Linda Maria Koldau

Frauen - Musik - Kultur

Ein Handbuch zum deutschen Sprachgebiet der Frühen Neuzeit
Cover: Frauen - Musik - Kultur
Böhlau Verlag, Wien 2005
ISBN 9783412245054
Gebunden, 1189 Seiten, 110,00 EUR

Klappentext

Seit die historische Frauenforschung begonnen hat, nach der Rolle der Frau in der Gesellschaft zu fragen, ist unser gewohntes Bild der Vergangenheit ins Wanken geraten. Auch in der Musikgeschichte öffnen sich bei eingehender Betrachtung neue Perspektiven. Nur auf den ersten Blick erscheint das deutsche Musikleben der Frühen Neuzeit als eine rein männliche Kultur. Im professionellen Musikleben, den Hofkapellen, Kirchen und Stadtpfeifereien, traten Frauen nicht auf. Doch boten sich ihnen in vielen Lebensbereichen des Adels, des Bürgertums und der Ordenswelt zahlreiche Gelegenheiten zu musizieren und das Musikleben ihrer Zeit zu beeinflussen.
Diese fast vollkommen verborgene Kultur weiblichen Musizierens wird mit dem vorliegenden Handbuch in ihrer gesamten Bandbreite aufgedeckt. Anhand primär außermusikalischer Quellen werden die vielfältigen Funktionen gezeigt, in denen Frauen an der Musikkultur der Renaissance und des Barock teilhatten: als Mäzeninnen und Impulsgeberinnen, Vermittlerinnen und Sammlerinnen, als (professionelle und private) Sängerinnen und Instrumentalistinnen und - äußerst selten - auch als Komponistinnen. Allgemeine Darstellungen wechseln sich dabei mit biografischen Skizzen ab, in denen das musikalische Wirken heute vergessener Frauen rekonstruiert wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.08.2006

Höchst verdienstvoll erscheint Gerhard R. Koch diese umfangreiche Studie über Frauen in der Musikgeschichte, insbesondere in der Renaissance und im Barock, die Linda Maria Koldau vorgelegt hat. Beeindruckend findet er nicht nur die Materialfülle des Werks, sondern vor allem den "subkutanen Blick" der Autorin, der hinter den Fassaden eine Mannigfaltigkeit femininen musikalischen Wirkens zu Tage fördert. Ausführlich berichtet er über musizierende Frauen in Klöstern, an den Höfen und in den Patrizierhaushalten, wo Musikalität in hohem Ansehen stand. Koch sieht in dem Werk mehr als nur ein bedeutendes Dokument der Frauenforschung - zumal die Autorin die Situation der Musikerinnen im Zusammenhang der Epochenströmungen darstellt. So kann er den Band jedem uneingeschränkt empfehlen, der sich für Kultur-, Kirchen- und Musikgeschichte interessiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.07.2006

"So spannend wie enttäuschend" findet  Rezensentin Verena Naegele dieses über tausend Seiten fassende Handbuch, das sich mit dem vielfältigen, jedoch nur selten kompositorischen musikalischen Schaffen von Frauen im deutschsprachigen Raum der Frühen Neuzeit beschäftigt. Zwar sorgt die Autorin Linda Maria Koldau für einen ersten Überblick, gliedert die von ihr gesammelten Fakten auf transparente Weise und liefert zahlreiche Hinweise zu möglichen, weiteren Forschungsarbeiten, so Naegele, doch insgesamt bleibe sie zu oft bei der "Aufzählung von Fakten" stehen und gewinne aus ihnen keine neuen genderspezifischen Erkenntnisse. Sehr interessant findet die Rezensentin hingegen eine These Koldaus, wonach die Tatsache, dass Frauen das musikalische Leben am Hofe organisierten, dazu führte, dass das politische Heiratskalkül der europäischen Königshäuser weitreichende musikhistorische Konsequenzen hatte.