Lorraine Daston, Peter Galison

Objektivität

Cover: Objektivität
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783518584866
Gebunden, 530 Seiten, 34,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Christa Krüger. Ein Kernbegriff der neuzeitlichen Wissenschaft wird zum Ausgangspunkt dieser brillanten wie überaus materialreichen Studie, die bildliches Anschauungsmaterial, Praktiken, Theorien und Geschichte in subtiler Weise miteinander verknüpft. Objektivität, so zeigt sich, hat eine Geschichte - und diese steckt voller Überraschungen.
Lorraine Daston und Peter Galison zeichnen die Entstehung dieses Begriffs in den Wissenschaften vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart nach und zeigen, wie er sich von Konzepten wie der Wahrhaftigkeit der Natur und des geschulten Urteils unterscheidet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.04.2008

Erhellend findet Rezensent Carlo Caduff dieses Werk von Lorraine Daston und Peter Galison, das der Geschichte der Objketivität begriffsgeschichtlich und bildgeschichtlich nachgeht. Zentral scheint ihm dabei die Frage, wie derart verschiedene Dinge wie Schneeflocken und Nervenzellen, Schildkröten und Blattläuse, Hirnströme und Nanoröhren in den Naturwissenschaften dargestellt wurden und werden. Anhand einer Fülle von instruktivem Quellenmaterial führen die Autoren für ihn überzeugend den Siegeszug des "objektiven" Zugriffs auf die Welt anhand der Abbildung wissenschaftlicher Gegenstände vor Augen. Caduff sieht Daston und Galison dabei in der Tradition des späten Michel Foucault. An diesen anknüpfend zeigten sie den Zusammenhang des Aufstiegs der neuen Norm von der Abbildung der Natur mit den Vorstellungen des wissenschaftlichen Akteurs. Sein Fazit: eine lohnende Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.04.2008

Michael Hampe hat diese Geschichte der Objektivität in der Wissenschaft mit gespannter Aufmerksamkeit gelesen und kann in seiner eingehenden Kritik nur Gutes darüber berichten. Für Philosophen, erklärt der selbst in Zürich lehrende Rezensent, könnte das Buch zunächst als Enttäuschung erscheinen, konzentriert es sich doch nicht auf die Begriffsgeschichte, sondern untersucht den erkenntnistheoretischen Wert der Objektivität anhand wissenschaftlicher Abbildungen. Doch spätestens seit dem "iconic turn" ist dieser Zugang zum Thema absolut zeitgemäß, findet der Rezensent, der sich vom Gedanken- und Abbildungsreichtum dieses umfassenden Werks beeindruckt zeigt. Notwendigerweise falle auch das forschende Subjekt in den Blick und Lorraine Daston und Peter Galison, Wissenschaftshistoriker am Max-Planck-Institut in Berlin beziehungsweise an der Harvard-Universität, zeichnen in ihrer Objektivitätsgeschichte deshalb auch die Entwicklung des wissenschaftlichen Subjekts als ein immer weiter verschwindendes nach, so Hampe gefesselt. Am liebsten würde er dieses gewichtige Buch zur "Pflichtlektüre" für Wissenschaftshistoriker und alle anderen Interessierten machen und er betont, dass selbst Philosophen hier auf ihre Kosten kommen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.12.2007

Außerordentlich erfreut ist Rezensent Michael Adrian ob dieser Studie zur Objektivität von Lorraine Daston und Peter Galison. Die Quintessenz des Buches, so erklärt er, ist die Idee, dass auch das Thema Objektivität historisiert werden kann. Als Reaktion auf die Problematisierung wissenschaftlicher Subjektivität sei im 19. Jahrhundert eine spezifische Vorstellung von Objektivität entstanden. Anhand der Veränderung wissenschaftlicher Atlanten veranschaulichen die Autoren, wie zunächst nicht die naturgetreue Abbildung, sondern die idealisierte Typisierung im Vordergrund stand. Später wurde die Fotografie als der Zeichnung an Objektivität überlegenes Medium bevorzugt, doch ergaben sich auch hier Probleme der Interaktion von Gegenstand und Beobachtungsmethode. In mathematische und logische Welten sei manch Wissenschaftler daraufhin geflüchtet, aber der Anfang des 20 Jahrhunderts brachte einen neuen Umgang mit den Bildern - man schulte nun das Sehen. "Famos", "bestechend", "hervorragend übersetzt" und eine "beeindruckende Meditation über das erkennende Subjekt", überschlägt sich der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2007

Die Idee der Objektivität hat eine Geschichte und die wird in diesem Buch erzählt. Jene "technische Objektivität", die aus dem Experiment den experimentierenden Menschen als verunreinigenden Faktor mit aller Macht herauszubekommen versucht, ist, wie die Verfasser zeigen, ein Kind des 19. Jahrhunderts. Im Jahrhundert zuvor ging es bei wissenschaftlicher Erkenntnis und ihrer Darstellung noch sehr viel mehr um das "typische Bild" - und um dies zu zeichnen, bedarf es des Experten und Kenners, der das "Wesentliche" vom Zufälligen zu trennen weiß. Diese Geschichte erzählt der Band keineswegs trocken. Vielmehr entwerfen die Autorin und der Autor eine "grandios gezeichnete Galerie wissenschaftlicher Charaktermasken", schwärmt der Rezensent Helmut Mayer. Überhaupt kennt er nur Lob und Preis für den Band, der sowohl im "Detail" als auch in den "großen Entwicklungslinien" zu überzeugen wisse.
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