Peter Carey

Die Chemie der Tränen

Roman
Cover: Die Chemie der Tränen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013
ISBN 9783100102379
Gebunden, 318 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Eine verlassene Frau, ein einsamer Junge. Catherine ist Kuratorin im Londoner Museum für Kunsthandwerk, ein Haus voller Schätze, in dem sie Uhren und Spieldosen betreut. Und sie ist verlassen, denn ihr Geliebter ist tot. Wie betäubt wendet sie sich einem alten Wunderwerk zu, einem künstlichen Schwan, der vor über 100 Jahren im Schwarzwald erbaut wurde: für einen kleinen Jungen, im Auftrag seines Vaters. Der erhoffte sich von der Maschine das Weiterleben seines Sohnes, so wie Catherine ihre Liebe retten will. Am Ende gelingt es um den Schwan bildet sich endlich die Familie, von der der Vater immer nur geträumt hatte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.01.2014

Nicht sein bestes Buch, murrt Tilman Urbach angesichts von Peter Careys seltsamer Parallelisierung alter Mechanikerkunst im Schwarzwald des 19. Jahrhunderts und schiefer Seelenlagen im London von heute. Was die Konservatorin Catherine bei ihren Nachforschungen über einem mechanischen Vogel erlebt, scheint Urbach doch arg an den Haaren herbeigezerrt und mitunter schlicht schlecht recherchiert. Mit Nebelbomben umhüllt der Autor seine Frage nach der Reproduzierbarkeit von Leben. Derart, dass der Rezensent den erzählerischen Mut des Autors als Übermut deuten möchte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.05.2013

Eine Automaten-Ente zum großen Symbol der Liebe zu stilisieren, das könnte lächerlich wirken, räumt Sylvia Staude ein, versichert aber zugleich, dass Peter Carey mit seinem Roman dieser Gefahr ganz problemlos entrinnt. Märchenhaft und wahr findet die Rezenstin diese Geschichte, die ihr zugleich von der "Großartigkeit der Liebe" und der "Banalität der Trauer" erzählte. Es geht um einen Vater, der um 1850 herum glaubt, seinen schwindsüchtigen Sohn vor dem Tod zu bewahren, wenn er ihm nur Vaucansons Ente bauen lässt. Deswegen macht er sich von Australien auf nach Karlsruhe ("einem seltsamen Ort"), um das Ding anfertigen zu lassen. 150 Jahre später liest die Kuratorin eines Londoner Museums seine Aufzeichnungen, sie selbst wird gerade von Trauer über ihren verunglückten Mann überwältigt. Staude staunte zwar selbst, was sie Carey alles an Verzweiflung und Liebe abnimmt, aber dennoch hat sie das Buch seufzend aus der Hand gelegt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.05.2013

Hierzulande ein Geheimtipp, ist der australische Wahl-New Yorker Peter Carey in den USA längst ein doppelt Booker Prize-dekorierter Starliterat, weiß Christoph Schröder. Zurecht, wie der Rezensent angesichts von Careys neuem Roman "Die Chemie der Tränen" feststellt. Dessen Handlung, die "mindestens zwei doppelte Böden" hat, wie Schröder berichtet, läuft auf mindestens zwei Zeitebenen ab und umfasst die Trauerarbeit einer Londonerin über ihren verstorbenen Liebhaber im Jetzt sowie die Schwarzwaldreise eines englischen Exzentrikers im Jahr 1854. Jede Erzählstimme ist für sich genommen schwer erträglich, doch in der Kombination gelingt es Carey, sie "in literarische Strahlkraft umzuwandeln". Große Kunst, das Ganze, und eine eindeutige Kauf- und Leseempfehlung von Schröder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.05.2013

Ein "gar nicht so kleines" Lesefest sind für Jochen Hieber zumindest Passagen des ersten, und wie er findet, noch feinsinnigen und wohlgeordneten Teils dieses Romans von Peter Carey. Da schickt der Autor, nach einem Auftakt im London unserer Zeit, einen Engländer in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf Spieluhrensuche in den Schwarzwald. Laut Rezensent Anlass für allerhand kulturhistorische Atmo und angelsächsische Deutschlandklischees, Kuckucksuhren, Fasnacht und dergleichen. Weniger gut hat Hieber der zweite Teil dieses Unterhaltungsromans gefallen. Zu viele Nebenfiguren, zu viel Mystizismus und ein Finale, das ihm doch recht erzwungen erscheint.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.05.2013

Hans-Peter Kunisch fällt es schwer, zusammenzufassen, worum es in Peter Careys "Die Chemie der Tränen" eigentlich geht. Schon den Inhalt findet der Rezensent reichlich skurril: die Uhrmacherin Catherine arbeitet in einem Londoner Museum. Als ihr Kollege und Liebhaber stirbt schiebt ihr Chef sie in einen abgelegenen Gebäudeflügel ab, damit sie ihre Trauer in den Griff bekommen kann. Dort stößt sie auf die Notizbücher von Henry Brandling, einem englischen Deutschland-Reisenden, der einst hoffte, seinen todkranken Sohn mithilfe der Zeichnung einer mechanischen Ente Jacques de Vaucansons heilen zu können, fasst der Rezensent zusammen. Wie Brandling fasziniert Catherine "die eigenartig glücksintensive Wirkung lebensimitierender Automaten" und mit jedem gelesenen Abschnitt der Notizen löst sich etwas von ihrem Kummer auf, erklärt Kunisch. Die Grundidee findet der Rezensent zwar schön, das Buch ist aber zu schematisch geraten, die "erzählerische Konstruktion" drängt sich förmlich auf, findet er.
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