Malika Blain, Joke van Leeuwen

Jahre ohne Amrar

(Ab 12 Jahre)
Cover: Jahre ohne Amrar
Fischer Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2006
ISBN 9783794180363
Gebunden, 160 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann. Zima und ihre große Familie leben mitten in Casablanca, Marokko. Sie wohnen in einfachsten Verhältnissen, aber da ist dieser himmelblaue Schrank, der Zima groß genug erscheint, um die ganze Welt zu fassen. Denn hier sind die verbotenen Bücher und Papiere ihres großen Bruders Amrar aufbewahrt. Er ist aktives Mitglied der oppositionellen Studentenbewegung, die in dieser Zeit der 70er Jahre verboten ist. Eines Tages verschwindet Amrar und erst nach einem quälend langen Jahr erfährt die Familie, dass er im Gefängnis sitzt und zu weiteren zwölf Jahren verurteilt wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.09.2006

Als ein "ungewöhnliches" Buch lobt Rezensentin Gabriele Kossack Joke van Leeuwens vorliegenden Roman, der auf Gesprächen mit der jungen Marokkanerin Malika Blain und ihrer Familie basiert. Aus der Perspektive der jüngsten Tochter werde das authentische Schicksal einer Familie im Casablanca der sechziger Jahre geschildert, deren zwei Söhne plötzlich verschwinden, weil sie sich an den studentischen Unruhen beteiligt haben, und in der Folge zu Gefängnisstrafen verurteilt werden. Die genaue Beobachtungsgabe der Tochter und die lakonisch gehaltenen Schilderungen, aus denen die "Härte und Brutalität" besonders deutlich hervorstechen, machen Van Leeuwens Roman zu einem "präzisen Porträt", das über das bloße Einzelschicksal hinausreicht. Denn dem Leser werde auf eindrückliche Art und Weise der Erfahrungsraum einer marokkanischen Stadt vermittelt, die Düfte und Gerüche, die Enge der Wohnungen sowie das Alltagsleben der Muslime.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.04.2006

Sehr beeindruckt ist Rezensentin Hilde Elisabeth Menzel von diesem Buch, in dem die mehrfach ausgezeichnete niederländische Autorin Joke van Leeuwen sich dem politisch gebeutelten Marokko der siebziger Jahre widmet. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der kleinen Zima, deren älterer Bruder beginnt, sich politisch gegen das rigide Regime von König Hassan II. zu engagieren, wobei ihn die Mutter, obwohl sie nicht lesen kann, beim Verstecken verbotener Schriften kräftig unterstützt, wie Menzel erzählt. Amrar wird verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, sein jüngerer Bruder tritt ebenfalls in die Opposition ein. Und als dieser verhaftet wird, übernimmt die Mutter. Was die Rezensentin an dem Buch besonders gefallen hat, sind die anschauliche Schilderung der Umgebung, die Zeichnung der Personen und die Botschaft: "Es ist die Liebe und Unterstützung von Familien und Freunden, an denen Diktaturen scheitern können."
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