Peter O. Chotjewitz

Als würdet ihr leben

Roman
Cover: Als würdet ihr leben
Rotbuch Verlag, Hamburg 2001
ISBN 9783434530763
Gebunden, 260 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Leonie, ein achtzehnjähriges Wunderkind, hat beschlossen, erst wieder richtig zu essen, wenn sie eine gute Tat verübt hat. Onkel Ali, den die Familie ausgestoßen hat, besorgt ihr die Waffe, und ein großes Familienfest scheint der richtige Rahmen für die gute Tat zu sein. So viele sympathische Menschen in einem Garten: Da sollte ein geeignetes Opfer dabei sein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.02.2002

Spontaneität, so Rezensent Heinz Ludwig Arnold, ist das entscheidende Merkmal von Peter Chotjewitz' Werken. Kurz skizziert er den Werdegang des Schriftstellers, um den Leser darauf vorzubereiten, dass es sich mit diesem Buch trotz des Untertitels "Roman" eher um ein "Kaleidoskop von Geschichten handelt, die sich als Kapitel verkleidet haben". Teilweise satirisch-witzig, dann wieder mit geschichtlichen Rückblicken oder "genealogischen Berichten" versehen, montiere der Autor wirre Begebenheiten und Motive um seine Hauptfigur. Vielleicht soll das Buch , wie der Titel es schon andeutet, in seiner "disparaten" Art eine Metapher für die "Lüge vom Lebenszusammenhang sein", fragt sich Arnold. Doch auch diese Rechnung will für ihn nicht so recht aufgehen, denn wie aus der letzten Episode hervorgeht, liegt die Protagonistin tatsächlich verwirrt, weil kurz nach einer Schussverletzung im Krankenhaus und "schreibt ihre Memoiren". Eine "wahrlich verrückte Geschichte", meint der Rezensent.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.06.2001

Mit eindeutig gemischten Gefühlen hat Sven Hanuschek Peter O. Chotjewitz "Transzendentaloperette für die Jahrtausendwende" gelesen. Einerseits verspricht der Rezensent, dass sich der Leser schon recht gut über den Plot und den Stil des Romans amüsieren kann. "Es gibt viele Rundschläge in Kabarettistenmanier, immer fern von deren politischer Korrektheit und Larmoyanz", schreibt Hanuschek. Zu viele, schränkt der Rezensent dann aber ein. Mit dem "Roman der Luxusprobleme" hat der Autor, bisher bekannt für "harte politische Stoffe" und experimentelle Schreibweisen, für Hanuschek etwas zu dick aufgetragen. Doch eins weiß der Rezensent an Chotjewitz zu schätzen: Am Ende verbleibt der Leser in einer Uneindeutigkeit - Welche der beiden in der Geschichte präsentierten Seiten der 18jährigen Leonie soll man nun besser finden, die wilde Kritikerin oder die besonnene Einverstandene? - der Hanuschek Chotjewitz Roman "trotz aller Überfülle" dann doch noch reichlich Sympathien abgewinnen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2001

Sehr zwiespältig sieht Werner Jung den neuen Roman von Peter O. Chotjewitz. Dass der Autor für sein Sujet das Genre des bürgerlichen Familienromans wählt, kann er noch akzeptieren. Schließlich ist die Hauptfigur ein ungestümes 18-jähriges Mädchen namens Leo, das er als "Durchblickerin" beschreibt, als gnadenlose Beobachterin und Kritikerin ihrer (familiären) Umwelt. Das Buch, findet Jung sei "so lange stimmig, solange Chotjewitz Leo sich auf dem familiären Schlachtfeld tummeln lässt". Auch ihre Polemik gegen ihre eigene Generation und den ganzen "Metropolenfimmel" findet er nachvollziehbar. Die Kollegenschelte und poetologische Überlegungen aus dem Munde einer 18-jährigen bezeichnet er hingegen als deplatziert und wenig überzeugend.