Lutz Seiler

schrift für blinde riesen

Gedichte
Cover: schrift für blinde riesen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518430002
Gebunden, 112 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Lutz Seiler kehrt nach zwei Romanen zurück in den Heimathafen der Gedichte. Zurück in die Stimmen der Kindheit, ins Waldstadion, in den "Knochenpark" und zur Frage, wo unser "eignes schmales erdreich ankern kann". Er entdeckt den "Ahnenapparat" seines vom Uranbergbau geschleiften Heimatdorfes, um dort "seinen Toten" zu lauschen. Er durchstreift die Klangwelt des märkischen Kieferngewölbes und ist unterwegs: ob in den Legenden von Trouville oder in Stockholm, seiner zweiten Heimat, immer auf der Suche nach einer "schrift für blinde riesen" und ihrem Blick dorthin, "wo die welt vermutet werden könnte".
Mit seiner suggestiven Stimme und einer gehärteten Sprache jenseits aller Moden eröffnet Lutz Seiler einen ureigenen poetischen Raum.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 21.08.2021

Es sind immer die gleichen Motive, aus denen Lutz Seiler seine literarischen Welten baut, stellt Rezensent Helmut Böttiger fest. Doch Seiler bearbeitet sie jedes Mal so gründlich und mit immer neuen Ansätzen, Mitteln, in neuen Kontexten und Konstellationen, dass sie schließlich "vieldeutig zu irisieren beginnen", so der beeindruckte Rezensent, und etwas ganz Überraschendes daraus entsteht - so auch in seiner Lyrik, zu der der Autor nun nach zwei Romanen zurückgekehrt ist. So zieht sich beispielsweise das Schreiben selbst als Motiv durch seine Texte und wird zusammengebracht mit der Landschaft, in der Seiler sich bewegt, aber auch dem Handwerk, auf das er immer wieder zurückkommt, die konkreten Werkzeuge - der Kolben, die Tinte, der Bogen. Durch solche Verbindungen etwa entsteht jener zugleich präzise und doch rätselhafte Ton, der Seilers Gedichte ausmacht, lesen wir. Spannend findet der Rezensent auch das ganz eigene Bezugssystem, das der Autor mit dem Motiv des blinden Riesen aufbaut. Dieser, erklärt der hingerissene Kritiker, verweist hier auf die untergegangene Titanic, dort auf den Autor und anderswo auf die Menschheit selbst, die "schon länger den Blick blinder Riesen" hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.08.2021

Gut "abgehangen" erscheinen Tobias Lehmkuhl die Gedichte im neuen Band von Lutz Seiler. Und das bedeutet für den Kritiker, abgesehen von einem kleinen Einwand, nichts Schlechtes. Elf Jahre hat sich Seiler für den neuen Gedichtband Zeit gelassen und Lehmkuhl findet hier neben jüngeren Stücken auch ältere Arbeiten des Autors und Dichters, der ihm hier auch Einblicke in seine Notizbücher gewährt. Der Rezensent begleitet Seiler in den Gedichten von der Kindheit in Gera über die Jugendjahre in Berlin bis nach Wilhelmshorst, liest von ersten Kippen, erster Liebe und ersten Schreibversuchen oder von Urlauben nach Frankreich und Italien. Mitunter entdeckt er Verse von "Benn'scher" Kühnheit, vor allem aber lobt Lehmkuhl die "Reife" der Stücke, die nicht selten alte Themen Seilers variieren. Einen Zyklus ergeben die Gedichte in diesem Band allerdings nicht, räumt der Kritiker ein: Vielmehr stehen sie da wie "Einzelkinder in einem Ankerglas", meint er.
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