Johannes Fried

Kein Tod auf Golgatha

Auf der Suche nach dem überlebenden Jesus
Cover: Kein Tod auf Golgatha
C.H. Beck Verlag, München 2019
ISBN 9783406731419
Gebunden, 189 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Mit elf Abbildungen. Was wissen wir zuverlässig über Jesus? Dass er gelebt hat und um das Jahr 30 gekreuzigt wurde, gilt als Minimalkonsens. Der Historiker Johannes Fried geht noch einen Schritt weiter: Medizinische Erkenntnisse legen nahe, dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat. Von hier aus begibt sich Fried auf eine Spurensuche nach dem überlebenden Jesus, die von den Evangelien über Fragmente "häretischer" Schriften bis zum Koran führt.  Folgt man dem nüchternen Kreuzigungsbericht des Johannes, erlitt Jesus bei der Folterung eine Lungenverletzung und fiel am Kreuz in eine todesähnliche Kohlendioxidnarkose. Nur eine gezielte Punktion kann das Leben retten, und genau dafür sorgte der Lanzenstich eines römischen Kriegsknechts. Jesus wurde ungewöhnlich früh vom Kreuz abgenommen, ins Grab gelegt und bald darauf lebend gesehen. Johannes Fried beschreibt, wie sich in der Folge im Römischen Reich die Theologie vom auferstandenen Gottessohn verbreitete, während Jesus in Ostsyrien als Mensch und Gesandter Gottes verehrt wurde. Diese Lehre wurde verketzert und ist nur noch in Fragmenten greifbar, aber gerade hier könnten sich Spuren von Jesu weiterem Wirken außerhalb des Zugriffs der römischen Staatsgewalt finden, die bis zur Frühgeschichte des Islams führen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.04.2019

Rezensent Ulrich Gutmair attestiert dem Historiker Johannes Fried, eine wunderbar plausible Erklärung gefunden zu haben, warum das Grab Jesu leer war: Mithilfe unfallchirurgischer Hypothesen entwickele er die Möglichkeit, dass Jesus am Kreuz wegen Verletzungen des Brustkorbs in ein CO2-Koma fiel, das die Römer fälschlicherweise als Tod interpretierten. Der Lanzenstich, der diesen Tod eigentlich bestätigen sollte, habe Jesus das Leben gerettet, da bei der Punktierung das lebensbedrohliche Gemisch aus Blut und Wasser, das die Ohnmacht begleitet habe, abgeflossen sei. Das Koma hielt noch eine Weile an und wurde weiterhin für den Tod gehalten, während Jesus sich in Wahrheit in seinem Grab erholte und dann fliehen konnte, fasst der Kritiker zusammen. Ob er diese Hypothese nun aber wertvoll findet, behält Gutmair für sich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.04.2019

Das ist doch mal eine These! Jesus starb nicht am Kreuz, sondern fiel in ein CO2-Koma und erwachte später im Grab wieder, wo er von Freunden versorgt wurde. So Johannes Fried in seinem Buch. Rezensent Ernst Rommeney findet das höchst spannend zu lesen und nicht unplausibel, zumal Fried archäologisch argumentiert und sich auf den Passionsbericht des Johannes sowie auf apokryphe Evangelien bezieht. Und die These, dass der Mythos von der Auferstehung ganz nützlich war, um den Mann vor weiterer Verfolgung zu schützen, erscheint ihm ebenfalls plausibel. Ein Buch auch für kirchliche Dogmatiker, findet er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2019

Rezensent Peter Gemeinhardt liest das Buch des Historikers Johannes Fried zumindest ab dem zweiten Drittel als Krimi. Frieds sich auf das Johannesevangelium stützende Hypothese, derzufolge Jesus durch eine Punktierung der Pleurahöhle durch die Lanze eines Soldaten die Kreuzigung überlebt habe und später unentdeckt in Ostsyrien weiterlebte, findet der Rezensent verwegen. Der vom Autor kalkulierte Widerspruch wird laut Gemeinhardt schon deswegen nicht ausbleiben, weil Fried unwissenschaftlich arbeite, wenn er die gesamte Literatur des frühen Christentums gegen die Dogmatik umdeute. Mit der Behauptung, Jesu Grab sei leer gewesen, verlässt der Autor die Grenzen des Sachbuch-Genres, so der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.02.2019

Rudolf Neumaier sieht den Glauben jedenfalls nicht gefährdet mit Johannes Frieds Rekonstruktion eines etwas anderen Kreuzwegs Christi. Offen bleibt eh alles und nichts ist sicher, meint er am Ende der Lektüre. Dass Jesus am Kreuz durch den Speerstich eines Römers eine lebensrettende Pleurapunktion erhalten haben könnte, wie es Fried vermutet, hält Neumaier zwar für eine wackelige Ufo-These, kaum würdig eines renommierten Mittelalterhistorikers, mutig scheint ihm das Buch aber allemal und mit Frieds bei Pathophysiologen, Molekularbiologen und im Evangelium des Johannes gesammelten Informationen auch durchaus wissensreich. Jesus als gärtnernder Rentner - warum nicht, denkt sich der Rezensent.
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