Magdalena Saiger

Was ihr nicht seht oder Die absolute Nutzlosigkeit des Mondes

Roman
Cover: Was ihr nicht seht oder Die absolute Nutzlosigkeit des Mondes
Edition Nautilus, Hamburg 2023
ISBN 9783960543091
Gebunden, 168 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

"Diesen Text wird nie jemand lesen." Ein namenloser Erzähler, der seinem Erfolg im Kunstbetrieb und der Zivilisation den Rücken kehrt und ins Offene aufbricht. Ein Kunstwerk, das bei seiner Vollendung schon wieder zerstört werden soll. Und ein Dorf, das nur noch in den Erzählungen eines Einzelnen existiert.Zwei Männer begegnen sich dort, wo auf Google Maps die Umrisse unscharf werden, im Hinterland bei der Autobahn, wo schon lange niemand mehr absichtsvoll hingelangte. Der eine will in einer verlassenen Lagerhalle ein gigantisches Labyrinth aus Papier erschaffen, das nie jemand zu Gesicht bekommen soll. Sein Vorhaben entwickelt er, grimmig und entschlossen, im Zwiegespräch mit einem Publikum, dem er sich zugleich vehement verweigert. Der andere, der von ihm Giacometti genannt wird und dessen Anwesenheit ihm zunächst gar nicht gelegen kommt, widersetzt sich dem Lauf der Dinge, indem er Nacht für Nacht von seinem Dorf erzählt, das hier einst gestanden hat, bevor es einer Kohlegrube weichen musste. Einander beäugend, suchend und doch auf Abstand haltend bewegen sich die beiden Gestalten am Rand der Grube, ungewollt Verbündete in der Verteidigung des Ortes gegen Anfechtungen von außen...

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.04.2023

Worum genau in diesem Roman, der von Definitionen und Reflexionen durchsetzt ist, es geht, lässt sich nicht so einfach sagen. Ein Künstler hat eine Erscheinung und zieht sich in eine verlassene Fabrik bei einem Dorf zurück. Dort erscheint ihm ein Mann, mit dem er sich befreundet, während er ein Papierlabyrinth bastelt. Aber eigentlich geht es natürlich um etwas anderes, erklärt Rezensentin Beate Tröger: das Rätsel der Kunst und des Unsichtbaren. Das ist ihr manchmal etwas zu konstruiert, aber dann hat sie sich doch einfangen lassen von diesem Versuch, die Rätsel der Kunst im Rätsel des Labyrinths und den Eigenschaften des gefalteten Papiers zu spiegeln.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.04.2023

Oft drehen sich Kunst- und Künstlerromane ja um die Selbstermächtigung durch Kunst, doch davon keine Spur bei Magdalena Saiger, freut sich Rezensentin Sabine Peters. Der Ich-Erzähler war früher selbst ganz vorne mit dabei im Kunstbetrieb, bis er genug hat von der Selbstherrlichkeit eines zutiefst kapitalistischen Marktes, in dem er keinen rechten Sinn mehr sehen mag, erklärt Peters den Ausgangspunkt. Er entzieht sich durch eine Flucht aufs Land und macht damit den Raum des Subversiven auf, der Saigers Debüt durchzieht, konstatiert sie: Der frühere Künstler denkt nun an zerstörte Kunst, an Projekte ohne Haltbarkeit, ohne Dauer, die sich selbst überleben. Auch wenn da an einigen Stellen hätte gekürzt werden können, ist die Kritikerin durchweg überzeugt von den Bildern, die die Autorin mit ironisch gebrochener und doch melodischer Sprache heraufzubeschwören vermag: "Staunenswert", schließt sie.