Peter Härtling

Reise gegen den Wind

Wie Primel das Ende des Krieges erlebt. (Ab 11 Jahre)
Cover: Reise gegen den Wind
Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 2000
ISBN 9783407798145
Gebunden, 152 Seiten, 12,68 EUR

Klappentext

Wie Bernd, genannt Primel, das Ende des Krieges erlebt, eine Draisine entdeckt und das Rätsel der gefüllten Schuhe erfährt. Nichts ist in dieser Zeit normal, aber für Primel ist alles wie ein großes, aufregendes Abenteuer. Es ist eine vogelfreie Zeit. Der Krieg ist vorbei, aber der Schrecken hat noch nicht aufgehört. Viele sind auf der Flucht, alles haben sie verloren. So geht es auch Tante Karla und ihrem elternlosen Neffen, den sie zärtlich Primel nennt. Auf ihrer Flucht aus Brünn in den Westen sind sie in dem kleinen österreichischen Grenzort Laa an der Thaya gestrandet. Es geht nicht mehr weiter, die Züge fahren noch nicht. Die Tage ziehen sich und Primel beginnt, sich in Laa einzurichten. Die Freundschaft mit Leni und Poldi hilft ihm dabei. Und Hundi, der sich nicht mehr vertreiben lässt. Eines Tages sieht Primel etwas im Wald, was er nicht sehen darf. Und als er von der sowjetischen Militärpolizei streng verhört wird, hilft ihm der fabelhafte Herr Maier aus der Klemme. Niemand weiß genau, wer dieser Herr Maier eigentlich ist. Er ist zugleich freundlich und unheimlich, hat überall gute Beziehungen. Die Leute meiden ihn ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2000

Sybil Gräfin Schönfeldt findet diese Geschichte von dem Flüchtlingsjungen Primel, die in den Nachkriegsjahren angesiedelt ist, "so leise und unaufdringlich wie (Härtlings) Hirbel". Typisch findet sie, dass auch diese Geschichte nicht uneingeschränkt gut aus geht, auch wenn der Junge überlebt und auch seine Flucht irgendwann beendet ist. Aber dennoch bleibt, wie die Rezensentin feststellt, etwas zurück. Eine besondere Rolle spielt ihrer Ansicht nach dabei ein Mann, mit dem sich der Junge angefreundet hatte, der krumme Geschäfte gemacht und eine eigene Moral für sich definiert hat und den er eines Tages erschossen im Wald findet. Primel wird sein Leben lang geprägt sein, verrät die Rezensentin. Nicht nur von den Schrecken des Krieges, sondern auch vom "Reiz des Bösen", bei dem sein erwachsener Freund eine zentrale Rolle spielt. Anerkennend bemerkt die Rezensentin, dass in diesem Buch deutlich wird, welche Spuren der Krieg und die Zeit danach in den Köpfen eines Kindes hinterlässt. Eine "für ein Kinderbuch (...) ungewöhnliche Aussage", findet die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.11.2000

Stephanie von Selchow zeigt sich in ihrer kurzen Besprechung sehr angetan von dem Jugendbuch, das Nachkriegserlebnisse eines Zwölfjährigen schildert und das der Autor selbst als autobiografisch bezeichnet. Sie ist beeindruckt von dem ökonomischen Einsatz der Mittel - "wenige Federstriche" reichen dem Autor aus, um ein außerordentlich "anschauliches" Bild zu entwerfen. Auch bewundert sie, wie "großartig" es Härtling in seinem Buch gelingt, sich in einen Jungen von zwölf Jahren hineinzudenken.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.10.2000

Eine unaufgeregte Besprechung eines unaufgeregten Buches liefert Siggi Seuss von diesem zweiten Kinderbuch Härtlings. Wohlwollend erzählt er die Geschichte nach, in der ein Flüchtlingsjunge namens Primel mit seiner Tante an der tschechischen Grenze 1945 auf einen Zug wartet, der ihn und andere sudetendeutsche Vertriebene "einer sicheren Zukunft näher bringen" soll. Man wartet, es ist Sommer, der Krieg ist vorbei und der Friede noch nicht richtig da. Die "Tableaus", die daraus und aus dem Fund eines erschossenen Fremden am Waldrand entstehen, hat Härtling ruhig und direkt entworfen, so Seuss, und in ihnen von der Sehnsucht des Jungen nach Geborgenheit und "einem saftigen Stück Braten" erzählt.
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