Paul-Henri Campbell

Nach den Narkosen

Gedichte
Cover: Nach den Narkosen
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2017
ISBN 9783884235560
Kartoniert, 96 Seiten, 18,80 EUR

Klappentext

Insuffizienz: Die Gedichte von Paul-Henri Campbell sind der Erfahrung eines defekten Körpers gewidmet. Der Mensch, der heute mit einer chronischen körperlichen Anfechtung zu ringen hat, ist ein permanenter oder zumindest periodischer Gast der Klinik. Er verbindet sich mit Maschinen, die sein irritiertes inneres Regen messen, verbindet sich mit geregelten Abläufen ärztlicher Behandlung, und ist deren Herausforderung. Schreibend sich darin zu behaupten, gegen die Frist des instabilen Seins, ist ein Aufruhr von nackter Diesseitigkeit. Der Defekt und die Apparate und Verfahren seiner Beschwichtigung werden Teil der Selbstverständigung. Sie zu beschreiben, zu benennen, ihrem Rumoren einen Vers abzugewinnen, ist das Bemühen, mit dem eigenen Ausdruck im Leben zu sein. Am Puls der Zeit statt am Piepen der Herzrhythmuskontrolle - beide Takte sind im Gedicht verstrickt, um die Narkose zu verlassen.
Neben den Gedicht-Zyklen "nach den narkosen", "plasma" und "medtronic KAPPA KSR 901", die sich dem klinischen Dasein widmen, enthält der Band außerdem den Zyklus "gärten ohne menschen", der durch die Institution der Grünanlage wandelt, diesem bürokratischen Reflex auf halbe Sehnsüchte nach Natur. Den Zyklus "martin heidegger schaltet das radio ein" treibt die Frage um nach der prometheischen Scham, ihrem Fehlen, in der Verwicklung von Technik und Philosophie. "digitales dharma, diptychen" versammelt Gedicht-Spaltungen zum Thema Sichtbarkeit und Unverfügbarkeit im Netz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2018

Der in Amerika geborene, seit Teenagerjahren in Deutschland lebende Dichter Paul-Henri Campbell hat ein Herzleiden, das ihn immer wieder ins Krankenhaus bringt. Dieses Leiden prägt seine Gedichte, schreibt Andreas Platthaus in seiner leider sehr kurzen Kritik zu Campbells Lyrikband "Nach den Narkosen". Wie Campbell die ständige Präsenz des Todes thematisiert, ohne Illusion oder Sentimentalität, hat Platthaus stark beeindruckt. Die Form ist abwechslungsreich, mal konkrete Poesie, mal mehr Essay. Deutsches mischt sich mit Englischem. "Einer der wichtigsten jüngeren Dichter", versichert Platthaus.
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