Matthias Göritz

Die Sprache der Sonne

Roman
Cover: Die Sprache der Sonne
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406800047
Gebunden, 331 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Die junge Amerikanerin Lee, unruhig, frisch getrennt, reist auf der Suche nach der Vergangenheit ihrer Großmutter nach Istanbul. Helene Bischoff hatte sich als deutsche Jüdin in den 30er Jahren vor der Verfolgung durch das NS-Regime dorthin gerettet. Damals bot Kemal Atatürk großzügig Juden Asyl in der Türkei, er hatte vor allem Intellektuelle, Ingenieure, Ärzte und Juristen im Blick, die mithelfen sollten, die radikale Modernisierung der Türkei voranzutreiben. Lee entdeckt in Istanbul, dieser geschichtsträchtigen und überbordenden Megacity zwischen Orient und Okzident, dass der ehemalige Weggefährte und zeitweilige Geliebte ihrer Großmutter, der Journalist und Agent Georg Naumann, immer noch lebt, weit über hundert Jahre alt. Was verbindet ihn mit Helene und vielleicht sogar mit ihr, Lee?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 24.05.2023

Ein "literarisches Energiebündel" hat Matthias Göritz hier vorgelegt, freut sich Rezensent Ingo Arend. Der Roman überzeugt ihn mit einer Mischung aus der spannenden Identitätssuche seiner Protagonistin, intellektuellen Reflexionen und seinem kunstvollen Zusammenspiel aus Geschichte und Fiktion. Die junge Amerikanerin Lee sucht in Istanbul nach der großen Liebe ihrer jüdischen Großmutter und trifft auf den über hundertjährigen Georg Naumann, der die Regierungszeit Mustafa Kemal Atatürks noch miterlebt hat, in die der Leser mittels Rückblenden eintaucht, lesen wir. Damit rücken auch essenzielle Fragen über "Sprache als Zentrum einer Nation" in den Fokus, so der Kritiker, denn Atatürk war überzeugt von der Idee der "Sonnensprache", die das Türkische als "Urgrund der Zivilisation" verstand.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.2023

Einen intelligenten Roman über "die menschliche Sprache in jedweder Hinsicht" liest die hier rezensierende Dichterin Silke Scheuermann mit Matthias Göritz' neuem Buch, in dem sich die Studentin Lee in Istanbul auf die Suche nach der großen Liebe ihrer jüdischen Großmutter Helene macht. Es sind die herausgerissenen Seiten im Tagebuch der Großmutter, die in den dreißiger Jahren aus Deutschland fliehen musste, die Lee dazu animieren, jenen Mann aufzusuchen, den diese anscheinend so dringend vergessen wollte, lesen wir. Sie landet bei Georg Naumann, einem ehemaligen Journalisten, der nicht nur Helene, sondern auch die Regierungszeit Kemal Atatürks miterlebt hat. Auf der zweiten Erzählebene des Romans taucht der Leser nun in das Istanbul der dreißiger Jahre ein und erfährt von der "Sonnensprachtheorie", die von Atatürk propagiert wurde. Dabei werden grundsätzliche Fragen über die Möglichkeiten von Sprache gestellt, so die Kritikerin, über ihre unterschiedlichen Formen, Übertragungen und ihre Grenzen. Das ist so interessant wie unterhaltsam, meint Scheuermann, und wünscht diesem Roman viele Leser.
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