Paulo Coelho

Elf Minuten

Roman
Cover: Elf Minuten
Diogenes Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783257063738
Gebunden, 286 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Maria, eine junge Frau aus dem brasilianischen Hinterland, träumt von Abenteuern, fernen Ländern und von der großen Liebe. Momentan aber ist sie gezwungen, ihren Lebensunterhalt als Tänzerin und "Sexarbeiterin" in einem Nachtclub in Rio de Janeiro zu bestreiten. Sie tut es ohne Scham, denn schließlich ist ihr Herz nicht dabei, und sie hat sich geschworen, sich nicht zu verlieben. Doch dann trifft sie jemanden, der ihre Gefühle durcheinander bringt, weil er zu ihr in einer neuen, ungewohnten Sprache spricht - der Sprache der Seele...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2003

Eva Marz stellt eine gewisse Diskrepanz in der Beurteilung der Romane Paul Coelhos durch das Feuilleton auf der einen Seite und durch das breite Lesepublikum andererseits fest. Während Literaturkritiker sein Werk als klischeehaft und trivial aburteilen, kann sich der brasilianische Autor einer breiten und dabei von Bill Clinton bis Mohammad Chatami durchaus illustren Leserschaft rühmen, weiß die Rezensentin. Auch diesem Roman über die junge Brasilianerin Maria, die nachts als Prostituierte, tagsüber aber an ihrem "Seelenheil" arbeitet, wird es ähnlich ergehen, meint Marz. Sie findet, dass Coelho eigentlich immer aufs neue am gleichen Buch schreibt, denn stets sind seine Protagonisten auf der "Suche nach gesicherter Identität". Wie bereits in seinen früheren Romanen geht der Autor ein "existentielles Ur-Thema" an, in diesem Fall dreht es sich um "Sex", der auch mit den "Elf Minuten" des Titels angesprochen ist, erklärt die Rezensentin. Und dieses Buch ist ihrer Meinung nach weniger ein "guter Roman" als eine "Heiligenlegende", denn der Autor versteht sich wohl eher als "Sinnstifter", denn als "Dichter", so die Rezensentin, die dies offensichtlich ganz in Ordnung findet.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.11.2003

Paulo Coelho ist seit "Der Alchemist" ein Erfolgsautor, der es auch ohne Hilfe Elke Heidenreichs im Nu auf die Beststellerlisten schafft. Die Kritiker runzeln die Stirn, der Leserschaft ist's egal, stellt Gerrit Bartels fest. Das muss daran liegen, überlegt der Rezensent, dass Coelho die individuelle Suche nach Glück und Erfüllung in seine helfenden Hände nimmt. Die ungewöhnliche Biografie des Autors verschaffe ihm darüber hinaus auch noch persönliche Glaubwürdigkeit: Psychiatrieeinweisung, Haft und der Selbstversuch in verschiedenen alternativen Lebensmodellen. Coelhos Romane sind schlicht gestrickt, befindet Bartels, versammeln aber religiöse beziehungsweise esoterisch angehauchte Botschaften und enthalten märchenhafte oder historische Elemente. Auch "Elf Minuten" erzählt ein Märchen, so Bartels: von einer brasilianischen Prostituierten in Genf, die rechtzeitig dem richtigen Mann auf dem echten Pilgerpfad nach Compostela über den Weg läuft. Coelho geht es nicht um soziale Realitäten, heißt Bartels Schlussfolgerung, sondern seine Bücher versprächen "wohlfeile Lebenshilfe" - die ihnen miesepetrige Rezensenten nicht gewähren.