Lyndal Roper

Hexenwahn

Geschichte einer Verfolgung
Cover: Hexenwahn
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406540479
Gebunden, 460 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Holger Fock und Sabine Müller. Die Hexenverfolgung - wir wissen relativ genau Bescheid über die Zahl der Opfer, die regionale Verteilung, über den Ablauf der Prozesse und über die üblichen Anklagepunkte; was wir nicht so genau wissen, ist, wie und warum eine dörfliche oder städtische Gesellschaft so grausam und brutal über meist wehrlose Opfer wie Alte und Kinder herfiel. Lyndal Roper will die emotionalen Mechanismen aufspüren, die den Boden für diese Prozesse und die Exekution ihrer Urteile bereiteten. In der Erzählung einiger markanter Fälle wird deutlich, dass es für die Menschen des 16. und 17. Jahrhunderts überlebenswichtig war, zu erkennen, warum ein Kind starb, die Kühe erkrankten, die Ernte verfaulte. Der Vorwurf an die meisten der Hexerei Verdächtigen war der Schadenszauber - sie waren schuld, dass die Milch sauer wurde, das Kind krank, das Wasser vergiftet. Beseitigte man diese Schuldigen, dann konnte es wieder aufwärts gehen. Erstaunlicherweise wurde gerade diese Schuld an denjenigen festgemacht, die am meisten zur Versorgung anderer und zu ihrem Wohlergehen beigetragen hatten: an älteren Frauen. Wie ist diese Projektion zu erklären? Was prädestinierte sie dazu, zum Sündenbock zu werden?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.04.2007

Die Rezensentin Caroline Schnyder ist beeindruckt von dem, was Lyndal Roper über Hexenverfolgungen in Süddeutschland und die gesellschaftlichen Bedingungen, unter den sie stattfanden, zusammengetragen hat. Das Resultat ist ihrer Ansicht nach eine "spannungsvolle, dichte Erzählung über Menschen, die aus Angst kein Mitleid mehr kannten". Ein Schwerpunkt ihrer Studie, die Schnyder faszinierend findet, liegt auf den kollektiven Phantasien, die mit Weiblichkeit, besonders mit der Weiblichkeit alter Frauen, zu tun haben. Dabei treten menschliche Abgründe zutage, deren Analyse durch Roper die Rezensentin an einigen Stellen fast "zu suggestiv" findet. Der "Schlüssel zu den Hexenfantasien" ist "die Sorge um den Erhalt der Fruchtbarkeit", beobachtet Schnyder. Für ihre Analyse stützt Roper sich vorwiegend auf die Geständnisse, die die vermeintlichen Hexen vor Gericht ablegten, da diese ebenso viel über die Opfer wie über die Gedankenwelt der Richter verraten.
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