Michel Serres

Erfindet euch neu!

Eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation
Cover: Erfindet euch neu!
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518071175
Kartoniert, 69 Seiten, 8,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stefan Lorenzer. Die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten rasend schnell verändert: Die Weltbevölkerung und die Lebenserwartung steigen; traditionelle Großkollektive wie Nationen, Konfessionen und Parteien verlieren an Bindekraft; Wissen, das früher in Bibliotheken gespeichert war und mühsam erworben werden musste, steht uns heute überall zur Verfügung. Der Wandel hat längst ein solches Ausmaß erreicht, dass wir laut Michel Serres mit Fug und Recht davon sprechen können, dass die Angehörigen der jungen Generationen einer anderen Spezies angehören: jener der "kleinen Däumlinge", die mit flinken Fingern ihre Smartphones steuern, sich vernetzen und kommunizieren. Den "kleinen Däumlingen" widmet der große Philosoph Michel Serres diese Liebeserklärung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.12.2013

Theresia Enzensberger fühlt sich von Michel Serres Hymne auf das Internet und die Generation der Däumelinchen, der Touchscreen-User, ein wenig an die Cyber-Utopien der Neunzigerjahre erinnert. "Erfindet euch neu!" war im Original vor dem NSA- und Prism-Skandal erschienen, gesteht die Rezensentin Serres zu, aber sie kommt nicht umhin, seinen unbedingten Glauben an die demokratisierende Wirkung der Neuen Medien ein wenig naiv zu finden, die "Schattenseiten des Internets" sind nicht erst seit 2012 bekannt, weiß Enzensberger. Serres scheint zu vergessen, dass die allermeisten Däumelinchen sich nur an der Oberfläche bewegen und der Code, der sich dahinter versteckt, oft genug von den Spezialisten großer Firmen gestaltet wird, meint die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.10.2013

So ganz überzeugt scheint Uwe Justus Wenzel nicht zu sein von diesem kurzen, aber "abschweifungsreichen" Essay des Philosophen und Informationstheoretikers Michel Serres über, nun ja, die digitale Bohème und neue Denkformen. Liegt es daran, dass der über 80-jährige Serres die digital natives als Zielgruppe anvisiert? Wenzel versteht zwar, worum es Serres geht, um eine bilderreiche Vision der totalen Vernetzung nämlich, doch bleibt der Blick in die Zukunft für den Rezensenten fahl. Die Empörung jedenfalls, die er aufgrund des an Hessels Erfolgspamphlet erinnernden Buchtitels wohl ein bisschen erwartet hat, kann er in diesem Buch nicht entdecken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2013

Michel Serres' Lobgesang auf die "vernetzte Generation" hat Franz Viohl nicht wirklich überzeugt. Die Argumentationen des Autors verlaufen für ihn wieder einmal auf einer entschieden "assoziativ-anekdotenhaften Ebene". Im Grunde hält er dem Philosophen vor, den Siegeszug der Digitalisierung viel zu idealistisch zu sehen. Serres erliege dem Trugschluss, die globale Vernetzung führe automatisch zu einer hierarchiefreien Gesellschaft. Viohl fühlt sich bei der Lektüre immer wieder an die Netzapologeten aus den Anfangsjahren des Internets erinnert, die mit der digitalen Revolution auch eine umfassende Demokratisierung und Befreiung der Welt verbanden. Derartige Hoffnungen haben sich nach Ansicht von Viohl keineswegs erfüllt. Stattdessen verbindet er mit dem Internet heute mehr denn je narzisstische Selbstdarstellung, Verlust von Sozialkompetenz und Preisgabe des Datenschutzes. Davon scheint ihm bei Serres leider zu wenig die Rede.
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