Pawel Huelle

Das letzte Abendmahl

Roman
Cover: Das letzte Abendmahl
C.H. Beck Verlag, München 2009
ISBN 9783406582431
Gebunden, 266 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Der neue Roman von Pawel Huelle, der auf einer realen Begebenheit basiert, spielt in einem Danzig in naher Zukunft. Der Maler Mateusz will, nach dem Vorbild Leonardo da Vincis, ein Bild des letzten Abendmahls malen und lädt seine Freunde zu einem Foto-Shooting ein, damit sie den Aposteln ihr Gesicht leihen. Drei dieser alten Freunde und den Erzähler, der Griechisch studiert und sich mit der Geschichte Jerusalems beschäftigt, lernt der Leser näher kennen, den Arzt Lewada, den Physikprofessor und Geschäftsmann Wybrßnski und den Religionswissenschaftler und Initiator von lukrativen "Wahrheitspilgerfahrten" Berdo. Das Foto-Shooting konfrontiert alle mit ihrer Vergangenheit und mit ihren Lebensplänen, und was bei einem Gemälde über das letzte Abendmahl nahe liegt, geht es bei allen um Geld und Werte, Freiheit und Spiritualität, Kunst und Kommerz, aber auch um das Christentum und den Islam - in das Stadtbild von Danzig haben sich zu den Kirchtürmen auch die Minarette gesellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.06.2009

Den polnischen Kontext (der Kaczynski-Ära) mal beiseite - dieses Buch ist eine Aufregung, findet Stefanie Peter und meint das als Lob. Was Pawel Huelle hier als Roman verarbeitet hat - eine Danziger Posse um ein Gemälde -, mag an sich nicht so spannend sein, suggeriert sie uns. An Huelles Fähigkeit, die Ereignisse eines einzigen Tages zu einem verwickelten Plot mit fantastischen Elementen, religionswissenschaftlichen Exkursen und Seitenhieben gegen die Kunst und den Klerus zu verarbeiten, hat Peter allerdings keinen Zweifel. Oder doch, einen kleinen: Wenn Huelle es metatextuell allzusehr krachen lässt, verliert Peter kurz den Faden oder ein bisschen die Lust am Lesen oder beides. Die "sorgfältige" Übersetzung von Renate Schmidgall holt sie aber schnell wieder ins Geschehen zurück.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.04.2009

Florian Kessler staunt nicht schlecht, welch blanke Wut dem Leser aus Pawel Huelles jüngstem Roman "Das letzte Abendmahl" von diesem Autor der "Balance und Mäßigung" entgegenschlägt. Der Roman spielt in der nächsten Zukunft in Danzig, wo sich ehemalige Solidarnosc-Kämpfer zu einem Fototermin treffen: Der Maler Mateusz will sie nach dem Vorbild des Letzten Abendmahls fotografieren, um die Aufnahme dann abzumalen, erklärt der Rezensent. Nach Fassung ringend frage der Erzähler, der übrigens den gleichen Namen trägt wie der Autor, nach gültigen Werten jenseits der politischen Utopien. Huelle zeige aber in seinem abgrundtief "pessimistischen Sittenbild", in dem die ehemaligen Freunde aus Solidarnosc-Zeiten lediglich noch am "Ausverkauf der Religion" beteiligt sind, wie Gewalt und Gleichgültigkeit die Oberhand gewinnen. Am Ende mündet dieses polnische Schreckensbild in eine globale Apokalypse, und der beeindruckte Rezensent hat das Gefühl, dass hier der Roman selbst die Fassung verliert und schließlich "am Aufprall mit der Gegenwart zerbricht".
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