Neid" müssten eigentlich alle Kollegen auf den Schweizer Literaturwissenschaftler Peter von Matt schauen, findet Rolf-Bernhard Essig, denn so "frisch, frei und immer wieder inflammabel" könne kaum ein anderer formulieren und dabei so zielsicher Land und Leute, Politik und Literatur, die Schweiz und ihre nationalen Mythen analysieren. Mehr als zwei Dutzend Beiträge sind in diesem Band versammelt, Reden und Vorträge, Fachaufsätze wie Zeitungsartikel, und jeder einzelne von ihnen ragt weit über eine Gelegenheitsschrift hinaus, schwärmt Essig. Von Matt liest sich seiner Meinung nach nicht nur gut, sondern auch anregend - zum Nachdenken. So predige der Verfasser nicht etwa eine platte Entmythologisierung, sondern plädiere für einen klugen Umgang mit den nationalen Legenden à la Wilhelm Tell, die man nicht einfach der Lächerlichkeit preisgeben dürfte, weil damit das Bedürfnis nach Mythen nicht erledigt sei. Von Matt nimmt sich und andere als Staatsbürger ernst, scheut auch vor Pathos - "im rechten Maß", wie Essig anmerkt - nicht zurück und kann auf überzeugende Weise Literatur und Politik verbinden, so der begeisterte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.06.2002

Kaum einer, der dem Zürcher Literaturwissenschaftler das Wasser reichen kann, schwärmt Andreas Isenschmid, der so hinreißend formuliere und die Kunst der wissenschaftlichen Erzählung beherrsche. Diesmal aber belässt es von Matt nicht bei der Literaturhistorie, und obwohl er auch in früheren Büchern schon mal die Politik gestreift hat, vollzieht er aus Isenschmidts Sicht diesmal eine systematische Kehrtwende und begibt sich auf politisches Terrain, wobei ihm die Literatur als Reflektionsmedium dient. Damit reihe sich von Matt unter die "kritischen Patrioten" ein, meint der Rezensent, wie die Schweiz - zuletzt mit Frisch und Dürrenmatt - einige hervorgebracht habe. Nebenbei könne man sich hervorragend über die Schweizer Schriftsteller wie Keller, Gotthelf und Meyer, Robert Walser, Glauser, Widmer, Hürlimann und all die anderen informieren, so Isenschmidt - nur Muschg werde leider vernachlässigt und auch die Frauen kämen entschieden zu kurz. Die Texte in dem Band sind aus verschiedenen Anlässen - öffentliche Reden, Aufsätze, Vorlesungen - entstanden und wechseln entsprechend die Schauplätze der Schweizer Geschichte. Insgesamt gehe es dem Autor darum, die Schweizer Selbststilisierung als "Hort des ewigen Friedens" zu unterminieren, fasst Isenschmid zusammen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2001

Wer gültige Antworten erwartet, meint Hans-Herbert Räkel, wird mit diesem Buch, das einen erstmalig gedruckten Essay zur Literatur, Geschichte und Politik der Schweiz und 24 bereits verstreut publizierte kürzere Texte enthält, nicht glücklich werden, wer sich jedoch gerne ein bisschen "intellektuell beuteln" lasse, komme auf seine Kosten. Besonders den Essay hat der Rezensent mit "Spannung und Vergnügen" gelesen und lobt den "Gewinn", den der Leser aus dem Text zieht. Den Teil mit kürzeren Texten, hauptsächlich aus Reden und Vorträgen zu festlichen Anlässen bestehend, hat Räkel zwar auch gern gelesen, doch rät er, sie nicht in einem Zug zu lesen. Er sieht es den offiziellen Anlässen geschuldet, dass der Autor hier mitunter die "Geste des Predigers" annimmt. Doch hält ihn das nicht ab, sie als "gewichtige Beiträge zur Literaturwissenschaft" zu preisen, wobei es ihm besonders die Ausführungen zu Robert Walser und Dürrenmatt angetan haben.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2001

Rezensent Roman Bucheli attestiert von Matt, dass er zu den besten Schriftstellern der Schweiz gehört. Auch wenn er manche seiner Formulierungen aufs Korn nimmt, so ist Bucheli von diesem Band durchaus angetan. Versammelt sind darin Essays zu schweizerischen Schriftstellern, die von "genauer Lektüre" und "kaleidoskopartiger Vergegenwärtigung" zeugen, wie Bucheli informiert. So sieht der Rezensent die Stärke des Autors in der Auseinandersetzung mit den identitätsstiftenden Mythen der Schweiz, denen er als Aufklärer mit einem 'schöpferischen Gedächtnis' begegne, wie er den Autor zitiert. Die Sprache dieser Essays gebe etwas von dem Glühen der besprochenen Autoren wieder und insgesamt, wie Bucheli schließt, sei die Kunst des Essays hier um einiges reicher geworden.

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