Peter E. Gordon

Prekäres Glück

Adorno und die Quellen der Normativität
Cover: Prekäres Glück
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518588079
Gebunden, 470 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Frank Lachmann. Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2019. Mehr als fünfzig Jahre nach seinem Tod ist immer noch höchst umstritten, worin das Vermächtnis Theodor W. Adornos besteht. Viele sehen in ihm den Philosophen der kompromisslosen Negativität, der gnostischen Finsternis, auch der allumfassenden, maßstabslosen Kritik. Selbst in der breiteren Öffentlichkeit hat sich das Bild vom Denker der totalisierenden Verzweiflung, des "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" verfestigt - bis zum Klischee. Der Historiker und Philosoph Peter E. Gordon stellt dieses Bild entschieden in Frage. Adorno, so argumentiert er, ist vielmehr als ein Theoretiker zu verstehen, dessen Praxis der Kritik sich an einer unrealisierten Norm des menschlichen Gedeihens orientiert - des prekären Glücks in einer radikal unvollkommenen Welt. Diese Norm weist Gordon als das einigende Thema aus, das Adornos gesamtes Werk durchzieht, seine soziologischen Schriften ebenso wie seine Moralphilosophie, Metaphysik und Ästhetik.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.2024

Ein "kundiger und subtiler" Adorno-Leser spricht zu Rezensent Uwe Justus Wenzel aus den Texten von Peter E. Gordon. Der Autor wolle beweisen, dass sich Adornos Philosophie nicht auf "die negative Ethik eines weniger falschen Lebens" beschränken lasse. Wenzel vollzieht Gordons argumentativen Weg nach, der letztendlich zum Begriff der "Normativität" führe, deren Ursprünge nach Adorno in elementaren Erfahrungen wie Leid, aber auch Glück zu suchen sind. Daraus ergibt sich, so Wenzel, für den Autor ein Gegenbild zum "Schwarzmaler" als der Adorno oft interpretiert wurde. Vielmehr finde Gordon auf seiner Spurensuche, die Idee 'menschlichen Gedeihens'. Insgesamt ist der Rezensent, der offensichtlich für ein Fachpublikum schreibt, durchaus überzeugt von Gordons Argumentation.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.03.2024

Der hier rezensierende Soziologe Stefan Müller-Doohm wirbt um Aufmerksamkeit für das Buch des Ideenhistorikers Peter E. Gordon. Die Debatte über "das Ende der Metaphysik" und "die Universalität von ethischen Normen" führt Gordon, laut Müller-Doohm mit Blick auf Adornos Philosphie und glänzt dabei mit bedenkenswerten Argumenten. Wer Adorno als "totalen Skeptiker" begreife, gibt der Rezensent Gordons Argumentation wieder, verkenne, dass der Philosoph durch die "Benennung des Falschen " die Idee eines "richtigen Lebens" geben wolle. Der Rezensent vollzieht Gordons Argumentation nach, die ihn zum Begriff des "prekären Glücks" führt - mit der Interpretation von Adorno als radikalem Schwarzseher sei diese nicht vereinbar. Insgesamt findet Müller-Dohm überzeugend, wie Gordon in verständlicher Sprache aufzeigt, dass Adornos Theorien über den oftmals attestierten Pessimismus hinausgehen - eher weniger gelungen findet er Gordons Anliegen, eine "Tugendlehre" aus Adornos "gebrochener Glücksforderung" herzuleiten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.01.2024

Rezensent Lukas Klus reibt sich die Augen, wenn der Philosophiehistoriker Peter E. Gordon antritt, Adorno vor dem Mythos des Ultrapessimisten zu erretten und ihn zum Denker des Glücks zu krönen. Denn: Gordon geht analytisch vor und begründet seine Thesen, meint Klus. Auf einmal steht Adorno nicht länger als gesellschaftskritischer Bewohner des Elfenbeinturms da, sondern als normativer Glückssucher! Dass der Autor solcher wagemutigen Gedanken zum Trotz Adorno nicht gänzlich auf links dreht, scheint Klus zu gefallen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de