Lutz Seiler

pech und blende

Gedichte
Cover: pech und blende
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518121610
Taschenbuch, 90 Seiten, 8,64 EUR

Klappentext

Lutz Seilers Gedichte sind gehärtete Gebilde außerhalb aller Moden. In einer kargen, verknappten Sprache sucht der Autor nach dem Essentiellen, nach den Spuren unseres Herkommens.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.12.2000

Auch wenn "Pech & Blende" nicht für alle ohne ergänzende Erklärungen echter DDR-Kundler verständlich ist - die Rezensentin Angelika Overath ist von Lutz Seilers Lyrikband beeindruckt. Die Lektüre erfordert höchste Aufmerksamkeit. Denn der 1963 geborene gebürtige Ostdeutsche nenne in seinen Gedichten die sprachliche Wirklichkeit der DDR so deutlich beim Namen, dass man mindestens zu einem Konversationslexikon greifen müsse, um sich den oft sehr deutlich formulierten Sinn erschließen zu können. Das schadet aber nicht, meint die Rezensentin. Seiler nennt die Dinge "zwingend genau" beim Namen. Da kann man sich auch die Mühe machen, eigene Bildungslücken selbstständig zu schließen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.11.2000

Erst als er aufgegeben hat, die Gedichte des preisgekrönten und doch unbekannten Autors verstehen zu wollen, schreibt Martin Ahrends, habe er Zugang zu ihnen bekommen. Wie Nachrichten aus dem "Zwischenreich von Wachen und Träumen" seien sie erst an ihm vorübergezogen, dann mit Verspätung bei ihm eingetrudelt. Zuvorderst hat Ahrens Erinnerungen an eine DDR-Kindheit wahrgenommen, wie sie der Rezensent selbst auch erlebt hat, aber darunter, in den unteren tieferen Schichten der poetischen Gebilde sieht er einen Ton, eine innere Musik am Werk, die ihn in die magische Welt seiner Kindheit führt, Bilder, Erinnerungen, Gefühle des Nicht-Gelebten auslöst: "Evokationen". Ahrens zitiert den Autor mehrfach, wie zur Bekräftigung: "jedes gedicht/ geht auf ameisenstrassen/ durch die schallbezirke seiner glocke." Bei Ahrens ist die Glocke in Schwingung geraten - dieses eine Mal. Er möchte die Erfahrung nicht missen, sagt er, aber ob er sie wiederholen würde, wisse er nicht. Schwierige Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.09.2000

Es gibt eigentlich nur "gedeckte, graubraune Farben" in diesen Gedichten, schreibt Katrin Hillgruber. Und doch geben gerade sie, die als Ausdruck authentischer DDR-Biografie gelten müssen, dieser Sammlung des jungen Lyrikers ihren düsteren Reiz. Immer wieder zitiert die Rezensentin einzelne Zeilen, und zeigt auf, welchen Lebensspuren - des Vaters, der im Uranbergbau arbeitete, des Sohnes, der von der Krippe bis zur NVA am "unentrinnbaren Zwang zum Kollektiv" litt - die Gedichte zu verdanken sind. Sie macht in ihnen "melancholische Erdenschwere" aus und einen Hang zur "krassen Körperlichkeit", manchmal auch "Spielerisches, Kokettes". Die Nähe zu Huchel - der Autor arbeitet als Leiter des Peter-Huchel-Hauses in Wilhelmshorst - ist für Hillgruber spürbar in seinen "Naturszenen". Alles in allem ein manchmal erstaunt klingendes Lob für den Preisträger der Kranichsteiner Literaturpreises und des Lyrikpreises von Meran.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.08.2000

Geradezu vorbildlich sorgfältig setzt sich Helmut Böttiger in seiner Rezension mit den Gedichten Lutz Seilers auseinander. Dass diese keine leichte Kost sind, ist an den vielen Zitaten zu erkennen. Böttiger aber geht genau auf ihre Motivik und Metaphorik ein, beschreibt die subtile Transformation von Biografie in hoch sprachbewusste Dichtung. Keine Frage, dass ihm Seilers Poesie dieser genauen Auseinandersetzung wert scheint. Böttiger lobt ihre "Musikalität", den ganz eigenen Seilerschen Sprach- und Motivkosmos, die "archaische Wucht" seiner "Zeitgenossenschaft".
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