Paula Fox

Pech für George

Roman
Cover: Pech für George
C.H. Beck Verlag, München 2004
ISBN 9783406517150
Gebunden, 254 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Susanne Röckel. George Mecklin, die Hauptfigur, arbeitet als Lehrer an einer Privatschule in Manhattan, lebt aber inzwischen mit seiner Frau Emma außerhalb von New York auf dem Land. Es ist Ende der sechziger Jahre, es herrscht Unruhe im Land, eine Unruhe, die sich mit den Lebenskrisen der Ehepaare im mittleren Alter, die Paula Fox beschreibt, geradezu unheilvoll verknüpft. George bemüht sich um seine Schüler, um seine stagnierende Ehe, er ist sensibel und guten Willens, aber seine Unzufriedenheit wächst. Als er einen Jungen, Ernest Jenkins, der in ihr Haus eingedrungen ist, auf frischer Tat ertappt und Ernest sich ihm weniger als Dieb, denn als einsamer, haltloser Jugendlicher darstellt, glaubt er eine neue Aufgabe gefunden zu haben... Scharfsinnig, voll abgründiger Komik, portraitiert Paula Fox in diesem klassischen amerikanischen Roman von 1967 die Verzweiflung in den bürgerlichen Vorstädten und die Versuche, ihr zu entkommen...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.05.2004

Ja, das ist Paula Fox, freut sich Martin Krumbholz. Diese einzigartige Fähigkeit zur "Zuspitzung" ganz "alltäglicher Stuationen", diese vortrefflichen Dialoge (auch in der Übersetzung, fügt er hinzu). Immer wieder, schreibt Krumbholz, "ragen aus dem scheinbar gemächlichen Fluss der Sprache scharfkantige Splitter heraus, die die Aufmerksamkeit des Lesers fordern und sein Vergnügen fördern". Paula Fox entlarve ihre Figuren, aber zugleich begegne sie ihnen mit Sympathie. Das ist aber auch, fügt Krumbholz an - und hier wird das Lob behutsam abgeschwächt - ein Frühwerk der Autorin. Obgleich nicht weniger lesenswert als beispielsweise ihr Meisterstück "Was am Ende bleibt", sei er doch "greller instrumentiert" und im Handlungsverlauf "vergleichsweise voraussehbar".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.05.2004

"Ein sanfter Schock" war dieser früher Roman von Paula Fox für Rezensentin Meike Fessmann. Gänzlich unspektakulär, mit einer fast "pragmatischen Nichtigkeit", erzählt er die Geschichte zweier Eheleute, die eines Tages feststellen müssen, wie weit sie sich voneinander entfernt haben, berichtet die Rezensentin. Doch, warnt sie, dürfe man sich von der Unaufgeregtheit nicht täuschen lassen, betont Fessmann. Fox sei eine "Meisterin der Andeutungen", die das Unglück wie Gift in den Alltag träufele. In "Pech für George", erklärt Fessmann, herrscht ein weniger bohemeheftes Ambiente als in Fox' späteren Romanen, wodurch die Rezensentin die Leere ihrer Figuren unvermittelter zu spüren bekam. Auch wenn Fessmann schließlich einschränkt, dass dieser Erstlingsroman nicht zu den besten der Autorin zähle, so doch bestimmt zu ihren aufschlussreichsten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.05.2004

Niemals, schwärmt die Rezensentin Angela Schader, würde man "Pech für George" für ein Romandebüt halten, so "überlegt" choreografiert Paula Fox die Handlung um den trotz seiner mehr als dreißig Jahre vollkommen leblosen Lehrer George Mecklin. Leblos in der Wahrnehmung der Anderen ("ein Kürbis, dem man die Gesichtszüge erst einschnitzen müsse", "ein Möbelstück aus einem Büro"), leblos in seiner eigenen Wahrnehmung (ein leerer Anzug). In diese Wahrnehmung, so die Rezensentin, muss sich also der Leser bequemen, mit all ihrer Genauigkeit und - trotzdem - der Unfähigkeit, die registrierten Dinge einzuordnen, und mit all den "fast blinden und unkoordinierten Versuchen zur Selbstrettung". Als einen solchen Versuch könne man wohl auch die Ausflüge des Ehepaares Mecklin sehen, die nur dazu dienen, sich durch die Schäbigkeit der Umgebung ihres Glücks zu vergewissern und dadurch "Intimität" zu schaffen. Auch im bedeutendsten Ereignis des Romans - ein halbwüchsiger Junge schleicht sich bei Mecklins ein, woraufhin George ihn unterrichtet, um ihn zum Schulabschluss zu bringen - sieht die Rezensentin eher einen Selbstrettungsversuch als das wirkliche Aufleben des "pädagogischen Eros". Und wenn auch die Zuspitzung der Handlung in gewisser Hinsicht vernichtend ist, so wird doch für die Rezensentin der ganze "Sumpf an Kleinlichkeit und Hoffnungslosigkeit" zusammengehalten von der "Klammer" der Anfangs- und Schlusssätze ("Wer hört zu? - Walling setzte sich und hörte zu"), die den Hinweis auf ein "sicheres Ufer" geben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.03.2004

Die Rezensentin Maike Albath zeigt sich sehr angetan von Paula Fox' "großartigem" Debütroman, der schon alle Stärken aufweise, die ihre weiteren Romane prägen sollten. Schon hier gehe es um die "haltlosen Seelen", die später zuhauf ihre Bücher bevölkern. Haltlose Seele Nummer eins, so die Rezensentin, heißt George, ist ein "langweilig-redlicher" Lehrer und lebt seit kurzem sehr zurückgezogen mit seiner "lethargischen" Ehefrau im ländlichen Haus, bis plötzlich der "verwahrloste Jugendliche" Ernest auftaucht und in George die "Vision" weckt, ihm zum Schulabschluss zu verhelfen. Das in diese Dreiecksbeziehung wabernde "dramatische Potential" komme jedoch erst ganz langsam zum Vorschein - durch die an Ernest materialisierte "Verdichtung" der ehelichen "Ungereimtheiten". Beeindruckt zeigt sich die Rezensentin von Fox' "doppelgleisiger Erzählstrategie", die "neben dem roten Faden der äußeren Ereignisse, die lakonisch und unbewegt vermittelt würden, eine zweite Geschichte hervorarbeite, die im "Inneren der Figuren" angesiedelt sei und durch die Schilderung ihrer Beobachtungen bildhaft "prägnant" zutage komme. Paula Fox, so die Rezensentin, ist schon hier voll und ganz die "unspektakuläre" Expertin für "alltäglich Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen", als die sie später bekannt wurde.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2004

Paula Fox, so die Rezensentin Gisa Funck, gehört zu jenen Schriftstellern, die von dem Lob eines berühmten Kollegen aus dem Vergessen gerissen wurden - in ihrem Fall Jonathan Franzen. In der Tat seien Fox' Romane seitdem nicht nur neu aufgelegt worden, sondern in den "souveränen" Übersetzung von Susanne Röckel nach und nach auch auf Deutsch erschienen. In ihrem Erzähldebüt "Pech für George" aus dem Jahr 1967 beschreibt Fox das trostlose Leben des Englischlehrers George Mecklin, der an einer für die Rezensentin sehr aktuellen Pathologie leidet, nämlich "dem Leiden an der scheinbaren Willkür existenzieller Zwänge, die immer erst ein selektiver Blick zu einem Schicksal adelt". George bringe diesen heilsspendenden Blick einfach nicht auf. Doch als er und seine Mehr-Schlecht-als-Recht-Ehefrau sich mitten im "Summer of Love" in die Einöde zurückziehen, wird George durch einen Nachhilfeschüler "auf den Boden der Tatsachen" zurückgeholt, mit der Einsicht, dass die "Lust am Denken" für das Denken unerlässlich ist. Doch während George sozusagen wiedergeboren wird, so die Rezensentin, stört sich seine Frau an der Anwesenheit des Teenagers, was sich in gewohnter Fox-Manier zum "kammerspielartig verdichteten" Ehedrama auswächst, "das plätschernd, geradezu beiläufig in die Katastrophe schlittert". Die Figuren erscheinen der Rezensentin zwar zuweilen übermäßig "resigniert", doch Fox' "nüchtern-personaler Erzählton" wirkt für sie wie ein Bann.
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